Im Herzen der Wildnis - Roman
Gefühl gibt, dass ich es nicht bin. Sie ist großartig, und es tut mir leid, dass ich ihr mit dem, was ich tun werde, wehtue. Vier Jahre hat sie um mich gekämpft – gegen Caitlin, die nach meiner Rückkehr aus Alcatraz Scham, Schuld und Reue zeigte, aber keine Bitte um Vergebung über die verkniffenen Lippen brachte. Ja, sicher, Shannon wird verzweifelt sein. Enttäuscht. Verbittert. Aber ich kann sie nicht um Verzeihung bitten. Shannon lebt zu sehr, um meine Entscheidung für den Tod zu verstehen.
Aidan legte den Colt neben sich und zog die Handschuhe aus, um den goldenen Ring, den Claire ihm hier in Cathedral Grove angesteckt hatte, auf den Ringfinger der anderen Hand zu schieben. Sein Blick flog hinauf zum Himmel und zu den aufgleißenden Lichtstrahlen zwischen den Sequoias. »Claire, mit diesem Ring heirate ich dich. Ich trage ihn als ein Zeichen, dass ich dich mehr als alles andere auf der Welt liebe und dass ich für immer zu dir gehöre. Ich bin dein Mann, und du bist meine Frau. Nicht einmal der Tod kann uns trennen.«
Er hob den Revolver, schob den Lauf in seinen Mund, umschloss ihn mit den Lippen und drückte ab.
Der Schuss verhallte im stillen Wald.
Die Reporter des Cosmopolitan besuchten Shannon an dem Tag, nachdem sie während des Autorennens auf dem Highway nahe Monterey einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt hatte. Während der eine das Interview führte, schoss der andere die Fotos von ihr mit staubigem Lederhelm und zerkratzter Schutzbrille. Die Aufnahmen von ihrem neuen Ford 999 Racing Car mit offenem Vier-Zylinder-Motor und achtzig Pferdestärken, das jetzt in der Auffahrt zum Haus parkte, waren bereits im Kasten.
Dreihundert Zuschauer waren gestern zu dem Rennen angereist, einige mit dem Zug aus Los Angeles, andere mit Kutschen aus San Francisco. Sie hatten gejubelt, als Shannon mit brüllendem Motor über die Ziellinie geschossen war. Josh, der sie nach Monterey begleitet hatte, hatte sie ungestüm umarmt und johlend herumgewirbelt. Die Champagnerdusche, die sie völlig durchnässte, hatte sie ihm zu verdanken.
Der Reporter tippte mit dem Bleistift auf seinen Notizblock und blickte auf. »Wie schnell waren Sie gestern, Mrs Conroy?«
»Etwas über zweiundsechzig Meilen pro Stunde.« Das Blitzlicht der Kamera explodierte, und eine kleine Rauchwolke stieg zur Decke. Shannon schob die Schutzbrille auf den Lederhelm.
»Fahren Sie privat auch so rasant?«
Sie lachte ausgelassen. Ihre Kieferknochen schmerzten noch immer, weil sie während des Rennens die Zähne fest zusammengebissen hatte, um sich auf der mit Schlaglöchern übersäten Strecke keinen Zahn auszuschlagen. »Nein, Sir. In der City fahre ich meinen roten Cadillac. Mein Mann und mein Sohn haben viel Platz in dem Wagen.«
Der Reporter sah kurz zu Rob hinüber, der das Interview aufmerksam vom Rollstuhl aus verfolgte.
»Mrs Conroy, dieses Jahr fahren Sie den Ford 999 zum Sieg. Was kommt als Nächstes? Ein Flugzeug, wie der Flyer von Orville und Wilbur Wright?«
Vor wenigen Tagen, am Vormittag des 17. Dezember 1903, hatten die Wrights mit ihrem Doppeldecker den Himmel erobert. Der Chronicle hatte an diesem Morgen eine Fotoreportage über die Brüder gebracht.
»Ja, warum nicht?«, entgegnete Shannon mit einem Lächeln. »Ich würde gern fliegen lernen.«
»Zum Vergnügen?«
»Und um meine Geschäftstermine wahrzunehmen. Conroy Enterprises hat Unternehmen in ganz Kalifornien. Conroy Electrics in San Francisco, die Filmstudios in Los Angeles, die Orangenplantagen in …«
In diesem Augenblick klingelte das Telefon neben dem Sofa. Rob steuerte seinen Rollstuhl umständlich zu dem Tischchen, lehnte sich vor und nahm den Hörer ab. »Ja? … Schon gut, Mr Mulberry … Ja, natürlich«, sagte er. »Stellen Sie durch! … Caitlin? Nein, Ma’am, Shannon gibt gerade das Interview für den Cosmopolitan . Kann sie in einer halben Stunde zurückrufen? … Na schön! Einen Augenblick, ich gebe sie Ihnen!« Rob hielt Shannon den Telefonhörer hin. »Sie muss dich sofort sprechen – es ist dringend.«
»Ist etwas passiert?«, fragte sie beunruhigt.
»Keine Ahnung. Sie klingt sehr aufgeregt.«
Shannon ging zu ihm hinüber und nahm ihm den Telefonhörer aus der Hand. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie der Fotoreporter eine Nahaufnahme von ihr schoss. »Ma’am? Was gibt es?«
Am anderen Ende hörte sie einen tiefen Atemzug. »Shannon, es geht um Aidan.« Caitlins Stimme war zittrig.
Shannon spürte, wie das Lächeln aus
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