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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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drückte ab.
    Soll ich ihre Hand nehmen?, fragte sich Josh, als er den Blick von den Tänzern auf der Opernbühne abwandte und Shannon ansah, die neben ihm in der Loge saß. Wie wird sie reagieren?
    Während Shannon in aufrechter Haltung ihren Spitzenfächer umklammerte und aufmerksam den Prolog von Gounods Roméo et Juliette verfolgte, beobachtete er sie unauffällig. Ihr Trauerkleid aus schwarzer Seide war schlicht, elegant und wie alles, was sie bei öffentlichen Auftritten trug, spektakulär. Der schwarze Trauerschleier, der ihr Gesicht verhüllte, erhöhte die Ehrfurcht gebietende Wirkung des Kleides noch.
    Shannon trauerte um ihren Bruder, der sich vor zwei Tagen das Leben genommen hatte, und Rob hatte es einige Mühe gekostet, sie zu überreden, doch noch mit Josh zum Souper ins Palace Hotel und in die Oper zu gehen. Während der Kutschfahrt war sie angespannt gewesen, abwesend und ernst. Aber während des festlichen Abendessens im Bankettsaal des Palace Hotels war ihr Gesicht im Schein der Kerzen aufgeblüht. Auf dem Weg zur Grand Opera hatte Josh sich noch Hoffnungen gemacht, dass der Abend doch so ablaufen könnte, wie Rob ihn für sie beide geplant hatte: eine romantische Hotelsuite, Rosenblüten auf dem Bett und Champagner auf dem Nachttisch. »Mach ihr einen schönen Abend, Josh. Und mach sie glücklich!«, hatte Rob sich gewünscht.
    Und jetzt? Als Shannon an seinem Arm das Foyer der Grand Opera betreten hatte, hatten Will Hearsts Reporter ihre Notizbüchlein und Kameras gezückt und eine Reihe von Aufnahmen geschossen, die an das glamouröse Foto von Shannons Brautwalzer mit Rob erinnerten. Das Blitzlichtgewitter hatte Shannon zutiefst erschreckt. Mit gesenktem Kopf und aufgespanntem Fächer vor dem Gesicht flüchtete sie sich vor dem Ansturm der Fotoreporter die Treppe hinauf zu den Logen. Die Schlagzeile der morgigen Ausgabe sah Josh schon vor sich:
    S HANNON T YRELL C ONROY UND J OSH B RANDON H AND IN H AND IN R OMÉO ET J ULIETTE !
    Zwei Tage nach dem tragischen Tod Ihres Bruders erschien Mrs Conroy gestern Abend überraschend in der Grand Opera. Mrs Conroy trug ein elegantes Trauerkleid mit Schwarzer Spitze, Mr Brandon war in White Tie mit Trauerflor. Die kleine Schleife brächte sein Mitgefühl, seine Betroffenheit und seinen Respekt vor dem verstorbenen Colonel Tyrell zum Ausdruck, sagte er im Interview. Ist der gemeinsame Opernbesuch der Auftakt zu einem romantischen Liebesabenteuer? Erst vor einigen Tagen begleitete Josh Brandon Shannon Conroy nach Monterey, wo sie in einem Autorennen …
    Die Reportage im Examiner würde neue Wunden in Shannons gequältem Gewissen aufreißen.
    Josh rückte seinen Stuhl näher an sie heran und ergriff ihre Hand, die den Fächer umklammerte. Shannon sah ihn an. In der Dunkelheit der Loge konnte er ihr Gesicht unter dem Schleier nicht erkennen. Aber ihre Geste war nicht misszuverstehen: Sie drückte seine Hand. Danke, Josh. Danke für deinen Beistand. Danke für den schönen Abend.
    Shannon wandte sich ab und sah wieder zur Bühne, wo Juliette nun sehr leidenschaftlich das Leben, die Träume und die Liebe beschwor: »Je veux vivre dans ce rêve qui m’enivre …«
    Unter dem Schleier konnte er Shannons Gesicht nur als diffusen Schattenriss erkennen, aber die Art und Weise, wie sie ihren Fächer hielt und sich im Takt der mitreißenden Musik wie in einem leisen Windhauch wiegte, ließ ihn ahnen, wie sehr sie sich in diesem Augenblick mit Juliette identifizierte.
    Je veux vivre! Leben will ich! Denn bald kommt die Stunde, da ich weinen muss …
    Eine sanfte Berührung an der Schulter ließ Josh zusammenzucken. Ein junger Mann in Livree drängte sich an ihm vorbei und beugte sich über Shannon, die leicht den Kopf hob, als er ihr etwas ins Ohr flüsterte. Im ersten Moment reagierte sie nicht und saß wie erstarrt auf ihrem Stuhl. Dann suchte sie Joshs Blick.
    Der junge Mann reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen und sie aus der dunklen Loge zu führen.
    Josh erhob sich ebenfalls. »Was ist?«, fragte er beunruhigt.
    »Ein dringender Anruf.«
    »Rob?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Alistair will mich sprechen.«
    »Ich komme mit.«
    Shannon hakte sich bei ihm unter, und sie verließen gemeinsam die Loge. Auf der Treppe ins Foyer spürte Josh, wie sie zitterte. Sie hatte furchtbare Angst.
    »Hier entlang, Ma’am! Das Telefon ist hier drüben!« Sie folgten dem Diener in ein Büro. Dort nahm er den Hörer vom Schreibtisch und reichte ihn Shannon. »Ma’am.«
    Sie

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