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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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waren tiefer geworden. Sie schob ihre Hand unter die Bettdecke und legte sie auf seine Brust. »Hallo, mein Liebster. Ich kann hören, was du mir sagen willst.« Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, nahm seine Hand und lehnte sie gegen ihre Brust. »Spürst du das? Mein Herz schlägt auch schneller, so wie deines. Ich liebe dich, Rob.«
    Sie faltete ihre Hände ineinander, wie sie es in den letzten Jahren immer getan hatten, wenn sie sich besonders nah waren.
    »Ich habe deinen Brief gefunden. Shannon, my love. Das hat mich sehr berührt. Ich wusste nicht, ob ich ihn gleich lesen sollte oder …« Sie zögerte. »… später.«
    Sie wartete, dass er ihre Hand drückte oder sie anlächelte. Aber er reagierte nicht. Er atmete einfach nur weiter. Der Schmerz packte sie. So war es immer, schon seit Wochen.
    Shannon richtete sich auf. »Hast du Hunger, Rob? Willst du etwas Fleischbrühe?« Wurde das Piepsen schneller? Ja? Nein? »Wie du willst. Vielleicht möchtest du ja später etwas zum Abendessen. Ich kann dir gern etwas kochen.«
    Sie hielt kurz inne.
    »Evander ist übrigens ins Büro gefahren, hat er dir das vorhin gesagt? Auf dem Weg dorthin will er Ronan sein Fahrrad bringen. Gestern hat er das Cheese-Box-Car, das Josh für ihn gebaut hat, zu Schrott gefahren, als er damit im Garten gegen einen Baum geknallt ist. Zum Glück ist Ronan nichts passiert.«
    Sie holte tief Luft.
    »Unser Kleiner ist ziemlich traurig. Er fragt immer wieder nach dir. Du fehlst ihm so sehr. In einigen Tagen hat Ronan Geburtstag. Weißt du, was er sich am meisten wünscht? Dass sein Daddy wieder gesund wird. Ich musste weinen, als er mir das heute Morgen am Telefon gesagt hat.«
    »Mommy, ich will, dass er wieder aufwacht«, hatte Ronan geschluchzt. Ihre Kehle war wie zugeschnürt gewesen, und sie hatte kaum ein Wort herausgebracht. »Ich weiß, mein Süßer, ich weiß. Ich möchte das doch auch.«
    Robs Herz schlug jetzt schneller. Er war so gerührt wie sie.
    Und wieder wurde ihr schmerzhaft bewusst, dass sie alles, was sie einmal besessen hatte, das Glück, die Freude, die Liebe, vielleicht für immer verloren hatte. Und dass Rob vielleicht nicht mehr lange bei ihr sein würde.
    »Hab ich dir schon erzählt, dass Colin angerufen hat? Stell dir vor, Sherrie ist schwanger. Mein Bruder musste mir das natürlich sofort erzählen. Du kennst ihn ja. Er freut sich sehr, dass Jason noch ein Brüderchen oder Schwesterchen bekommt. Er ist so stolz.«
    Sie nahm Robs Hand und drückte sie.
    »Sissy hat vorhin aus New York telegrafiert. Sie hat nach dir gefragt. Soll ich sie von dir grüßen?« Sie lauschte auf das Piepsen. »Mach ich, Rob. Tyson geht es gut, schreibt sie.«
    Sie versuchte, unbefangen zu klingen, aber es fiel ihr schwer. Sissy hatte in ihrem Telegramm versprochen, ein Foto von Tyson zu schicken. Rob wusste nicht, dass der Kleine sein Sohn war. Er war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Und auch Tom sah er ein wenig ähnlich.
    »Sonst gibt’s eigentlich nicht viel Neues.« Sie küsste ihn zärtlich. »Hey, hast du Lust, dir Fotos mit mir anzusehen? Von uns und Ronan?«
    Die Bilder berührten ihn immer so, dass sie dachte, er würde lächeln. Sie beschrieb ihm, was sie sah, sodass sie die Aufnahmen gemeinsam betrachten konnten. Und sie erzählte ihm, woran sie sich erinnerte. Rob und sie vor dem Tadsch Mahal. Rob bei der Löwenjagd in Südafrika. Sie beim Tauchen am Great Barrier Reef. Ronan in einem Auslegerboot in der Lagune von Tahiti.
    Was haben wir alles verloren!, dachte sie. Bei manchen Fotos werde ich so traurig, dass ich gar nicht hinschauen kann. Es fällt mir schwer, die schönen Erinnerungen an eine unbeschwerte Zeit mit Rob zu teilen. Trösten ihn die Erinnerungen? Oder machen sie ihn so traurig wie mich?
    Am schlimmsten sind die Weihnachtsfotos. Die Bilder von Rob, der den Baum schmückt. Von Ronan, der das Geschenkpapier zerfetzt, wenn er seine Spielsachen auspackt. Der Weihnachtsschmuck, der Baum, das Lebkuchenhaus – all das erinnert mich an eine Zeit voller Schmerz. Mein Dad starb an Weihnachten. Und Tom.
    Dieses Weihnachtsfest wird traurig und einsam sein. Ronan wird bei Josh feiern. Sein Daddy wird mit ihm zum Truthahnschießen fahren, und vermutlich wird er Ronan in der Auffahrt zum Haus den Wagen steuern lassen. Er wird mit ihm den Baum schmücken und Weihnachtslieder singen. Er wird mit ihm die Geschenke auspacken und sich über sein strahlendes Lächeln freuen. Ich werde den Abend an Robs Bett

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