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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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sie mit fester Stimme.
    »Ich hatte nichts anderes von Ihnen erwartet«, gestand er ernst. »Falls Sie akzeptieren, werde ich Rob telegrafieren, dass er kommen soll. Ich will, dass ihr beide euch in Ruhe kennenlernt, bevor ihr euch füreinander entscheidet. Dass ihr miteinander ausreitet, vielleicht ins Yosemite Valley. Wer weiß, was an einem Lagerfeuer in der Wildnis alles geschehen kann, wenn ihr euch unter der Decke gegenseitig ein bisschen wärmt?« Er zwinkerte. »Vielleicht springt der Funke über, und unter der Decke brennt es lichterloh. Einverstanden?«
    Sie musste lächeln. »Einverstanden.«
    »Und Josh werde ich absagen, sobald Sie sich für Rob entschieden haben.«
    »Danke, Tom.«
    »Ich tu’s nicht für Caitlin. Ich würde lieber mit Charlton kooperieren, nicht nur, weil sein Angebot besser ist. Er ist ein feiner Kerl mit Manieren, die ich bei Caitlin vermisse. Und auf Josh kann er stolz sein, ebenso wie auf Sissy. Ich tu’s für Rob, denn ich habe nur diesen einen Sohn und diese eine Chance, es richtig zu machen. Und ich tu’s für Sie, Shannon.«
    »Danke, Tom, von ganzem Herzen.«
    Tom  legte  seine  Hand auf  ihre.
    Kurz darauf brachte der Kellner die Austern, und die Spannung, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, entlud sich in ausgelassenem Gelächter, als sie ihm erklärte, wie er seine Oysters California Style schlürfen sollte: auf die kalifornische Art – von der gegenüberliegenden Seite der Schale. Er versuchte es tatsächlich!
    Der Rest des Abends verging in fröhlicher Stimmung. Während die Steaks und die Hummer serviert wurden, erzählte Tom, wie es ihn von London nach Sydney verschlagen hatte.
    »Um Opale zu suchen?«
    Tom schüttelte den Kopf. »Gold.«
    Was er erzählte, klang wie eine Liebeserklärung an Australien, die gleißende Sonne, den roten Staub, die Wildnis des Outback. Wie Charlton hatte Tom mit seiner verbeulten Pfanne Gold gewaschen, hatte jedoch kaum mehr als eine Hand voll Goldstaub gefunden. Im Jahr darauf baute er im Barossa Valley in South Australia Wein an, doch seine Rebstöcke verdorrten schon vor der ersten Weinernte, und Tom verlor alles. Jahrelang schlug er sich als Arbeiter auf einer Schaffarm in New South Wales durch, bis er genug Geld hatte, um die Farm zu kaufen. Ein Steppenbrand vernichtete jedoch die Weideflächen und viele Schafe, und Tom musste wieder von vorn anfangen. Als er dann von den schwarzen Opalen hörte, ließ er alles stehen und liegen und machte sich zu Fuß auf den Weg nach Lightning Ridge unweit der Grenze zu Queensland. Den Rest der Geschichte kannte Shannon, er hatte sie ihr gestern erzählt: Tom hatte im Geröll gescharrt und seinen ersten Opal gefunden.
    Nach dem Brandy und der Zigarre – Tom bot ihr tatsächlich eine an! – drückte sie ihm die Kamera in die Hand, damit er für Rob ein Foto von ihr schoss. Bei dem einen blieb es natürlich nicht, und Tom hatte seinen Spaß dabei.
    Lange nach Mitternacht fuhr Shannon ihn zurück zum Hotel.
    »Danke für den schönen Abend«, verabschiedete er sich. »Ich habe lange nicht mehr so gelacht.«
    »Ich fand’s auch sehr schön. Gute Nacht.«
    Unvermittelt lehnte er sich zu ihr herüber und küsste sie auf die Wange. »Gute Nacht.«
    Sie wartete, bis der Butler ihn in den Rollstuhl gehoben hatte, dann winkte sie ihm zu, wendete den Wagen und fuhr die Market Street entlang, um kurz darauf zum Nob Hill abzubiegen. Die Tränen in ihren Augen stammten nicht vom kalten Fahrtwind.
    Von einer erhöhten Stelle des Gartens blickte Josh auf die Schar der Feiernden in formeller Abendgarderobe, die Charlton nach dem For he’s a jolly good fellow ausgelassen zujubelten. Wie die anderen trug er White Tie – einen schwarzen Frack, einen weißen Seidenbinder, ein gestärktes Hemd und eine Weste.
    Rings um die mit Blumen geschmückten Speisetische, um die die Gäste standen und applaudierten, waren Pavillons errichtet worden, einer für das Buffet, einer für die Musiker der Grand Opera und einer als Tanzfläche. Dahinter verlor sich der Blick in der Finsternis der Bay.
    Charlton winkte den johlenden Gästen zu. Er hatte Josh im Schatten unter den Bäumen entdeckt und nickte ihm zu. »Meine lieben Freunde«, setzte er zu seiner Rede an, doch der Applaus hielt an. Mit einer Geste bat er um Ruhe. »Meine lieben Freunde, eine Rede! Nein, keine Angst, ich mach’s kurz.« Gelächter brandete auf und übertönte den leisen Knall, als das Blitzlicht einer Kamera aufflammte. Charlton hob wieder

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