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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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sie. Ja, auch an den Gentleman, mit dem sie gestern hier gewesen war. Nein, er kannte ihn nicht, und nein, er wusste auch nicht, ob er schon einmal hier gewesen war. Sorry, Ma’am.
    Kurz nach sechs. Immer wieder blickte sie sich wehmütig um, während sie an das Gespräch mit ihm zurückdachte. Eine Viertelstunde, ein zweiter Cappuccino, eine weitere Viertelstunde, aber er kam nicht. Kurz vor sieben. Shannon schob einen Dollarschein unter die leere Tasse und kehrte in die Lobby zurück. Hier vor dem Aufzug hatten sie sich geküsst. Ein warmes Gefühl rieselte durch ihren Körper, als sie sich daran erinnerte, wie seine Lippen die ihren berührt hatten. Wie er versucht hatte, sie zu umarmen und festzuhalten.
    Sie wartete auf den Aufzug. Der Liftboy hatte den Kuss gesehen. Er hatte sie hinauf- und wieder hinuntergefahren. Vielleicht erinnerte er sich? Doch es war ein anderer Junge. Also ging sie wieder hinaus auf die Straße. Kurz vor sieben. Er kam nicht. Sie ging zurück in die Lobby.
    Beinahe wäre sie Tom über den Weg gelaufen, der zu seiner Abendeinladung abgeholt wurde. Gerade noch rechtzeitig konnte sie sich in einem Sessel am Fenster hinter einer Vogue verstecken. Mr Portman schob den Rollstuhl durch die Lobby. Ein junger Mann half ihm, Tom die Stufen zum Gehweg hinunterzutragen, wo eine Kutsche auf ihn wartete. Verstohlen spähte Shannon aus dem Fenster. Den roten Duryea konnte Tom nicht übersehen. Stirnrunzelnd drehte er sich nach dem Auto um. Der Landauer fuhr los, wendete in weitem Bogen auf der Market Street und fuhr davon.
    Wohin wollte Tom? Zum Nob Hill. Charlton feierte seinen Geburtstag, und Tom war eingeladen. Offenbar verhandelte er auch mit den Brandons. Shannon hatte Sissy seit Jahren nicht mehr gesehen – das letzte Mal, als ihr Bruder an einem Polospiel teilgenommen hatte. Josh hatte sie nur von Weitem auf dem Spielfeld gesehen, mit Breeches, Polostiefeln, Helm und Stick, aber Sissy war entgegen dem ungeschriebenen Protokoll der Tyrells und der Brandons, die gesellschaftlich nicht miteinander verkehrten, nur ein paar Schritte entfernt gewesen. Sie war eine Schönheit, groß und schlank, und Shannon vermutete, dass Charlton keine Skrupel haben würde, sie Tom als potenzielle Schwiegertochter zu präsentieren.
    Shannon bestellte sich ein Glas Champagner – ein Vorwand, um nicht aufzustehen und zu gehen. Der Champagner wurde schal – wie ihre Rechtfertigung, noch länger zu bleiben. So sehr hatte sie gehofft, ihn wiederzusehen. Schon den ganzen Tag flogen ihre Gedanken zu ihm, zu seinem Gesicht, seinen warmen Augen, seinem dunklen Haar, seinem betörend männlichen Duft. Sie sehnte sich nach ihm, nach seiner Berührung und seinem Kuss.
    Wohin war er verschwunden? Sie würde ihn wohl niemals wiedersehen. Ihn niemals näher kennenlernen. Ihn niemals bei der Hand nehmen und mit ihm am Strand spazieren gehen. Ihn nie zum Lachen bringen. Ihn nie mehr umarmen und küssen.
    Kurz vor halb neun kehrte Tom wie verabredet zurück. Der Butler trug ihn die Stufen hinauf zum Portal und schob den Rollstuhl zum Aufzug. Sie wollte Tom nach oben folgen, als sie durch die Scheibe den Straßenwerber mit der Goldgräberausrüstung sah. Sie rannte fast nach draußen. Der Unfall gestern mit dem Gehstock? Ja, an den erinnere er sich. Der junge Mann? Nein, den kenne er nicht. Ja, der Gentleman sei schon ein paar Mal im Hotel gewesen und habe jedes Mal ein Päckchen Chesterfields bei ihm gekauft. Um sein Gehalt aufzubessern, verkaufe er nämlich Zigaretten, Schokolade und Bonbons. Ob er ihn wiedererkennen würde? Aber sicher. Eine Nachricht? Wie romantisch! Mit Vergnügen, Ma’am!
    Sie hatte einen Stift bei sich, aber kein Briefpapier. Also kaufte sie ihm eine Tafel Ghirardelli-Schokolade ab, wickelte sie aus und kritzelte auf die Rückseite des Papiers.
    Dear Sir,
    hundert Mal habe ich versucht, Sie zu vergessen, und hundert Mal habe ich mich wieder an Sie erinnert. Ich möchte Sie um Verzeihung bitten, nicht für den Kuss, den wir beide, glaube ich, sehr genossen haben, sondern für meine überstürzte Flucht vor meinen Gefühlen. Und vor den Ihren, die ich als überwältigend empfand. Beim Abschied hofften Sie, wir könnten eines Tages wieder übereinanderstolpern. Wenn Sie uns beiden eine zweite Chance geben wollen, dann antworten Sie auf demselben Weg. Ich werde die Nachricht erhalten.
    Yours truly, S.
    Sie gab dem Straßenwerber ein großzügiges Trinkgeld, dann ging sie zurück ins Hotel, um Tom zum Abendessen

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