Im Herzen der Wildnis - Roman
Welthandel kontrollieren, damit De Beers die Preise diktieren kann. Conroy Enterprises soll sich aus Südafrika zurückziehen. Und es nicht wagen, nach London zu kommen.«
Rob schlug sich mit der Faust aufs Knie. »Wir gehen trotzdem nach London.«
»Natty wird versuchen, das zu verhindern.«
Rob zuckte mit den Schultern. »Was meinst du, soll ich ihn zur Eröffnung einladen?«
»Er kommt bestimmt – um dir die Feier zu verderben.« Evander verzog die Lippen. »Abgesehen davon ist die größte Katastrophe wohl das Telegramm deines Vaters.«
Als Rob die Augenbrauen hob, erklärte Evander: »Tom wusste nicht, dass du nach Kapstadt gefahren bist. Das Telegramm wurde von Sydney weitergeleitet. Ich habe ihn vorhin informiert, dass du seit gestern in Südafrika bist. Und dass du morgen nach Johannesburg fährst, um mit De Beers zu verhandeln.«
»Was will er?«
Wortlos reichte Evander ihm ein zweiseitiges Telegramm über den Schreibtisch. Als Rob nicht aufsprang, um es ihm aus der Hand zu nehmen, erklärte er: »Tom will, dass du heiratest.«
»Was?«
»Er hat eine Frau für dich gefunden.«
»Das kann er nicht tun!«, rief Rob entnervt.
»Er hat es getan, Rob.«
»Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht heiraten werde.«
»Er schreibt, dass er einen Erben von dir erwartet. Einen legitimen Sohn, der den Namen Conroy trägt.«
»Und wenn ich mich weigere?«
»Dann enterbt er dich.«
»Sei nicht albern, Evander!«
»Doch, im Ernst, Rob. Wenn du sie nicht heiratest, erbt sie alles. Dann musst du sie ehelichen.«
»Er meint es offenbar ernst.«
Evander nickte versonnen. »Tut mir leid, Rob. Aber deine Tage als Junggeselle sind gezählt.«
Er atmete langsam aus. »Wer ist sie?«
»Shannon O’Hara Tyrell aus San Francisco. Eine mutige Abenteurerin, die mit einer Winchester im Gepäck schon die ganze Welt bereist hat. Irisches Temperament, gepaart mit amerikanischer Unabhängigkeit und kalifornischem Selbstbewusstsein. So, wie dein Vater über sie schreibt, scheint er sich in die künftige Mrs Conroy verguckt zu haben.«
»Warum heiratet er sie dann nicht?«
Evander lachte über seine Wut. »Deine Stiefmutter wäre ein Jahr jünger als du.« Mit dem Telegramm fächelte er sich kühle Luft zu.
Fluchend sprang Rob auf und riss seinem Freund das Papier aus der Hand. Dann ließ er sich wieder auf den Stuhl fallen, legte die Reitstiefel lässig übereinander und begann zu lesen.
Mr Mulberry betrat leise das Arbeitszimmer und brachte ihm ein eiskaltes Guinness, das Rob in einem Zug hinunterstürzte, um seinen hitzigen Zorn abzukühlen, bevor er das leere Glas schwungvoll auf die Steinplatte des Schreibtischs knallte und das Telegramm zum zweiten Mal las. Unwillig warf er es auf den Tisch. »Er hat Charlton Brandons Angebot, uns am Alaskahandel zu beteiligen, ausgeschlagen und verzichtet auf Millionen, weil er will, dass ich Shannon heirate. Das ist doch Irrsinn!«
Evander nickte. »So kenne ich deinen alten Herrn gar nicht.«
»Ich auch nicht. Er hat ja manchmal seine sentimentalen Anwandlungen, aber so bescheuert ist er nicht. Was, glaubst du, hat er vor?«
Ratlos zuckte Evander mit den Schultern. »Keine Ahnung. Und du?«
Rob verriet ihm, was er zu tun gedachte.
Der Neuseeländer hob beschwichtigend beide Hände. »Bevor du dich mit deinem Vater derart anlegst, solltest du Shannons Telegramm lesen.«
Rob hob die Augenbrauen. »Sie hat mir geschrieben?«
Sein Freund reichte ihm ein weiteres Blatt. »Sie weiß, wie du dich fühlst. Ihr beide seid in derselben Situation – ihr wollt nicht heiraten. Sie bittet dich, nach San Francisco zu kommen, damit ihr euch kennenlernt und gemeinsam entscheidet, was ihr tun wollt. Sie kommt auch gerne nach Hawaii, Hongkong oder Sydney, um mit dir zu sprechen. Ohne Tom, nur ihr beide.«
»Sie ist taff.«
»Die Art, wie sie schreibt, ist bezaubernd.« Evander wedelte mit dem Telegramm. »Lies selbst!«
»Später.« Er sprang auf und nahm seinem Freund das Telegramm aus der Hand. »Ich nehme jetzt ein kaltes Bad. Die Party beginnt in einer Stunde.«
Rob verließ das Arbeitszimmer und ging in seine Räume. Auf dem Weg zur Badewanne zog er sich aus und hinterließ dabei eine Spur aus verschwitzter Poloausrüstung: Reitstiefel, Knieschützer, Breeches, Poloshirt.
Im Badewasser trieben tatsächlich Eiswürfel. Von der plötzlichen Kälte, die ihm in die Glieder drang und ihm den Atem raubte, verging die hitzige Wut auf seinen Vater. Eine Weile genoss er das schmelzende Eis
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