Im Herzen der Wildnis - Roman
verträumten Lächeln las sie weiter:
Ich glaube an die Liebe auf den ersten Blick, die Gedanken, die nur dem geliebten Menschen gelten, und die Tage im Rausch der Verliebtheit, an denen man sich zum Gespött seiner besten Freunde macht. Ich bin sehr glücklich, dass ich einen Freund habe, der mich in diesem aufgewühlten Zustand erträgt und der mir in den letzten Tagen geholfen hat, Sie zu suchen.
Ihre Kehle schnürte sich zusammen, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Er hatte sie gesucht, so wie sie ihn?
Ich weiß, dass Sie Ihren Brief an mich zerrissen haben, und das macht mich traurig. Aber Ihre Tränen ermutigen mich, Ihnen dennoch zu schreiben. Geben Sie mir … geben Sie uns eine zweite Chance!
Yours sincerely, J.
Aus jedem seiner Worte sprach die Einsamkeit. Sie spürte seine Traurigkeit und Sehnsucht, wie sie den Schmerz in ihrem eigenen Herzen spürte, der verschwunden war, als sie ihren Brief zerrissen hatte. Jetzt kehrte dieser Schmerz mit einer Wucht zurück, die ihr den Atem raubte. Ob er sich vorstellen konnte, wie verloren sie sich ohne ihn fühlte? Er fehlte ihr so!
Mit Tränen in den Augen stand sie auf und ging zu ihrem Schreibtisch. Wie sollte sie ihm antworten? Ihr Blick fiel auf die Ghirardelli-Schokolade, die sie vorhin angebrochen hatte. Sie entfaltete das Papier.
Dear Mr Chesterfield
– oder darf ich Dich Jay nennen? Denn so hast Du Deinen Brief signiert: mit einem schwungvollen J.
Wer bist du, Jay? Nein, antworte nicht! Hamish hat recht: Das Nichtwissen, wer der Geliebte ist, hat einen unwiderstehlichen Reiz. Keine Namen, keine gesellschaftlichen Konventionen, keine Forderungen und Erwartungen an den anderen. Und daher auch keine Konsequenzen. Nur der Mensch und seine Gefühle. Nur die Zärtlichkeit und die Leidenschaft. Nur das Vertrauen. Nur die Liebe. Nur das Leben in der Schneekugel, die wir um uns herum erschaffen, um uns in dieser kleinen perfekten Welt aus glitzerndem Sternenstaub geborgen zu fühlen. Und nur Jay Chesterfield – wer auch immer er sein mag.
Sunset District am Freitagabend bei Sonnenuntergang. Ich warte morgen Abend auf Dich, und ich freue mich darauf, Dich in zerrissenen Jeans zu sehen. Und ich sehne mich danach, Dich zu umarmen und zu küssen.
In Liebe, Shania
Ein leises Klopfen ließ sie zusammenzucken. Skip steckte den Kopf zur Tür herein. »Wo bleibst du denn?« Er trat ein, schloss die Tür und lehnte sich dagegen. In seiner eleganten Abendgarderobe sah er umwerfend aus. »Du bist ja noch nicht mal umgezogen. Sag mal, was ist los mit dir?«
»Nichts.«
»Ach, Quatsch! Caitlin und du, ihr streitet euch unablässig. Also, kriege ich jetzt eine Antwort auf meine Frage?«
»Es geht mir gut, Skip.«
»Dann haben wohl die Freudentränen über deine ›Verlobung‹ mit Rob deinen Lidstrich ruiniert«, meinte er trocken und malte die Anführungszeichen mit beiden Händen in die Luft.
Unwillkürlich wischte sie sich übers Gesicht.
Skip legte den Kopf schief und blickte sie unverwandt an.
Dann begriff sie: Ihr Lidstrich war völlig in Ordnung. »Du Mistkerl!«
»Tut mir leid. Es ist nicht Rob, nicht wahr?«
Shannon atmete langsam aus. Sollte sie sich ihm anvertrauen? Sie zögerte. »Nein, es ist nicht Rob.«
»Also, wer ist es?«
»Ich weiß es nicht.«
»Jetzt wird’s interessant.« Skip zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und sah sie erwartungsvoll an. »Ich bin bereit, du hast meine volle Aufmerksamkeit.«
»Da gibt’s nicht viel zu erzählen.«
»Gut, die anderen warten nämlich auf uns. Die Eiskönigin hat dafür gesorgt, dass die Stimmung auf den Gefrierpunkt gesunken ist. Vom Kristallleuchter funkeln die Eiszapfen, und Tom wartet sehnsüchtig darauf, dass du ihn rettest, bevor sie auch sein Herz in Eis verwandelt. Kein Happy End in Sicht!«
»Was ist passiert?«
»Tom hat berichtet, dass Rob in Kapstadt ist und in den nächsten Monaten nicht kommen kann … oder will.«
»Caitlins Worte?«
»Yup. Granny will den Deal machen, bevor Tom es sich anders überlegt. Denn sie weiß, dass Charltons Angebot besser ist als ihres. Na, wie auch immer. Sie warf Tom vor, dass er seinen Sohn nicht im Griff hat.« Skip grinste maliziös. »Als würdest du immer tun, was sie von dir verlangt.«
Shannon schwieg.
Skip legte seine Hand auf ihre. »Ich bin dein Bruder. Du kannst mir alles sagen«, sagte er derart affektiert, dass sie lachte.
Wieder ernst, begann sie: »Skip …« Doch sie zögerte und verstummte wieder.
Er drückte ihre
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