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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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sich noch an, Ma’am.«
    Während die Butler den Ablauf der Dinnerparty im Castle besprachen, ging sie zum Schlafzimmer und klopfte an. »Tom?«
    »Shannon! Komm doch rein!«
    Sie öffnete die Tür und trat ein. »Hey!«
    »Hey!« Er fuhr ihr entgegen, um sie zu umarmen und zu küssen. »Wie schön, dich zu sehen, Shannon!«
    Sie deutete auf den Seidenbinder, der ihm um den Hals hing. Der Frack lag noch auf dem Bett. »Du siehst aus, als wolltest du in die Oper. Soll ich dir helfen?«
    »Oh ja, bitte!«
    Sie beugte sich über ihn und band ihm die Krawattenschleife.
    »Wo hast du das gelernt?« Tom beobachtete sie im Spiegel, als sie die Schleife gerade zog.
    »In Rom.«
    »Marcantonio?« Als sie nickte, fragte er: »Wer war er?«
    Sie zögerte. »Marcantonio Colonna, Duca e Principe.«
    »Dafür reicht mein Opernitalienisch. Du hast einen italienischen Herzog sitzen lassen?«
    »Die Geschichte ›Der Fürst und die Amerikanerin‹ wäre ein toller Stoff für eine italienische Oper gewesen, denn sie hatte kein Happy End.«
    Tom lächelte voller Mitgefühl. »Was meinst du? Soll ich an Giuseppe Verdi in Mailand schreiben? Wer weiß, vielleicht komponiert er noch eine letzte Oper! Mit Enrico Caruso in der Rolle des tragischen Helden Marcantonio Colonna! Aber wer singt die Rolle der Shannon?«
    »Tom!«
    Er hob beide Hände. »Schon gut!«
    Sie ging zum Bett, holte seinen Frack und half Tom, ihn anzuziehen. Gerade als sie sich zur Tür umwenden wollte, nahm er ihre Hand und drückte sie. »Einen Augenblick noch, Shannon. Ich habe ein Telegramm erhalten.«
    »Von Rob?«
    »Nein, von Evander Burton, unserem Geschäftsführer. Er hat mir geschrieben, dass Rob vor zwei Tagen in Kapstadt angekommen ist.«
    »In Kapstadt!«
    »Evander, der mit Rob befreundet ist, hat mir nur Stunden später ein weiteres Telegramm geschickt. Gestern Abend in Kapstadt – also gestern früh in San Francisco – hat er Rob unsere Briefe gegeben. Rob war ziemlich wütend.«
    »Kann ich ihm nicht verdenken.«
    »Er hat seine Koffer gepackt und ist nach Johannesburg gefahren. Evander schreibt, dass Rob vorerst nicht kommen kann, weil er mit De Beers verhandelt. Deswegen ist er nach Südafrika gereist. Es geht um Diamantenförderung, Welthandel, Marktanteile, Unternehmenskooperationen und Aktienbeteiligungen.«
    »Ah.«
    »Und dann will Rob für einige Tage auf Safari gehen. Nashörner, Elefanten, Löwen. Schlafen am Lagerfeuer, Wandern auf Wildpfaden, ein bisschen Herumballern – du weißt schon, wie große Jungs eben so sind.«
    »Verstehe.«
    »Ehrlich?«, fragte er nach.
    »Aber ja. Ich kann Rob sehr gut verstehen. Ich hätte dasselbe getan. Ich hätte mir die Zeit genommen, in Ruhe über alles nachzudenken. Tom, große Mädchen verhalten sich nicht anders als große Jungs. Nach dem Antrag von Lord Warburton in Kalkutta bin ich für drei Wochen zur Tigerjagd in den Dschungel verschwunden. Das war ein Nervenkitzel, sag ich dir! Ich weiß nicht, welche Vorstellung aufregender war: dass mich der Tiger erwischt oder Sir Adrian.«
    »Ich hoffe, du hast den Tiger abgeknallt, nicht den Lord.«
    Sie lächelte matt. »Tom, gib deinem Jungen die Bedenkzeit, die du mir gewährt hast. Bedräng ihn nicht. Es ist alles gesagt und getan.«
    Nach ihrer Ankunft im Castle und der formellen Begrüßung Toms zog sich der Tyrell-Clan in Caitlins Arbeitszimmer zurück, wo sie Tom bei einem Glas Champagner mit ihrer Ahnengalerie beeindrucken wollte. Während der Fahrt im Landauer hatte Shannon ihm erzählt, dass Caitlins Agenten in den Kellern europäischer Museen nach passenden Porträts suchten, ausgewählt nach Epoche, Malstil und Ähnlichkeit – Tom hatte schallend gelacht.
    Als sich die Tür des Arbeitszimmers hinter Tom schloss, zog sie sich in ihre Räume zurück, um sich für das Dinner umzukleiden. Und um endlich den Brief zu lesen. Sie setzte sich aufs Bett und entfaltete die aufgerissene Zigarettenschachtel.
    Dear Miss Ghirardelli. Unwillkürlich musste sie schmunzeln. Sie schüttelte das Kissen auf und ließ sich auf das Bett sinken.
    Dear Miss Ghirardelli,
    auch ich kann Sie nicht vergessen … Der Kuss zum Abschied war überwältigend … ein unfassbar schönes Geschenk …
    Wie zärtlich seine Worte klangen, wie einfühlsam! Ja, so stellte sie ihn sich vor, leidenschaftlich, während sie sich liebten, dann in zärtlicher Umarmung neben ihr im Bett, sein Kopf an ihrer Schulter, sein Atem auf ihrer Haut, seine Hände auf ihrem Körper. Mit einem

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