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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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genossen den Abend zu zweit. Gegen Mitternacht sprang Colin auf und holte die beiden Schlafsäcke aus dem Zelt. Sie krochen hinein, um trotz der eisigen Kälte noch ein wenig am Feuer zu liegen und zu reden.
    »Du wolltest mir erzählen, wo du die Opale gefunden hast.« Ian teilte den Rest der Flasche zwischen ihnen auf. »Sag’s mir, dann musst du nicht mehr kündigen, denn Caitlin wirft dich fristlos raus. Aber ich leg bei Charlton ein gutes Wort für dich ein, wenn du ihm deine Opale zeigst.«
    Wieder prusteten sie los. »Das nenn ich Freundschaft.«
    »Und einem guten Freund kannst du doch erzählen, woher du die Opale hast …«
    Colin feixte über Ians unverfrorene Art, an Geschäftsinformationen von Tyrell & Sons heranzukommen. »Erst sagst du mir, wo du warst. Ist das ein Deal?«
    Ian setzte sich auf und zog den Schlafsack bis zu den Achseln hoch. »Das ist ein Deal.«
    »Mit Josh hatte ich ein Gentleman’s Agreement …«
    »Und jetzt hast du eines mit mir.« Ian streckte die Hand aus, und Colin schlug ein.
    »Also, schieß los!«
    »Was soll’s, es wird sich sowieso herumsprechen, wie jeder andere Fund in Alaska. Ich war am Tanana River, um nach einem geeigneten Ort für einen neuen Handelsposten der Brandon Corporation zu suchen.«
    »Und jetzt fährst du zurück nach Valdez?«
    »Ich brauche eine Hand voll Männer, die eine Hütte bauen und die Vorräte dorthin schaffen, bevor in einigen Wochen der Schnee schmilzt und das Eis des Tanana bricht. Wir haben April, Mitte Mai kommt der Frühling. Dann die Überschwemmungen. Und die Moskitos.«
    »Habt ihr dort oben Gold gefunden?«, fragte Colin gespannt.
    »Nein.«
    »Wozu dann der Handelsposten mitten in der Wildnis?«
    »Weil ich glaube, dass wir dort eines Tages Gold finden werden. Die Goldvorkommen am Klondike sind nahezu erschöpft. Die meisten Claims werden von den Jungs mit den Goldwaschpfannen an uns verkauft, damit wir, sprich: du und ich, die Claims im großen Stil ausbeuten. Die Digger können im Winter ohnehin kein Gold suchen, weil der Boden von den Graswurzeln bis zum Fels granithart gefroren ist und die Flüsse eine dicke Eisschicht haben, die jeder Hacke oder Schaufel widersteht. Nur Maschinen können den Boden mit heißem Dampf auftauen und das Gold herausbaggern – für einen Digger ist das Ausheben eines Schachtes mithilfe von Feuer eine echte Geduldsprobe: vier Stunden für jeden Inch in die Tiefe, die Zeit für die harte Knochenarbeit nicht eingerechnet. Was nützt es dir, wenn die Gold führende Schicht in fünfzehn oder zwanzig Fuß Tiefe liegt? Da kommst du als Digger auch mit Dynamit kaum heran. Und es liegt nicht mehr viel Gold im Boden, kaum mehr als ein paar Millionen Dollar. Die Zeiten, wo die Nuggets zwischen den Grassoden am Flussufer gefunden wurden, sind vorbei. Die meisten Waschpfannen bleiben leer, weil das Gold längst ausgewaschen wurde. Aber es strömen immer mehr verrückte Cheechakos nach Alaska, die glauben, sie müssten aufpassen, damit sie nicht aus Versehen über die herumliegenden Nuggets stolpern.«
    »Es wird schon bald zu einer neuen Stampede kommen.«
    Ian haute mit der Faust auf sein Knie. »Und darauf setze ich.«
    »Aber am Tanana?«, zweifelte Colin.
    »Er hat alle Voraussetzungen für große Goldfunde.«
    »Das stimmt. Aber als ich den Fluss letztes Jahr erforschte, fand ich nichts.«
    »Das Gold ist da!«, versicherte ihm Ian. »Es muss da sein!«
    Colin nickte versonnen. »Und wenn es gefunden wird, ist die Brandon Corporation schon vor Ort. Mit einem Handelsposten, der die Goldsucher mit einer Ausrüstung versorgt. Mit Holzfällern, die Holz für die Hütten schlagen. Mit Trappern, die Elche und Karibus jagen. Mit Schlittenführern, die Ladungen von Champagner und Austern in Dosen heranschaffen. Und mit dicken Bündeln Dollarscheinen in deinen Taschen, damit du die Gold führenden Claims aufkaufen und ausbeuten kannst.«
    »Genau.«
    »Prima Idee.«
    »Fand Charlton auch.«
    »Jetzt verstehe ich, wieso er dir dieses Gehalt zahlt.«
    »Damit ich mich nicht mit meiner Waschpfanne am Tanana niederlasse und am Ende das Gold finde, von dem ich behaupte, dass es da ist.«
    »Lässt er dir freie Hand?«
    »Yup.«
    »Wie großzügig.«
    »Und wenn ich Recht behalte, dass am Tanana eines Tages Gold gefunden wird, zahlt er mir noch einen Bonus.«
    »Ich wage gar nicht zu fragen, wie hoch der sein wird.«
    »Dann lass es.«
    »Ian!«
    »Die erste Million, die wir am Tanana oder am Nenana verdienen, gehört

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