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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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reden, ob es nicht an der Zeit ist, dich zum Partner zu machen. Ich muss meine Nachfolge regeln. Mein Geburtstag wäre ein guter Zeitpunkt für die Bekanntgabe.« Charlton feixte. »Und? Brauchst du jetzt einen Bourbon?«
    Die Glasfassade des Palace Hotels kam bald in Sicht. Von Weitem sah Shannon einen Street Advertiser in ausgebleichten Jeans vor den Stufen des Portals auf und ab laufen. Er warb für einen Laden, der gebrauchte Ausrüstungen für Goldsucher verkaufte – im Hotel wohnten viele Goldgräber, die am Yukon Gold gefunden hatten und die von den Cheechakos um Rat gefragt wurden. Cheechakos waren die Neulinge in Alaska, die das Land, das Wetter und die Gefahren der Wildnis nicht kannten, die keine Ahnung hatten, wie lang und hart der Winter sein konnte, die Grizzlys und Elche nur aus Büchern kannten und mit einem Colt nicht umgehen konnten.
    Der Straßenwerber hatte sich ein Rüttelsieb auf den Rücken geschnallt. Daran hatte er Pfannen, Töpfe, Blechtassen, eine Kaffeekanne, eine Wolldecke und eine Waschpfanne für Goldstaub befestigt. Über der Schulter schwang eine Winchester. An einer Holzlatte über seinem Kopf hing ein Schild, das verriet, wo eine solche Ausrüstung günstig zu erstehen war: in einer Filiale von Tyrell & Sons am Hafen.
    Shannon ging zum Eingangsportal hinüber.
    Ein elegant gekleideter Gentleman mit einem Gehstock unter dem Arm kam die Treppe vor den Glastüren herunter, trat auf den Gehweg, blinzelte ins Sonnenlicht und zog eine getönte Brille hervor, die er lässig aufsetzte. Dann klemmte er sich den Gehstock unter den Arm und schlenderte hinüber zu dem Straßenwerber, um sich ein Päckchen Zigaretten zu kaufen.
    In Europa war es en vogue, den Stock oder Schirm auf diese Weise zu tragen. In Amerika hatte Shannon diese Unsitte noch nicht beobachtet. Die Gentlemen in San Francisco hatten die gefährliche Angewohnheit, ihren Stock in der Luft herumzuwirbeln wie ein Revolverheld seinen Colt.
    Sie wollte schon an dem Gentleman vorbeieilen, als er unerwartet die Richtung änderte, um sich ein Auto anzusehen, das vor dem Portal parkte: einen neuen Duryea mit glänzend roter Lackierung und einer Lenkstange aus poliertem Messing. Sie konnte nicht mehr ausweichen, prallte mit der Schulter gegen ihn und stolperte über den fallenden Gehstock. Im letzten Augenblick packte er sie am Arm und bewahrte sie vor einem Sturz. Shannons Kamera krachte jedoch auf den Boden.
    »Alles in Ordnung, Ma’am?«, fragte der Gentleman besorgt.
    Shannon richtete sich auf. »Alles in Ordnung, Sir.«
    Er zog seinen Hut. »Es tut mir sehr leid. Verzeihen Sie mir. Mit der dunklen Brille habe ich Sie einfach nicht gesehen.«
    »Schon gut«, winkte Shannon ab.
    Der Gentleman nahm die Sonnenbrille ab, hob ihren Koffer auf und gab ihn ihr. »Ist das eine Kamera?«
    »Ja.« Shannon versuchte, das Schloss zu öffnen, während sie den Koffer im Arm hielt, aber es klemmte. »Würden Sie mir bitte behilflich sein, Sir?«
    »Selbstverständlich.« Er hielt den Koffer, damit sie den Deckel anheben und hineinschauen konnte. »Und?«
    Sie klappte den Deckel zu. »Nichts zerbrochen.«
    »Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen, Ma’am?«
    Shannon musterte ihn. Er sah gut aus, und er war charmant. Ja, warum eigentlich nicht? Doch dann besann sie sich. Tom erwartete sie. »Sir, das ist wirklich nicht nö …«
    »Bitte.«
    »Sir, ich habe keine …«
    »Soll ich auf die Knie fallen und Sie um Verzeihung bitten?«
    Ein Desperado, sieh einer an! Sie lachte. »Nein.«
    »Also noch einmal von vorn: Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen, Ma’am?« Er grinste jungenhaft. »Wenn Sie dazu bereit sind, ist es üblich, dass Sie jetzt Ja sagen.«
    Shannon gefiel seine liebenswürdige Schlagfertigkeit. »Gern.«
    »Na dann!« Er nahm ihr die Kamera ab und bot ihr den Arm, um Sie in die Lobby des Palace Hotels zu führen.
    Josh öffnete die Tür. »Wollen wir uns in die Bar setzen?«
    »Warum nicht?«
    Ihr Lächeln konnte jeden Mann zwischen fünfzehn und fünfundachtzig um den Verstand bringen. Dabei gab sie sich so sicher, als wüsste sie genau, welche Wirkung sie auf die Männer in ihrer Nähe hatte, und blieb doch immer natürlich.
    Komm schon, Josh!, dachte er mit klopfendem Herzen. Nur ein Kaffee, weiter nichts!
    Galant bot er ihr den Arm und führte sie in die Bar. Dort gab es mehrere tiefe Ledersessel und Tischchen aus Sequoiaholz. In einer Vitrine lagen Pralinen aus belgischer Schokolade in goldglänzenden Schachteln. Verstohlen sah

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