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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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der Rückseite weiterzulesen, als er im Gang plötzlich Schritte hörte.
    Captain Myles blieb vor dem Gitter seiner Zelle stehen und klopfte mit seinem West-Point-Ring gegen den Stahl. »Sir? Ihre Schwester ist auf dem Weg hierher.«
    »Shannon?«, fragte er überrascht.
    Der Captain nickte knapp. »Das Boot legt gerade an. Treten Sie ans Gitter, Sir, ich bringe Sie zu ihr.«
    Gefesselt wurde er in den Besuchsraum geführt, wo Shannon bereits auf ihn wartete. Sie wirkte angespannt, aber sie zwang sich zu einem Lächeln. »Hey.«
    »Hey.« Er setzte sich auf den Hocker ihr gegenüber und schob seine Hand durch das Gitter, um sie zu berühren. Aber er erreichte sie nicht. Sie hatte ihre Finger ineinander verkrampft. Seine Geste schien sie trotz der rasselnden Ketten nicht wahrzunehmen.
    »Kann ich mit dir reden, Aidan?«, fragte sie leise. »Ich brauche deinen Rat.«
    »Als Bruder? Oder als Freund?«
    Sie zögerte. Ihr Gesicht war verkniffen, und ihre Schultern waren verkrampft. »Als Mann.«
    »Du bist ja völlig durch den Wind, Shannon. Was ist denn passiert?«
    »Aidan …« Sie verstummte wieder.
    »Ja?«, ermunterte er sie sanft.
    Sie sah so blass aus, so schwach, so bedrückt! »Ich habe Jay verloren. Er ist fort.«
    »Tut mir leid«, murmelte er betroffen.
    Sie erzählte ihm von dem Heiratsantrag vor einigen Tagen, und ihre gefühlvollen Worte berührten ihn im Herzen.
    »Du wolltest ihn heiraten.«
    »Von ganzem Herzen«, gestand sie mit bebender Stimme. »Nach dem Streit mit Caitlin bin ich zu ihm gefahren, aber er war schon fort.«
    Er bemühte sich, ihr seine Erschütterung nicht zu zeigen. »Du bist schwanger.«
    Sie nickte. »Ich bin verzweifelt, Aidan. Morgen kommt Rob. Was soll ich tun?«
    Die leisen und zarten Töne rührten ihn an. Noch nie hatte er sich seiner kleinen Schwester so nahe gefühlt.
    »Aidan, ich brauche dich. Skip kann ich mich nicht anvertrauen. Robs Ankunft belastet ihn mehr, als er zugibt. Heute Morgen habe ich ihn mit einem Fläschchen Laudanum erwischt. Das kann er nicht von Alistair bekommen haben, denn der gibt ihm Opium, um die Nebenwirkungen des Entzugs zu lindern.« Sie schüttelte resigniert den Kopf.
    Aidan merkte ihr an, dass ihr das alles zu viel wurde, und ihm wurde ganz heiß ums Herz.
    Sie sah ihn an. »Nur mit dir kann ich offen reden.«
    »Als Mann.«
    Sie zog die Schultern hoch, als fröstelte sie in der feuchten Kälte von Alcatraz. »Genau.«
    »Wie denkt Alistair über eine Abtreibung?«
    »Er weigert sich, das Kind zu töten.«
    Er atmete tief durch und fragte sanft: »Und du?«
    »Sein Kind kann ich aus mir herausschneiden lassen, aber die Erinnerungen an ihn werden bleiben. Und mit ihnen die Sehnsucht nach ihm. Und die Schuld.«
    »Du hast also ernsthaft über so etwas nachgedacht …«
    »In den letzten Tagen habe ich an nichts anderes mehr gedacht. Ich war gestern sogar bei einer Engelmacherin.«
    »Um Gottes willen!«
    Shannons Finger verkrampften sich um das Gitter zwischen ihnen. Als wäre sie die Gefangene, nicht er. Als hätte sie ihre Freiheit verloren. Ihre Selbstbestimmung. Ihr ganzes Leben.
    »Ich stand vor dem Tisch in einem Hinterzimmer in Chinatown«, gestand sie leise, als Aidan sanft ihre Finger am Gitter streichelte. »Ich habe die Instrumente gesehen. Ich habe an die Schmerzen gedacht, an das Blut, an die körperlichen Leiden, an die seelischen Qualen. Ich konnte es nicht tun. Ich habe mich erinnert, mit wie viel Zärtlichkeit und Liebe unser Kind gezeugt wurde. Und dann sah ich plötzlich Jay vor mir, der mit einem glücklichen Lächeln sein Kind im Arm hält. Aber er ist in Alaska. Er ist nicht für uns da. Aidan, ich weiß nicht mehr weiter! Was soll ich tun? Was kann ich denn tun?«
    »Ich kann mit dir reden und dir zuhören«, sagte er, als sie verzweifelt am Gitter rüttelte. »Ich kann dich beruhigen und trösten. Aber ich kann dir diese schwere Entscheidung nicht abnehmen.«
    Shannon nickte stumm. Ihre Schultern waren angespannt, als sie ihre Finger von dem rostzerfressenen Stahl löste und ihre Arme auf dem Schoß verschränkte, als krümmte sie sich vor Schmerzen.
    »Wenn du abtreibst, kann es sein, dass du nie wieder ein Kind haben kannst«, sagte er behutsam. »Dass du niemals Mutter sein wirst.«
    Der Wirbel von Gedanken und Gefühlen, der in ihr tobte, war ihr anzusehen. Sie war plötzlich sehr blass. Und sie zitterte.
    »Glaubst du, dass du das Kind lieben wirst? Dass du ihm die Wärme und Geborgenheit schenken kannst, nach der

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