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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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Frustessen nicht zu zusätzlichen Pfunden geführt – noch nicht. Skylar nahm sich vor, beim Risotto nicht allzu sehr zuzuschlagen. Schließlich musste sie am übernächsten Freitag in Lucys Kleid passen.
    Tante Nora rief die Treppe hinauf: »Noch ungefähr eine halbe Stunde, Sky. Komm runter und deck den Tisch, sobald du kannst.« In dem Moment klingelte es an der Haustür. »Könntest du bitte mal aufmachen? Ich kann gerade nicht vom Herd weg.«
    Skylar tapste in Socken und ihrem grässlichen »Reif-für-die-Insel«-Pyjama, den sie gleich angezogen hatte, nachdem sie aus der Schule gekommen war, die Treppe hinunter. Diese Mädchen aus der Zwölften hatten sie zwar – zusammen mit Gabby, Fiona und dem Rest der Clique – zu irgendeiner Party eingeladen, aber sie hatte ihnen abgesagt. Sie musste unbedingt ein paar Hausaufgaben erledigen. Außerdem verhielt Gabby sich seit dem Fiasko auf dem Ballkomiteetreffen so abweisend. Skylar wollte ihr zuerst noch ein paar Tage Zeit geben, um sich wieder zu beruhigen.
    Sie war erschrocken, Em Winters auf Noras Türschwelle stehen zu sehen. Waren unangekündigte Besuche in Ascension etwa irgendwie in? Sie öffnete die Tür einen Spaltbreit und schämte sich, in solch einem Aufzug ertappt zu werden. Als schien sie demonstrieren zu wollen, dass sie am Freitagabend nichts vorhatte.
    »Ähm, hi?« Sie machte die Tür keinen Zentimeter weiter auf.
    »Skylar, hallo, ein Glück, dass du zu Hause bist«, begrüßte Em sie mit einem verlegenen Lächeln und biss sich auf die Lippe. »Ich wollte schon seit deiner Party mit dir sprechen. Aber es ist total schwierig, dich mal alleine zu erwischen – dein Typ ist so unheimlich gefragt an der Ascension, ständig schwirren irgendwelche Leute um dich herum!« Skylar hörte die gespielte Begeisterung in Ems Tonfall. So hatte sie Em noch nie sprechen hören – so übertrieben bemüht. Und trotzdem nahm sie auch ihre übliche Schwermut wahr, die innere Anspannung, die in ihren Worten mitschwang. Sie dachte an das Foto des strahlenden, kichernden Mädchens an Gabbys Schlüsselring. Was war nur mit diesem Mädchen passiert?
    Als Skylar nichts sagte, sprach Em weiter. »Wir hatten über … einige Dinge geredet. An dem Abend. Über ein paar … gemeinsame Freundinnen?« Em sah sie eindringlich an, versuchte irgendetwas zu kommunizieren, ohne es laut auszusprechen. »Ich denke, wir sollten uns noch weiter über sie unterhalten.«
    Es war nicht nur seltsam, dass Em, die sie bisher immer komplett links liegen gelassen hatte, plötzlich an ihrer Tür auftauchte – es war Skylar auch überaus unangenehm, dass sie kaum noch etwas von ihrem Gespräch am Lagerfeuer wusste. Alles, woran sie sich dunkel erinnerte, war, dass Em wegen ihrer Orchidee ausgeflippt war und dass sie selbst etwas über Lucy gesagt hatte. Was sie sonst absolut nie tat.
    Aber sie konnte Em Winters nicht einfach so wegschicken, schließlich war sie Gabbys beste Freundin (wenn auch eine ziemlich durchgeknallte) und gehörte immer noch zur ersten Liga an der Schule.
    »Willst du … vielleicht kurz reinkommen? Wir essen gleich zu Abend, aber …«
    Em war schon halb zur Tür hinein. »Ja, danke«, sagte sie und zog ihren Pullover aus, kaum dass sie über die Schwelle trat. »Ganz schön warm hier drin … und es riecht so lecker.«
    »Meine Tante macht Risotto«, erklärte Skylar.
    »Wer ist denn da?«, rief Tante Nora aus der Küche.
    »Meine Freundin Em«, rief Skylar zurück und warf einen kurzen Blick zu Em hinüber, um zu sehen, wie sie auf das Wort »Freundin« reagierte. Aber Em war ganz damit beschäftigt, sich in Noras Wohnzimmer umzuschauen, das vollgestopft war mit verstaubten Antiquitäten und Nippes rund ums Meer.
    »Na, dann bring sie doch mit rein, damit ich sie kennenlernen kann!« Wie zur Bekräftigung ertönte aus der Küche ein Töpfeklappern.
    Achselzuckend geleitete Skylar Em in die Küche. Wenn sie Glück hatte, war heute ja der Abend, an dem Tante Nora beschloss, wirklich einmal eine ihrer Freundinnen kennenzulernen. Doch kaum traten sie ein, bekam Nora große Augen, ließ den Topfdeckel fallen, den sie gerade in der Hand hielt, geriet ins Stolpern, als sie sich bückte, um ihn wieder aufzuheben, und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Sie sah … zu Tode erschrocken aus – genau so, wie sie ausgesehen hatte, als Meg auf ihrer Türschwelle erschienen war. War das etwa noch so eine von Noras kleinen Marotten, sich seltsam zu benehmen, sobald ihre

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