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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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    Sie holte tief Luft und blickte sich um, vergewisserte sich, dass niemand sie beobachtete, dann ging sie auf ihn zu. Doch gerade, als sie seinen Namen sagen wollte, hörte sie ihn aus einem anderen Mund. Sie erkannte die liebliche hohe Stimme vom Tag zuvor. Gabby.
    »Pierce!«, rief Gabby den Gang entlang. »Komm doch mal kurz her!«
    Pierce drehte sich auf der Stelle um und trabte zu Gabby hinüber, die mit ein paar Mädchen vor dem Wasserspender stand. Völlig zwanglos schlang Gabby ihren Arm durch seinen. Als wäre sie der Boss. Dann gingen sie zusammen davon, Pierce trotz der Keilabsätze an ihren Stiefeln einen Kopf größer als sie. Skylar fragte sich, worüber die beiden wohl sprachen. Fragte sich, ob sie jemals in Gegenwart eines Jungen so ungezwungen sein würde.
    Als Pierce endlich im Geometrieraum ankam (frustriert musste Skylar feststellen, dass er Gabby offensichtlich zu ihrem Klassenzimmer gebracht hatte), blieb keine Zeit mehr für langes Flirten. Er glitt gerade noch auf den Platz neben ihr, als Ms Abrams auch schon mit dem Unterricht anfing.
    »Hier ist dein Sweatshirt«, flüsterte Skylar und zog es aus ihrer Tasche. »Danke.«
    Pierce sah sie mit seinen hellblauen Augen an und grinste. Sie bekam wieder weiche Knie. Er war ja so süß.
    »Oh, hey, keine Ursache«, antwortete er und nahm das Sweatshirt entgegen. »Das hatte ich fast schon vergessen.«
    »Na ja, hier ist es«, sagte sie, dummerweise zum zweiten Mal.
    Er knüllte es zusammen und schnüffelte dabei übertrieben daran. »Das Teil riecht ja nicht mehr annähernd so übel wie gestern, als ich es dir gegeben habe«, stellte er fest. »Ich sollte dir vielleicht öfter meine Sachen borgen.«
    Er hatte es bemerkt! Skylar lächelte verlegen und suchte nach einer witzigen Entgegnung. In dem Moment posaunte Ms Abrams jedoch: »Wir wollen anfangen, Leute«, und Pierce begann, in seiner Tasche nach einem Stift zu kramen. Das war’s also. Gelegenheit offiziell verpasst.
    Kaum hatte es zum Ende der Stunde geklingelt, düste Pierce aus dem Klassenraum und Skylar überkam das bange Gefühl, dass sie an diesem Tag nichts anderes mehr hatte, worauf sie sich freuen konnte. Es gab sonst niemanden, mit dem sie gerne zusammengestoßen wäre, tatsächlich hoffte sie sogar, niemandem zu begegnen, der sie am Tag zuvor in diesem beklagenswerten Zustand mit vor Tomatensoße triefendem Top in der Cafeteria gesehen hatte. Als die Mittagszeit sich näherte, nahm sie ihr Sandwich und verließ das Gelände, um auf die gegenüberliegende Anhöhe zu laufen. Sie glaubte, sich daran zu erinnern, in der Nähe der Schule eine kleine Ladenzeile gesehen zu haben. Vielleicht konnte sie sich in einem der Geschäfte verstecken.
    Sie trottete den Hügel hinauf, der von der Ascension Highschool wegführte, vergrub das Gesicht in ihrem Schal und ging in Gedanken noch einmal ihre Unterhaltung mit Pierce durch. Auf jeden Fall war er freundlich zu ihr gewesen. Und in seiner Stimme hatte ein flirtender Unterton gelegen. Oder etwa nicht? Sie wusste nur nicht, wie sie weitermachen sollte. Lucy hätte es gewusst. Gabby wüsste es wahrscheinlich auch. Sie seufzte tief und pustete feuchtwarme Luft in ihren Schal.
    Sie bog um die Ecke und begutachtete die möglichen Verstecke: ein mexikanisches Restaurant, eine Reinigung, ein Schnellimbiss und, direkt vor ihr, ein Eiscafé. Auf die Kalorien eines Burrito konnte sie jedenfalls verzichten – vor allem, weil sie ein Sandwich dabeihatte – und sie konnte wohl schlecht fragen, ob sie ihr Mittagessen in der Reinigung einnehmen durfte. Vielleicht konnte sie einfach in den Schnellimbiss gehen und sich etwas zu trinken kaufen?
    »Denk gar nicht weiter drüber nach«, sagte da eine Stimme. »Falls du wirklich in Erwägung ziehst, einen Fuß ins Chalupa zu setzen.«
    Skylar drehte sich um und erblickte ein gut aussehendes Mädchen, kaum größer als sie, das in der Tür des Eiscafés »Eine Kugel extra« stand. Es hatte ein hübsches zartes Gesicht, fast ein bisschen feenhaft. Sein strohblondes Haar war in der Mitte gescheitelt und fiel lang und wellig auf beide Seiten. Um den Hals trug es ein eng anliegendes, leuchtend rotes Band. Es sah irgendwie aus wie eine Elfe. Eine wunderschöne Elfe. Und es lächelte Skylar an.
    »Ähm, wie bitte?« Skylar war perplex, sie hatte das Mädchen gar nicht aus dem Café kommen sehen.
    »Der Mexikaner. Ich hab gesehen, wie du in die Richtung geschaut hast. Das Essen da schmeckt wie Wellpappe. Frittierte

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