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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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Wellpappe natürlich.« Das Mädchen schüttelte sich demonstrativ. »Erzähl mir bitte nicht, dass es dir da gefällt.«
    »Ich war noch nie drin«, erwiderte Skylar. »Ich bin neu hier. Ich … ich hab mich bloß nach einem Platz umgesehen, wo ich mein Lunchpaket essen kann.« Resigniert hielt sie ihre braune Tüte in die Höhe.
    »Oh, das ist natürlich ein Grund«, erwiderte das Mädchen ausgelassen. Skylar war froh, dass es nicht fragte, warum sie alleine zu Mittag aß oder ob sie nicht in der Schule sein müsste. »Einen Moment lang hab ich mir schon Sorgen um dich gemacht.« Sie wischte sich die Hände an der orangefarbenen Schürze ab, die sie umhatte, und schenkte Skylar ein strahlendes Lächeln. »Ich heiße Meg.«
    »Ich bin Skylar. Danke für die Warnung wegen des Essens. Ich kenne mich hier noch nicht so gut aus.« Skylar glaubte einen Anflug von Mitleid in Megs Blick erkennen zu können.
    »Hör mal.« Meg beugte sich vor, als wollte sie Skylar ein Geheimnis erzählen. »Mein Chef ist gerade weg zum Mittagessen. Magst du vielleicht reinkommen? Ich spendier dir ein Eis und kann dich gleich mal darüber aufklären, welche Läden du besser noch meiden solltest. Glaub mir, da gibt’s so einige.«
    Es war ein wenig kalt für Eis und sie hatte noch nicht einmal ihr Sandwich gegessen, doch die Chance, eine vielleicht ganz normale Unterhaltung mit einem Mädchen in ungefähr ihrem Alter zu führen, konnte Skylar sich nicht einfach entgehen lassen. Einen kurzen Moment fragte sie sich, warum das Mädchen nicht in der Schule war. Doch andererseits, wen interessierte das schon? Wenn sie neue Freundschaften schließen wollte, musste sie auch mit den Leuten reden. Und vielleicht war dieses Mädchen ja auch schon am College oder so.
    »Ich … ich muss in zwanzig Minuten wieder zurück sein, aber ich denke, ich kann kurz reinkommen«, erwiderte Skylar und warf einen Blick auf ihre silberne Uhr, die, obwohl ganz zierlich, ungewöhnlich schwer an ihrem Handgelenk saß. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie sie sie vor einigen Jahren zu Weihnachten bekommen hatte. Ihre Mom hatte mit einem Rubbellos zweihundert Dollar gewonnen und davon ihre Geschenke besorgt. Es war das einzige Mal gewesen, dass sie für beide ihrer Töchter dasselbe gekauft hatte. Skylar fragte sich, wo Lucys jetzt wohl war.
    »Hübsche Uhr«, sagte Meg, und als Skylar bemerkte, dass sie sie anstarrte, schob sie sie rasch unter den Ärmelaufschlag ihrer Jacke.
    »Danke«, antwortete sie. »Das war ein Geschenk. Von … von einem Ex.« Die Lüge platzte ihr heraus, ohne dass sie es vorgehabt hätte. Aber sie fühlte sich beinahe augenblicklich besser. Sie genoss es, wie das Wort »Ex« in der Luft hing, wie es sie aufrichtete, ihr Selbstvertrauen gab.
    »Ach. Das ist ja nett, dass du sie immer noch trägst«, erwiderte Meg. »Also, Lust reinzukommen? Ich weiß, es ist nicht gerade Eiscremewetter, aber wir haben wirklich gute Sorten.«
    Meg steuerte in das Eiscafé und Skylar folgte ihr. Die Arbeit hinter den Kühltruhen hatte das Mädchen offenbar unempfindlich gegen Kälte gemacht. Skylar fiel auf, dass es nur ein T-Shirt, Jeans, die orangefarbene Schürze und das rote Band trug, das um seinen Hals gebunden war. Skylar dagegen zitterte sogar noch in Mantel und Schal.
    »Also«, sagte Meg, begutachtete die Eiscremebehälter und setzte einen übertrieben ernsten Blick auf. »Sag nichts, lass mich raten.« Sie musterte Skylar von oben bis unten, beugte sich nach vorn und begann, eine Sorte Eis in eine kleine Schale zu füllen, wobei sie Skylar spitzbübisch über die Theke hinweg anlächelte. Ihre Augen blitzten blaugrau – wie funkelnder Qualm.
    »Bitte schön«, sagte sie dann und stellte Skylar schwungvoll die Schale hin. »Unser allerbestes Vanilleeis.«
    Sie hatte recht. Vanille, wenn auch wenig originell, war in der Tat Skylars Lieblingssorte. Sie wurde von einer Woge von Glück erfasst. Das geheimnisvolle Mädchen verstand sie.
    Doch gerade, als sie nach der Schale greifen wollte, hatte sie plötzlich das seltsame Gefühl, dass da irgendetwas – irgendjemand – neben ihr war. Eiskalter Atem auf ihrer Wange. Bist du sicher, dass du das essen willst, Sky? , hörte sie ihre Schwester fragen. Babyspeck ist nur an Babys süß .
    Sie drückte einen Moment lang die Augen zu und versuchte, Lucys Stimme auszublenden.
    »Lag ich falsch? Ist das gar nicht deine Lieblingssorte?« Meg machte ein langes Gesicht. Sie klang ehrlich enttäuscht.
    »Nein,

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