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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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in der Magengrube.
    »Es ist bloß … ist dir schon mal aufgefallen, wie leicht es manche Leute haben?« Sie schob die Eisschale weg und vergaß praktisch, dass sie laut redete. »Es gibt Momente, da würde ich alles tun, um eine von ihnen zu sein.« Sie zog die rote Blüte aus der Schale, wischte das tröpfelnde Eis davon ab und zwirbelte den Stiel zwischen den Fingern.
    Sie war dermaßen in ihre Gedanken versunken, dass es sie überraschte, als Meg plötzlich verständnisvoll antwortete: »Alles, hm?« Dann begann Meg zu grinsen, sodass ihre Zähne im Neonlicht glänzten. »Da bin ich ganz deiner Meinung.«

Zweiter Akt
    Eitelkeit oder
Wer ist die Schönste
im ganzen Land?

Kapitel 5
    »Wir verbringen die heutige Stunde in der Bibliothek«, verkündete Mrs   Haynes, die Vetretungslehrerin, die für den auf rätselhafte Weise verschwundenen Mr   Landon eingesprungen war, »aber ihr müsst auch zu Hause noch an dem Projekt arbeiten.«
    Der Auftrag, eine Projektarbeit anzufertigen, war die einzige gute Nachricht, die Em in dieser Woche erhalten hatte. Vielleicht würde sie ja außerhalb der Schule mal wieder etwas hinbekommen. In den vergangenen Wochen war sie unfähig gewesen, sich auf den Unterricht zu konzentrieren, doch jetzt kam sie in Fahrt.
    »Ihr habt bis Freitag Zeit, Themenvorschläge zu machen«, fuhr Mrs   Haynes fort. Kaum waren die anderen zwischen den Regalen und an den Computertischen verschwunden, um nach passenden Fragestellungen zu suchen, sprach Em ihre Lehrerin an.
    »Ich weiß, worüber ich schreiben will«, teilte sie ihr entschieden mit.
    »Schon?« Mrs   Haynes schob sich die Brille nach oben.
    »Ja.« Em nickte. »Antikes Drama. Und griechische Mythologie.«
    »Ach, wirklich?« Mrs   Haynes schien begeistert. »Das klingt interessant. Es ist allerdings ein sehr umfangreiches Thema. Meinst du, du könntest es etwas eingrenzen?«
    Em zupfte am Ärmel ihres dunkelblauen Pullis und war plötzlich nervös. »Na ja, ich habe von diesen … diesen Wesen gehört. Diesen Furien?« Sie ließ das Wort als Frage zwischen ihnen stehen und hoffte, nicht viel mehr erklären zu müssen.
    »Natürlich! Die Furien. Weibliche Geister, die in den meisten Erzählungen zu dritt in Erscheinung treten, nicht wahr?« Mrs   Haynes tippte sich mit dem Finger an die Lippen und versuchte, sich etwas ins Gedächtnis zu rufen. »Alekto, Megaira und … ach, wie war noch mal der Name der dritten?«
    »Ty«, antwortete Em automatisch und konnte nicht verhindern, dass Chases Gesicht dauernd vor ihren Augen aufblitzte. Chases trauriges, gequältes Gesicht. So verängstigt. Und so trotzig.
    »Tisiphone, genau!« Mrs   Haynes war völlig aus dem Häuschen.
    Ja, sie sind ziemlich klasse, bis sie anfangen, dich zu quälen , dachte Em.
    »Soweit ich mich erinnere – und du musst entschuldigen, es ist schon Jahre her, dass ich mich mit den unbedeutenderen Teilen der griechischen Mythologie beschäftigt habe –, waren die Furien rachsüchtig, stimmt’s? Und von Natur aus böse?«
    »Ja.« Em zögerte keine Sekunde. »Böse.«
    »Und ihr Ziel ist es, die Menschen in den Wahnsinn zu treiben«, fuhr Mrs   Haynes lebhaft nickend fort. »Das klingt nach einem idealen Thema, Emily. Wie wäre es, wenn du zum Beispiel untersuchst, wie und wo sie von verschiedenen Autoren dargestellt werden? Und ich bin schon gespannt darauf, was dir noch alles dazu einfällt.«
    Ich auch , dachte Em trocken. Mrs   Haynes’ Worte klangen ihr im Ohr: Ihr Ziel ist es, die Menschen in den Wahnsinn zu treiben . War es das, was gerade mit ihr passierte? Ihr drehte sich der Magen um, als sie daran dachte, wie sie an jenem Abend im Shopping-Monster die fünf roten Samenkörner geschluckt hatte. War das vielleicht die Wirkung? Verrückt zu werden? Waren die Furien dabei, sie wahnsinnig zu machen?
    Em holte tief Luft und ließ sich auf den Stuhl vor einem Computer sinken. Sie versuchte angestrengt, sich zu beruhigen. Das war eine Gelegenheit, ein neuer Antrieb. Sie konnte mehr über die Furien herausfinden und vielleicht gleichzeitig eine ordentliche Englischnote bekommen. Im Moment konnte es nur besser werden, an beiden Fronten. Sich immer nur Worst-Case-Szenarien vorzustellen, brachte sie schließlich nicht weiter. Während der vergangenen Wochen war sie so gelähmt gewesen, dass sie nicht einmal die Kraft gehabt hatte, sich hinzusetzen und logisch darüber nachzudenken, was eigentlich mit ihr passierte. Das hier war ihre Chance.
    Furien, griechische

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