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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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nach?!«
    »Sorry«, erwiderte Em und ignorierte die neugierigen Blicke einiger anderer Mädchen, die sich sicher auch fragten, was um Himmels willen Emily Winters mitten am Schultag in der Umkleide von Drea Feiffer wollte. »Zieh dich wieder an. Und komm. Du lässt Sport heute sausen.«
    »Moment mal, Moment mal«, antwortete Drea, die Arme halb in den Ärmeln und sich demonstrativ keinen Zentimeter von der Stelle rührend. »Willst du mir vielleicht erst mal erklären, warum du mich gestern versetzt hast?«
    Em nahm Dreas schwarzes Kapuzenshirt und versuchte, es ihr in die Hand zu drücken. »Ja«, erwiderte sie. »Ich hab dir sogar diesen koffeinreduzierten Tee mitgebracht«, sie kramte eine hübsch verpackte Schachtel aus ihrer Tasche, »als Wiedergutmachung sozusagen. Du weißt schon, in Anbetracht deines kleinen Koffeinsuchtproblems.«
    Drea nahm den Tee mit einem widerwilligen Lächeln entgegen und Em fuhr fort: »Hör zu, es tut mir wirklich leid wegen gestern. Gabby hat sich aufgeführt wie eine Diva und Fiona und Lauren hab ich in letzter Zeit kaum gesehen und …«
    Drea hob die Hand, um ihr das Wort abzuschneiden. »Mir ist bereits langweilig. Mach das einfach nicht noch mal, ja?« Dann begann sie, ihre Sneakers wieder anzuziehen. »Wenigstens hast du es wiedergutgemacht, indem du mich vor Sport gerettet hast. Heute ist Krafttraining dran«, sagte sie und verdrehte die Augen. »Nun erzähl schon, was los ist.«
    »In Ordung«, erwiderte Em, während sie dabei zusah, wie Drea sich in ihr restliches Outfit warf. »Also, wir haben da diese Englischaufgabe. Mit eigenständigem Recherchieren. Zu einem Thema unserer Wahl.« Sie wartete darauf, dass Drea die Tragweite dieser Tatsache erkannte, doch Drea sah sie nur fragend an.
    »Du lässt mich den Unterricht schwänzen, um mir von einer Hausaufgabe zu erzählen?«
    Em seufzte. »Also habe ich vorgeschlagen, über griechische Mythologie zu arbeiten – besonders über die Furien.« Sie hielt inne, um Atem zu holen, während Drea ihre letzten Sachen zusammenlas.
    »Lass uns verschwinden.« Drea zeigte auf den Hintereingang des Umkleideraums, damit sie nicht beim Gehen von einem der Muskelprotz-Sportlehrer der Ascension, auch bekannt unter dem Namen »Leute mit null Verständnis für gar nichts«, erwischt wurden. »Okay, erzähl weiter.«
    »Na ja, also fang ich an zu recherchieren«, fuhr Em fort, »und stoße größtenteils auf unterschiedliche Versionen der Sachen, die wir schon wissen. Dass die Furien typischerweise in Gestalt dreier Frauen auftreten zum Beispiel oder dass sie Rache für Verbrechen nehmen wollen. Schlangen im Haar haben. Diese Dinge eben.«
    Drea wusste das alles bereits, aber Em merkte, dass sie ihr trotzdem an den Lippen hing. Sie fragte sich zum hundertsten Mal, warum ihre Freundin sich so dermaßen für die Furien interessierte. Schließlich waren sie nicht hinter ihr her. Aber sie hütete sich, danach zu fragen. Die ersten paar Male, als sie das Thema angesprochen hatte, hatte Drea sie komplett abgewürgt. Sie wollte es nicht übertreiben. Drea war die Einzige, die sie verstand und nicht zu viele Fragen stellte. Dafür hatte sie bei Em etwas gut.
    »Aber dann hab ich was entdeckt, das ich vorher noch nirgends gelesen hatte, nicht mal in den Artikeln, die du mir gegeben hast«, sagte Em und spürte dabei dieselbe prickelnde Aufregung, die sie überkommen hatte, als sie zum ersten Mal das Wort »Wiedergutmachungsritual« las. Sie gingen um die Turnhalle herum Richtung Aula, wo sie sich in Ruhe und zugleich im Warmen unterhalten konnten.
    Drea blieb stehen, wartete darauf zu hören, wie es weiterging.
    »Es gibt eine Möglichkeit, es zu beenden.« Em blieb ebenfalls stehen. Sie sahen einander an.
    »Wie denn?« Drea wirkte skeptisch. Sie fing wieder an zu laufen.
    »Ich bin nicht ganz sicher, noch nicht. Aber anscheinend gibt es irgendein Ritual, eine Art Zeremonie, die man abhalten kann. Es funktioniert. Das steht in dem Buch.« Sie rannte ein bisschen, um Drea wieder einzuholen. »Warte doch mal, D. Was meinst du dazu?«
    »Ich meine, du siehst aus, als würdest du gleich erfrieren, Em. Lass uns reingehen.« Drea zog die Tür zur Aula auf. Em war froh, nicht die singende Theatergang zu erblicken, die diesen Bereich sonst als ihr Zuhause betrachtete. Ebenso erleichtert war sie, dass auch JD, der gelegentlich seine magischen Technikkenntnisse einsetzte und hier irgendwelche Schultheateraufführungen beleuchtete, nirgendwo zu sehen

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