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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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Highway ankamen, drehte Crow die Lautstärke herunter. »Also, was ist so besonders an dieser Altenbibliothek?«, wollte er wissen.
    »Al-ter-tum.« Drea artikulierte das Wort überdeutlich und tippte Crow bei jeder Silbe auf die Schulter. »Bezieht sich auf Griechenland und Rom. Im Prinzip handelt es sich um einen verdammt stillen Raum in der Uni-Bibliothek, in dem ein Haufen verdammt alter Bücher stehen.«
    Em erwartete, dass er fragte, warum um alles in der Welt sie dahin wollten, aber Crow nickte nur, als wäre es völlig normal, diesem Ort einen Besuch abzustatten. »Klingt cool«, sagte er und warf Em einen Seitenblick zu. »Jetzt ist es raus. Ich wusste ja immer, dass sich tief in dir drin ein kleiner Nerd verbirgt. Und zwar nicht nur in Bezug auf Vulkane.«
    »Ich bin jedenfalls mehr als bloß eine verwöhnte Prinzessin«, schoss Em zurück.
    Ihre Genugtuung verdoppelte sich noch, als sie Crow zum Bibliotheksparkplatz lotste und dabei nur die Karte benutzte – weder Navi noch Smartphone. Es gibt doch etwas, das du hinkriegst , sagte sie sich selbst.
    Die Mädchen sprangen aus dem Truck. »Dass du mir ein Auge auf sie hast, Drea«, sagte Crow und machte eine Kopfbewegung in Ems Richtung. »Sie kommt nicht so oft in die große weite Welt.«
    Dann drehte er seine Musik auf und rollte vom Parkplatz.
    Auf dem Weg zum Eingang spürte Em Dreas Blick auf sich und fragte sich, ob sie genauso aufgeregt war wie sie selbst. Sie hatte das Gefühl, als drehte sich in ihrem Bauch alles.
    »Ich glaube, er mag dich«, sagte Drea. Em war völlig überrascht. »Was? Wer mag mich?«
    »Crow. Ich hab das Gefühl, er ist in dich verknallt.«
    Crow? Verknallt? In sie ? »Bist du high?«, spottete sie. »Crow hält mich für ’ne verwöhnte Prinzessin. Er ist nur nett zu mir, weil wir beide Freundinnen sind.« Und sie waren Freundinnen, das wurde Em in dem Moment klar, als sie die Worte aussprach.
    »Es sieht eben so aus, als würde er dich mögen, das ist alles. Er hat dich im Wagen dauernd angestarrt. Ich hab schon gedacht, er kommt jeden Moment von der Straße ab.« Drea zuckte mit den Schultern und musterte Em kritisch. »Irgendwie sieht deine Haut heute gut aus.«
    Em schüttelte den Kopf und lachte vor sich hin. Verrückt. Seit wann redete Drea über Jungs und einen schönen Teint? Das war doch Gabbys Abteilung. »Lass uns reingehen, du durchgedrehtes Huhn.«
    Der Lesesaal für Altertumskunde der University of Southern Maine war ein holzvertäfelter abgelegener Raum im obersten Teil der Universitätsbibliothek. Am Schalter neben der Eingangstür saß eine streng aussehende Frau mit schwarzen Haaren und dunkelrotem Lippenstift.
    Als Em und Drea hereinkamen, setzte sie sich kerzengerade hin. »Ihr müsst euch erst anmelden«, sagte sie und zeigte auf ein Schild, auf dem ein Lichtbildausweis verlangt wurde.
    »Kann ich euch behilflich sein?«, erkundigte sie sich dann, während sie die Angaben der beiden in den Computer eingab.
    »Wir recherchieren nur ein bisschen für ein Referat«, erwiderte Drea, schnappte sich ihren Ausweis wieder und rauschte auch schon lässig an dem Schalter vorbei, wobei sie hinter vorgehaltener Hand flüsterte: »Wir haben jedenfalls nicht vor, die Bibliothek auszurauben, meine Dame.« Dann sah sie noch ein zweites Mal hin. »Irgendwo hab ich diese Frau schon mal gesehen«, sagte sie zu Em, als sie außer Hörweite waren.
    Sie machten sich auf die Suche nach Furien und steuerten auf eine Reihe Bücher über das antike Griechenland zu, wobei die Bibliothekarin sie dauernd scharf im Auge behielt. Em genoss es, mit den Fingern über die Ledereinbände und die in Gold geprägten Beschriftungen zu streichen.
    »Hier ist eins«, verkündete Drea und wuchtete einen überdimensionalen Band aus einem der Regale. Sie brachten ihn an einen Tisch und beugten sich zusammen darüber. Inzwischen hatte die Bibliothekarin ihren Beobachtungsposten verlassen und war zu den Recherchecomputern geschlendert. Em sah aus dem Augenwinkel, wie sie versuchte, einen Blick darauf zu werfen, was sie als Suchanfrage eingegeben hatten. Sie wurden ganz klar beobachtet.
    »Also, lass uns mal sehen«, murmelte Drea. »Erebos … Eurydike … Schicksalsgöttinnen … Furien … Da haben wir’s, Seite 282.« Em spürte jetzt genau, wie die Bibliothekarin sich hinter ihnen herumdrückte.
    Sie blätterten bis zu der betreffenden Seite. Em holte ihr Tagebuch hervor und klemmte sich einen Stift zwischen die Zähne, um bei Bedarf Notizen

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