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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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war.
    »Also gut«, begann Drea, als sie sich auf einer der hölzernen Bänke niedergelassen hatten, die die Eingangshalle säumten. »Was denn nun? Müssen wir ein Lamm opfern oder so was Ähnliches? Hört sich für mich irgendwie nach Schwindel an.«
    »Das ist es nicht«, erwiderte Em, obwohl sie es nicht sicher wusste. »Komm schon, Drea, denk doch wenigstens mal darüber nach.«
    »Ich bin mir sicher, dass ein paar Leute glauben , es gäbe ein funktionierendes Ritual, Em.« Drea war jetzt ein bisschen sanfter. »Aber ich hab schon so viel über die Furien gelesen und bin noch nie auf konkrete Instruktionen gestoßen, wie man es wirklich macht.«
    Es stimmte. Das Buch, das Em in der Bibliothek gelesen hatte, enthielt weder einen Zauberspruch noch eine Beschwörungsformel oder sonst irgendwelche Informationen darüber, woraus der Ritus eigentlich bestand. Aber Em wollte unbedingt glauben, dass es einen Weg gab, die Furien loszuwerden. Das musste es einfach.
    »Gut, ich verstehe, was du mir sagen willst«, antwortete sie in dem gleichen Ich-bin-ja-so-vernünftig-Tonfall, den sie benutzt hatte, um ihre Eltern davon zu überzeugen, ihr das Auto wenigstens an Wochentagen zu überlassen, als sie ihr ganz verbieten wollten, damit zu fahren. »Aber bist du denn gar kein bisschen neugierig? Wann hast du denn das letzte Mal wirklich nach einer Möglichkeit gesucht, sie loszuwerden? Es scheint so, als wolltest du alles über sie wissen, bis auf das Allerwichtigste – wie man sie verdammt noch mal aus unserem Leben verbannt.«
    Sie hatte offensichtlich einen Nerv getroffen. Drea verzog kaum merklich das Gesicht. Em beobachtete, wie sie an einer der Sicherheitsnadeln in ihren Ohren herumfummelte und schnell und heftig schluckte, als hätte sie in etwas Saures gebissen. Dann lenkte sie ein. »Okay. Was hast du vor?«
    Em atmete auf. »Lass uns zu dieser Bibliothek für klassische Altertumskunde in Portland fahren, von der du mir erzählt hast.« Sie hatte den Rest des Schultages bereits abgeschrieben und hoffte, Drea würde das Gleiche tun. Morgen würde sie neu anfangen. Sich wieder ihrer Arbeit widmen, und ihrem normalen Leben. Aber heute … heute musste sie das hier tun.
    »Hast du denn ein Auto?«, fragte Drea. Das war alles, was Em hören wollte; Drea war dabei. »Meins können wir natürlich nicht nehmen.«
    »Ja, schon, aber na ja, du weißt doch, dass ich damit nicht den ganzen Weg bis nach Portland fahren kann«, antwortete Em, bei der sich jetzt Enttäuschung breitmachte. Sie hatte ganz vergessen, dass Drea das Auto ihres Dads nur an Wochenenden bekam. »Meine Eltern bringen mich um.«
    »Crow.« Drea klatschte Em auf den Oberschenkel. »Er wird uns fahren.«
    Em dachte zurück an die Bandprobe und an Crows eigentümliche Art, »nett« zu sein. Einen Moment lang überkam sie eine ungute Vorahnung, aber sie zuckte mit den Schultern. »Klar, wenn du ihn anrufst.«
    Crows Gefährt war ein dunkelroter Pick-up mit Silberstreifen auf beiden Seiten. Ems Wagen hatten Em und Drea nach Hause gebracht und Crow, der später sowieso Bandprobe hatte, würde sie abholen und sie an der Bibliothek absetzen. Dreas Dad, der in Portland am Hafen arbeitete, wo er Köder für die örtlichen Hummerfischer transportierte, würde sie am Abend wieder mit nach Hause nehmen. Em war froh, dass ihre Eltern nicht daheim waren, um die Augenbrauen wegen Dreas gefärbten Haaren oder Crows aufheulendem Motor hochzuziehen.
    »Du quetschst dich hinten rein, Feiffer«, verkündete Crow aus dem Beifahrerfenster heraus, als die Mädchen sich dem Truck näherten.
    Drea sah zuerst Em an, dann Crow und fragte empört: »Wieso darf sie denn Beifahrerin sein?«
    »Weil ich nicht weiß, wo’s hingeht, und du ein beschissener Navigator bist«, erwiderte Crow, lehnte sich in seinem Sitz zurück und trommelte unbeeindruckt auf das Lenkrad. »Erinnerst du dich, wie du uns letzten Sommer bei Sebago in die Irre geführt hast? Nicht noch einmal, Fifes. Ich teste ’ne neue Beifahrerin.«
    Drea verdrehte die Augen und kletterte auf den Rücksitz.
    »Außerdem hat die hier längere Beine«, fügte Crow mit einem Grinsen hinzu, als Em nach Drea in den Wagen stieg.
    Während sie aus Ascension hinausfuhren, lehnte Em den Kopf an die kalte Scheibe und sah zu, wie die Bäume vorbeirauschten. Sie war froh, sich ein paar Minuten aus Crows Musik – irgendetwas Lautes, extrem Schlagzeuglastiges, das keinerlei Melodie erkennen ließ – ausklinken zu können.
    Als sie auf dem

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