Im Herzen der Zorn (German Edition)
jetzt tun.«
Mit neu gewonnenem Selbstvertrauen schritt Skylar am Donnerstagmorgen durch die Eingangstür der Ascension Highschool und trug stolz ihre frisch gesträhnten, glatt geföhnten Haare und den neuen Schal zur Schau. Sie hatte ihn mit einem schwarzen Oberteil und einer hellen Jeans kombiniert.
Sie wirkte cool. Gelassen. Nicht wie das schüchterne Mädchen in der rosa Strickjacke, das sie noch am Montag gewesen war. Dann sah sie Gabby hinten im Flur und blieb wie angewurzelt stehen. Die blonde, hinreißende, perfekt gekleidete Gabby – mit demselben Schal, den sie selbst umhatte. Inklusive Totenköpfen.
Oh Gott. Skylar war sich bewusst, dass sie eins der obersten zehn Highschoolgebote gebrochen hatte: Trage niemals dieselben Klamotten wie das beliebteste Mädchen der Schule.
Doch als Gabby näher kam, lächelte sie. »Hey – hübscher Schal«, sagte sie und zwinkerte.
Skylar räusperte sich. »Ja, der ist … der ist neu.« Würde Gabby sie wirklich davonkommen lassen?
»Ich mag es, dass die Totenköpfe von Weitem wie kleine Herzen aussehen«, sagte Gabby und betrachtete den Schal nachdenklich. »Aber aus der Nähe wirkt er dann doch eher punkig.«
Gabby trug den Schal zu einem weißen T-Shirt mit Knopfleiste und Jeans. Um ihren Hals geschlungen wirkte er lässig und weich, kein bisschen punkig.
»Und, wie läuft’s denn so?«, erkundigte sich Gabby. »Findest du dich zurecht?«
»Oh, klar«, antwortete Skylar, als hätte sie diese Woche nicht täglich zwanghaft den Schulplan studiert, um sicherzugehen, dass sie sich auch in die richtige Richtung bewegte. »Alle sind wirklich nett zu mir.« Ebenfalls eine Lüge. Aber sie war im Moment fest entschlossen, möglichst selbstsicher zu erscheinen.
Es klingelte und Skylar erwartete, dass Gabby es eilig haben würde, zurück zu ihren Freundinnen zu kommen. Hatte sie aber nicht. Stattdessen fragte sie: »Wo musst du denn jetzt hin? Wollen wir vielleicht ein Stück zusammen gehen?«
»Zu Geschichte«, antwortete Skylar, die angesichts der Gelegenheit, zusammen mit Gabby durch die Flure zu laufen, insgeheim vor Freude fast platzte.
»Prima! In die Richtung muss ich auch.« Als sie losgingen, zeigte Gabby auf ein farbiges Plakat. »Kommst du zum Ball?«
Skylar betrachtete das Plakat, das mit leuchtend bunten Blumen verziert war. Das Frühlingsfest. In etwas mehr als drei Wochen. Na, großartig. Jetzt musste sie sich nicht nur an die neue Schule gewöhnen, sondern zu allem Überfluss auch noch Sorgen wegen eines Balls machen. Als wäre sie sich ihrer Einsamkeit nicht ohnehin schon ausreichend bewusst.
»Darüber hab ich noch gar nicht richtig nachgedacht«, antwortete sie wahrheitsgemäß.
»Das hat auch sonst keiner«, erwiderte Gabby und klang auf einmal niedergeschlagen. »Ich bin die Vorsitzende des Planungskomitees für die Schulbälle, aber wir sind bis jetzt kaum vorangekommen. Sogar meine beste Freundin vergisst die Vorbereitungstreffen.«
Das war ihre Chance. Megs Stimme klang ihr im Kopf: Du musst auffallen. Wahrgenommen werden. Mitmischen .
»Ich finde es toll, Bälle zu organisieren«, sagte Skylar, obwohl sie noch nie eine Tanzveranstaltung vorbereitet hatte. »Wann findet denn das nächste Treffen statt?«
Gabby ergriff ihren Arm und das Tausend-Watt-Lächeln war wieder da. »Oh mein Gott! Du musst auf jeden Fall dem Komitee beitreten! Die Mitglieder sind großartig, allesamt Leute aus der Sahneschicht unserer Schule, aber wir brauchen unbedingt noch ein bisschen frisches Blut. Komm doch morgen zu unserem Treffen!«
Skylar McVoy. Organisierte Bälle. War mit dem beliebtesten Mädchen der Schule befreundet. Das hörte sich gut an. Und es ging alles so schnell!
»Ich hatte da gerade ’ne super Idee«, plapperte Gabby weiter. »Hast du nach der Schule vielleicht Zeit? Warum gehen wir nicht in die Shopping Mall und sehen uns ein wenig um, machen ein bisschen Brainstorming. Mal schauen, ob wir nicht ein paar gute Einfälle für den Ball bekommen – oder für unsere Outfits.«
»Heute Nachmittag habe ich Zeit«, antwortete Skylar und konnte es kaum erwarten, Meg von dieser fantastischen Wende der Ereignisse zu erzählen. »Klingt großartig.«
»Außerdem überlege ich, ziemlich bald eine Pyjamaparty zu geben. Vielleicht schon kommendes Wochenende. Ist das nicht eine tolle Idee? Wir können also auf jeden Fall zu Victoria’s Secret gehen und nach ein paar hübschen Schlafanzügen schauen.«
Skylar hätte in einen Freudentanz ausbrechen
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