Im Herzen der Zorn (German Edition)
einer Kurklinik in Europa. Die wird von den besten Ärzten empfohlen.« Gabby würde ihre Geschichte schließlich nicht überprüfen. Sie konnte erzählen, was sie wollte. Dass ihre Mom sie lieb hätte. Dass sie Schönheitswettbewerbe gewonnen hätte, obwohl der denkwürdigste Wettbewerb, an dem sie jemals teilgenommen hatte, der gewesen war, bei dem während ihres Auftritts zu »Let me entertain you« ihre superenge Hose riss und die Sicht auf ihre getupfte Unterwäsche freigab, was ihr den Spitznamen »Tupfenarsch« einbrachte.
»Hast du irgendwelche Brüder oder Schwestern?«
»Nein.« Skylar antwortete bestimmt.
»Mensch«, flüsterte Gabby. »Tut mir so leid, dass du umziehen musstest. Aber weißt du was?« Während sie die eine Hand am Lenkrad hielt, benutzte sie die andere, um Skylars Schulter zu tätscheln. »Ich bin echt froh, dass du hier bist.«
Skylar zitterte vor Stolz … und angesichts ihrer beginnenden Verwandlung.
Sie war noch nicht lange von der Mall zurück, als ihr Handy ertönte. Ihre Haut kribbelte vor Aufregung, als sie danach griff. Zu Hause in Alabama hatte sie abends um diese Uhrzeit gewöhnlich »Check-ins« ihrer Mom bekommen, kurze Nachrichten in der Art wie: Komme heut Nacht nicht nach Hause . Einen Moment lang spürte Skylar den vetrauten stechenden Schmerz in der Magengegend. Dann fiel ihr ein, dass sie aus dem Gefängnis sicher keine SMS von ihrer Mom bekommen würde.
Es stellte sich heraus, dass die Nachricht von Meg kam: Wie ist es gelaufen?? Wow. Meg war wirklich eine tolle Freundin, wenn sie sogar an Skylars »Date« mit Gabby dachte und begriff, wie wichtig es für sie war.
Skylar simste zurück: Es war super. Gehe morgen zu einem Ballkomiteetreffen!
Spitze , antwortete Meg. Check deine Mails, bevor du schlafen gehst . Bis hoffentlich morgen Mittag. CU
Als Skylar ihren Computer anstellte, fand sie eine E-Mail, die Meg ihr am Nachmittag geschickt hatte. Hoffe, du hast Spaß , stand da. Hier sind ein paar Songs von der Bostoner Band, von der ich dir erzählt hab – die kommen hundertpro demnächst ganz groß raus. Bis bald! An die Mail waren einige MP3-Dateien gehängt, die Skylar sich anhörte, während sie sich bettfertig machte. Die Band, die sich »The Dusters« nannte, war ziemlich gut. Ein bisschen Rockabilly, ein bisschen Indie. Sie lud die Songs auf ihren iPod und summte sie beim Schlafengehen vor sich hin. Sie betete darum, von ihrem neuen Leben zu träumen, nicht von ihrem alten.
Skylars Optimismus hielt bis in den nächsten Tag hinein an, verhalf ihr jedoch nicht zu irgendwelchen brillanten Einfällen, was das Motto für den Ball betraf (abgesehen von dem Leitsatz »Pierce Travers dazu bringen, sich total in Skylar McVoy zu verlieben«, den die anderen sicher nicht besonders toll finden würden). Trotzdem hüpfte sie nach der Schule praktisch zu dem Treffen des Ballkomitees.
»Hey, Süße!« Gabby begrüßte sie fröhlich, doch Skylar fiel auf, dass sie die Tür im Blick behielt, weil sie offensichtlich noch auf jemand anderen wartete. »Jetzt, wo du da bist, fehlt, glaube ich, nur noch Em.« In dem Raum befand sich eine ganze Gruppe anderer Schüler, größtenteils Mädchen, aber auch ein paar Jungen. Jeder schien mit jedem befreundet.
Eins der Mädchen meldete sich zu Wort. »Können wir nicht einfach ohne sie anfangen, Gabby? Die letzten beiden Male war sie auch nicht da und ich verpasse sowieso schon einen Teil meines Trainings.«
Skylar merkte, dass Gabby Zeit schinden wollte. »Wahrscheinlich musste sie nach dem Unterricht länger bleiben«, erwiderte sie unsicher. Doch nachdem sie noch einen Augenblick lang ihre Unterlagen hin- und hergeschoben hatte, holte sie tief Luft und begann, ein Auge immer auf die Tür gerichtet, zu sprechen.
»Also, wir haben jetzt noch drei Wochen Zeit und eine Menge ungeklärter Punkte«, sagte sie. Das würde Skylar sich merken: Energiebündeln wie Gabby sah man leicht an, wenn sie nicht in Form waren. »Ähm … was noch? Ich freue mich, dass die Plakate hängen, wenn auch ohne Motto. Für das eigentliche Event brauchen wir aber auf jeden Fall eins. Außerdem haben wir noch keine Lösung für die Musik.« Sie verstummte.
»Was ist mit dem DJ, den wir beim Homecomingball hatten?« Der Vorschlag kam von einem der männlichen Komiteemitglieder. Ein typischer Künstlertyp mit angesagter Kamera neben sich auf dem Tisch.
»Auf keinen Fall«, kam es von einem Mädchen, das Skylar schon zusammen mit Pierce und seinen Freunden
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