Im Herzen der Zorn (German Edition)
neuen Frisur aus.«
Es war Mittwochabend und das dritte Mal, dass Skylar und Meg zusammen ihre Zeit verbrachten, seit sie sich zwei Tage zuvor in der Eisdiele begegnet waren. Skylar gewöhnte sich langsam an Megs seltsamen Sinn für Humor. Wie kürzlich, als sie Skylar erzählt hatte, dass nur »superenge Freunde« sie und ihre Cousinen in ihrem Haus besuchen durften. »Wir wählen sie extra dafür aus«, hatte sie gesagt. Als Skylar sie daraufhin fragend anblickte, weil sie insgeheim wissen wollte, ob sie es geschafft hatte, fing Meg an zu kichern und sagte: »Keine Sorge, Sky. Auf dich ist meine Wahl schon in dem Moment gefallen, in dem ich dich zum ersten Mal gesehen habe.«
Als Meg heute Abend aufgetaucht war, hatte sie eine Schachtel mit dem Bild eines blonden Models aus der Drogerie geschwenkt. »Komm, wir machen dir Strähnchen!« Sie hatte die Farbe in Skylars Haare massiert und mit den Fingern verwegene Muster auf ihre Kopfhaut gezeichnet, während Skylar dasaß und dachte: Endlich. Eine Freundin .
Und nicht nur irgendeine. Sondern eine gut aussehende, coole, ältere Freundin. Sie spürte ein Zucken in der Kehle. Was hätte Lucy wohl dazu gesagt?
Jetzt waren sie oben in Skylars Turmzimmer und Skylars Haare hingen ihr feucht um die Schultern.
»Es wird fantastisch aussehen«, sagte Meg und zwirbelte eine Strähne um einen ihrer Finger. Beide blickten auf Skylars Spiegelbild, während Meg den Föhn anstellte. »Es wird dir gefallen, wenn es trocken ist.«
Wenn Meg doch nur auf die Ascension ginge …
Denn was Skylar sich mehr wünschte als alles andere, war jemand, mit dem sie in den Fluren tuscheln, im Unterricht Nachrichten austauschen und auf Versammlungen gemeinsam kichern konnte. Diese Art Freundin. Jemanden wie Gabby. Sie schämte sich, es zuzugeben, aber sie war inzwischen ziemlich fixiert auf ihre blonde Retterin vom ersten Tag. Gabby war all das, was Skylar gern sein wollte. Sie verkörperte das neue Leben, das Skylar sich für sich selbst erträumte, weit weg von ihren alten Schreckgespenstern.
Meg zeigte auf ein Buch auf der Kommode. »Ist das das Jahrbuch?« Als sie sich am Tag zuvor getroffen hatten, hatte Meg vorgeschlagen, dass Skylar das letzte Schuljahrbuch aus der Bibliothek ausleihen sollte. »Zeit für einen Crashkurs! Wen kennst du bis jetzt schon? Irgendwelche süßen Jungs an der Ascension?«
Skylar wurde plötzlich ganz warm und das nicht nur wegen der heißen Luft, die ihr auf den Kopf geblasen wurde.
»Ich sehe genau, dass du rot wirst«, stellte Meg belustigt fest, schaltete den Föhn aus und ließ ihn aufs Bett plumpsen. »Erzähl schon!«
Und so fingen sie an, gemeinsam das Buch zu wälzen. Skylar schlug langsam die Seiten um und suchte Gabby und ihre Freunde auf den Schnappschüssen von Schulversammlungen und Tanzveranstaltungen heraus.
Während sie blätterte und versuchte, die Sportseiten zu finden, um Meg ein Foto von Pierce zu zeigen, stieß sie auf einen Abschnitt, der sich den Kunst-Kids an der Ascension widmete. Auf der ersten Seite erblickte sie die Kohlezeichnung eines geöffneten Auges, schwer und dunkel, umgeben von welkenden Blumen und Knochen. Sie trug keinen Titel und stammte von jemandem namens Sasha Bowlder. Das Bild erschreckte sie und einen Moment lang war sie unfähig, den Blick abzuwenden.
»Was für ein schönes Bild«, sagte Meg und berührte es sacht. »Zu schade, dass es jemand so verunstaltet hat.«
Irgendwer hatte mit einem blauen Stift das Wort Hexe quer über die Zeichnung gekritzelt. Das ganze Bild bereitete Skylar Unbehagen.
Sie war froh, den Sportteil zu finden, und freute sich noch mehr, als sie auf einen speziellen Beitrag über Pierce stieß: »Freshman-Footballphänomen« war er betitelt und beschrieb, wie es Pierce im vorigen Jahr als erster neuer Schüler an der Ascension seit fast zehn Jahren in die Schulauswahl geschafft hatte.
»Das ist der Typ, den ich so nett finde«, sagte sie und kam sich unreif und albern vor. »Er ist Footballspieler. Und total beliebt. Sieht so aus, als würde er im Herbst Ascensions nächster Quarterback. Dem falle ich bestimmt nicht auf.«
»Ähm, etwa der Footballspieler, der dir sein Sweatshirt geliehen hat ?«, fragte Meg, während sie die Bürste ein paar weitere Male durch Skylars Haare zog. »Ich würde sagen, der ist jetzt reif. Und«, fügte sie hinzu, als sie fertig war, Skylar hinstellte und sie zu sich herumdrehte, »wenn du ihm bisher nicht aufgefallen bist, dann wirst du das garantiert
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