Im Herzen der Zorn (German Edition)
winkend und blutüberströmt.
»Was ist denn los, Sky?« Gabby drückte Skylars Arm und brach damit den Bann. Das Mädchen vor ihnen war gar nicht Lucy. Es war ein blondes Mädchen in ungefähr ihrer Größe, das mit roten Luftschlangen behängt war, die sie gerade von der Decke entfernte. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Ja«, antwortete Skylar, die immer noch nach Luft schnappte. »Ich dachte nur, ich hätte jemanden gesehen, den ich kenne.«
Kapitel 7
Am Samstagmorgen um neun wurde Em vom Telefon geweckt. Gabby.
»Hey, Gabs«, meldete sie sich verschlafen.
»Du hast schon wieder ein Treffen versäumt«, antwortete Gabby ohne ein Wort der Begrüßung. »Noch ein Vorbereitungstreffen für das Frühlingsfest. Ich hab dich angerufen, aber dein Handy war aus.«
»Oh nein, Gabs, tut mir so leid.« Em verwünschte sich selbst, weil sie es vergessen hatte. Sie war bei Drea gewesen, um noch einmal einen Stapel Zeitungsberichte über »Unfälle« durchzulesen, von denen Drea glaubte, dass sie von den Furien verursacht worden waren, um den Versuch zu starten, weitere Ausgaben des überfälligen (»vermissten«) Buches ausfindig zu machen und um den seltsamen Zusammenstoß mit der Bibliothekarin noch einmal durchzusprechen. Sie war in letzter Zeit dermaßen im Stress gewesen, dass sie schon tagelang ihr Handy nicht geladen hatte und es sich demzufolge ausgeschaltet hatte. »Ich … ich hab es ganz vergessen.« Sie bekam langsam das Gefühl, es wäre am besten, einfach vorgedruckte Entschuldigungen zu verteilen, so, wie sie die Leute ständig im Stich ließ.
»Du bist als zweite Vorsitzende des Komitees vorgesehen, Em. Weißt du, wie dämlich ich mir vorkam, während ich darauf gewartet habe, dass du auftauchst?« Gabbys Stimme versagte und Em zuckte zusammen. Sie wünschte sich so sehr, Gabby erzählen zu können, was sie beschäftigte, warum sie sich so seltsam benahm. Aber sie wusste, dass sich das verrückt anhören würde und dass Gabby es nie verstehen würde. Außerdem durfte sie Gabby sowieso nichts erzählen – sie hatte sich bei den Furien zum Schweigen verpflichtet.
Stattdessen blieb Em mit einem schrecklichen Gefühl zurück: ausgeschlossen zu sein aus ihrem eigenen Leben, ohne mit ihren engsten Freunden darüber reden zu können, was los war. Sie wurde doppelt bestraft, zuerst von den Furien und jetzt von Gabby und JD. Sie dachte daran, was Mrs Haynes darüber gesagt hatte, dass die Furien die Menschen in den Wahnsinn trieben. Vielleicht war dieser Teufelskreis aus Kränkung und Unehrlichkeit der Kern dieses Zustands.
»Ich hatte … ich musste für die College-Aufnahmetests lernen«, antwortete sie matt. »Meine Eltern sitzen mir echt im Nacken. Sie haben mich gezwungen, mein Handy auszustellen.«
»Em, du weißt, wie wichtig das alles für mich ist«, erwiderte Gabby und verlieh dabei jedem einzelnen Wort besondere Bedeutung. Em rollte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Es stimmte. Für Gabby, viel mehr als für Em, markierten Bälle und Partys wichtige Meilensteine. Sie waren wesentliche Elemente ihres Privatlebens. Erst vor sechs Monaten hatte Gabby ihr ihren »Super-V-Plan« verkündet – die Absicht, am Valentinstag ihre Jungfräulichkeit zu verlieren, mit Zach. Dann hatte Em etwas mit Zach angefangen. Mit diesem Arschloch. Jetzt war er fort. Weit weg, in irgendeiner Kurklinik, falls die Gerüchte stimmten. Em schauderte bei dem Gedanken an das Gerede, dass Zach angeblich in einen Unfall verwickelt worden war. Tief in ihrem Inneren kannte sie die Wahrheit: Die Furien hatten auch ihn erwischt.
Ohne Zach war der Valentinstag ziemlich unspektakulär vonstattengegangen. Em hatte sich insgeheim wegen JD gequält und Gabby hatte sich umso quirliger benommen, um ihren Stolz nicht zu verlieren. Sie tat ihr Bestes, um den Schein zu wahren, um an der Ascension immer noch die gut gelaunte Miss Perfect zu spielen – obwohl Em wusste, dass sie sich bestimmt oft traurig fühlte, verraten und beschämt. Angewidert von den Erinnerungen, bohrte Em die Fersen in die Matratze.
»Ich weiß, Gabby, und es tut mir leid, ehrlich.« Das stimmte. Aber ein Ball war nun wirklich das Letzte, worüber sie sich im Moment den Kopf zerbrechen konnte. Wie sollte sie das Gabby bloß klarmachen, ohne sich dabei anzuhören, als wäre es ihr egal?
»Wenn die Leute aus dem Vorbereitungskomitee abspringen, kriegen wir gar nichts erledigt.« Die Tonlage von Gabbys Stimme erhöhte sich. »Dieser Ball muss ein Erfolg
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