Im Herzen der Zorn (German Edition)
gesagt. Ich liebe dich. Ich werde es dir beweisen .
»Reparierst du den Wagen von deinem Dad?« Die Antwort war klar, aber sie wollte nicht, dass die Unterhaltung schon vorüber war.
»Ja«, erwiderte JD. Dann kurzes Schweigen. »Na ja, ich hoffe, sie krallt sich nicht die ganzen Glückskekse, so wie du immer.« Seine Stirn legte sich in Falten und er rang sich ein kleines Lächeln ab, das fast ebenso schnell wieder verschwand, wie es gekommen war. Dann drehte er sich plötzlich um und ging ins Haus.
Em war ganz beschwingt, als sie ihr Auto aufschloss. Es war nur ein kurzer Wortwechsel gewesen, aber es war ein Fortschritt.
Vielleicht war das chinesische Essen zu viel des Guten, stellte Em fest, als sie auf Gabbys Türschwelle stand. Und es wäre wahrscheinlich auch nicht nötig gewesen, den Stapel DVDs mitzubringen, den Gabby schon vor einer Ewigkeit hatte ausborgen wollen.
Gabby kam kichernd an die Tür, bekleidet mit einer schwarzen Yogahose und einem übergroßen 80er-Jahre-Sweatshirt, das ihr von einer Schulter gerutscht war. Sie schien überrascht und zugleich erfreut, Em zu sehen.
»Embär!« Sie breitete die Arme aus, um ihre Freundin zu begrüßen. »Der perfekte Abend für einen Blitzbesuch! Ich freu mich ja so, dass du hier bist.« Und als Em sich vorbeugte, um ihre Stiefel aufzubinden, flüsterte Gabby: »Tut mir leid wegen vorhin. Ich weiß, dass ich ein bisschen schroff war.«
Gabby zog Em an der Hand ins Wohnzimmer, wo ein klein gewachsenes, blondes, erwartungsvoll dreinblickendes Mädchen – dasjenige, das vor ein paar Tagen mit Spaghettisoße überschüttet worden war – im Schneidersitz auf dem Fußboden saß. Sie trug eine Jogginghose und ein langärmeliges T-Shirt mit dem zierlichen Schriftzug »Alabama Beauties« über der Brust.
»Darf ich vorstellen: meine neue Mitvorsitzende im Ballvorbereitungskomitee!«, verkündete Gabby freudestrahlend. »Em, das ist Skylar. Sie ist neu an der Ascension, hatte am Montag ihren ersten Schultag. Sky, das ist Em. Die Beste der Besten!«
Em war nicht wirklich in Stimmung, mit jemandem ihre Zeit zu verbringen, den sie nicht kannte, aber sie musste sich mit Gabby versöhnen und ehrlich, sie sollte dankbar dafür sein, dass dieses Mädchen die Sache mit dem Ballkomitee übernahm. Eine Sorge weniger für Em. Also ließ sie sich auf dem Boden nieder, wo Skylar eine Reihe Nagellacke vor sich aufgebaut hatte.
»Ich freu mich, dich kennenzulernen«, sagte sie mit größtmöglicher Herzlichkeit. Ihr fiel auf, dass Skylars Haare auf Lockenwickler gedreht waren, genau die Sorte, die Gabby benutzte. Oh, oh – da hatte jemand eine neue Verehrerin. Nicht wirklich überraschend. Gabby hatte schon immer ihre Bewunderinnen gehabt.
»Süße«, sagte Gabby und streckte den Arm aus, während sie auf dem Sofa näher rutschte. »Ist dir gar nicht kalt? Wo ist denn deine Jacke? Wir haben März!« Sie rieb Ems nackten Arm. Als hätte sie sich in Trance angezogen, blickte Em an sich herunter und stellte erst jetzt fest, dass sie nur ein T-Shirt trug. Weder Pullover noch Jacke. Hatte sie zu Hause auch nicht mehr angehabt? Hatte ihre Mom sie etwa so das Haus verlassen sehen?
»Oh … die muss ich im Auto vergessen haben«, erwiderte sie mit leicht verwirrtem Unterton in der Stimme. »Ich bin in letzter Zeit öfter ein bisschen zerstreut«, fügte sie noch hinzu, sowohl für sich als auch für Gabby und Skylar.
»Ja, das hab ich gemerkt«, sagte Gabby. Aber dieses Mal klang sie nicht böse. Es lag eine Mischung aus Belustigung und Sorge in ihrer Stimme. »Möchtest du etwas trinken? Einen Irish Coffee zu den Frühlingsrollen? Das wird dich aufwärmen.« Damit hüpfte sie auch schon samt der Tüte mit dem chinesischen Essen in Richtung Küche und ließ Em mit diesem neuen Mädchen allein, das bis jetzt noch kaum ein Wort gesagt hatte.
»Also …« Em lehnte sich nach hinten, stützte sich auf ihre Hände und streckte die Zehenspitzen vor sich aus. »Pediküre?«
»Ja«, zwitscherte Skylar. Sie klang angestrengt. »Ich nehme den hier«, sagte sie und hielt einen magentafarbenen Nagellack in die Höhe. Eine typische Gabby-Farbe. »Hübsch«, sagte Em und versuchte, begeistert zu klingen. Sie selbst nahm sich ein Fläschchen kräftiges Rot. Es war so dunkel, dass es schon fast schwarz aussah. Während der letzten Monate hatte Em nicht mehr als zehn Minuten täglich auf ihr Äußeres verwandt, was sich inzwischen deutlich bemerkbar machte. Es konnte nicht schaden, wenigstens
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