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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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mich wohl loswerden, was?«
    »Das ist es nicht, Mom«, entgegnete Skylar und spürte, wie ein altbekannter hektischer Tatendrang sie überkam. Es war an der Zeit, dass dieser Anruf ein Ende hatte. Ich muss weg. Ich muss weg. Ich muss weg . Der Gedanke pulsierte in ihren Adern. »Es ist bloß – ich bekomme Besuch von einer Freundin. Sie ist schon da. Ich … ich wusste ja nicht, dass du anrufst …«
    »Ich mach auf«, flüsterte Nora und kam zur Tür herein. Die Sorge stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie hatte zweifellos mitbekommen, dass dies nicht gerade die einvernehmlichste Mutter-Tochter-Wiedervereinigung war.
    Skylar sprang von ihrem Stuhl und hoffte, gleichzeitig ihre Mutter besänftigen und Nora noch ein bisschen aufhalten zu können. Vielleicht schaffte sie es, Meg nach oben zu bringen, bevor Nora eine Unterhaltung mit ihr begann. Sie war eigentlich davon ausgegangen, dass ihre Tante zu einem »Atem-Workshop« nach Portland fahren würde. Skylar hatte gehofft, sie wäre schon weg, wenn Meg ankam. »Okay, Mom?«, flehte sie in den Hörer, während sie Nora zur Haustür hinterherlief. »Bitte sag mir, dass es okay ist. Ich will so nicht auflegen.«
    »Na ja, wenigstens hattest du ein paar Minuten für mich Zeit«, erwiderte Valerie verletzt. Und dann legte sie auf, ohne ihrer Tochter die Chance zu geben, noch einmal darauf zu antworten.
    Einen Moment lang stand Skylar fassungslos da und hörte nur noch das Tuten des Telefons.
    In dem Augenblick öffnete Nora mit einem Schwung die schwere Haustür und stand Meg gegenüber, deren Augen grau im Mondlicht funkelten.
    »Ich hab ja schon so lange darauf gewartet, Sie kennenzulernen, Mrs   McVoy«, begrüßte Meg sie.
    Nora begann entsprechend zu antworten. »Endlich treffe ich mal die berühmte Meg …« Doch als ihr Blick auf Megs wallendes Haar, ihr rotes Halsband und ihr silbernes Oberteil fiel, brach sie abrupt ab. Die Hand, in der sie ihre Tasse Tee hielt, zitterte so heftig, dass ihr die kochend heiße Flüssigkeit aufs Handgelenk spritzte, bevor sie das Gefäß ganz zu Boden fallen ließ. Nora schrie auf.
    »Tante Nora!« Skylar stürzte zu ihr. »Alles in Ordnung mit dir? Hast du dich verbrannt?«
    Nora gab keine Antwort, wandte den Blick nicht von Meg ab.
    Mit besorgtem Gesichtsausdruck trat Meg einen weiteren Schritt ins Haus. »Geht es Ihnen gut, Mrs   McVoy?«
    »Ich … mir geht’s prima«, antwortete Nora zitternd und wich vor Meg zurück. Aus ihren zusammengepressten Lippen drang ein nervöses Lachen.
    »Sind Sie sicher?« Meg kramte in ihrer Handtasche. »Ich glaube, ich hab hier drin irgendwo eine Salbe … ich hatte selbst vor einiger Zeit einen kleinen Unfall.« Sie verstummte und leerte den Inhalt ihrer Tasche auf den Dielenfußboden.
    Skylar nahm die Hand ihrer Tante. Über das Gelenk zog sich ein roter Striemen. »Oh mein Gott. Das ist ja ganz rot!«
    Nora zog die Hand schnell weg und fing an, ihre Sachen von den Wandhaken zu nehmen. »Das geht schon«, sagte sie und zog hastig ihren Mantel über. »Nicht schlimmer als ein kleiner Kratzer.« Damit war sie auch schon zur Tür hinaus. »Wird etwas später heute Abend«, rief sie über die Schulter.
    Während Meg und Skylar ihr hinterherschauten, zuckte Skylar übertrieben mit den Schultern.
    »Ich hab keine Ahnung, was das sollte«, flüsterte sie. »Sie benimmt sich manchmal ganz schön seltsam.«
    Dann fiel ihr Blick auf die Porzellanscherben und die Teepfütze. Es sah Nora gar nicht ähnlich, eine solche Schweinerei zurückzulassen. Anscheinend hatte sie gar nicht schnell genug fortkommen können.
    Oben in Skylars sonnigem Turmzimmer setzte Meg sich auf den Stuhl mit der hohen Rückenlehne, während Skylar sich auf die gesteppte Tagesdecke ihres Bettes lümmelte und versuchte, die verletzte Stimme ihrer Mutter aus dem Kopf zu bekommen.
    »Tut mir leid, meine Tante ist echt ein hoffnungsloser Fall«, entschuldigte sie sich und verdrehte die Augen. »Zwischen ihr und meiner Mom …« Meg war eine der wenigen, die wussten, dass Skylars Mom in Wirklichkeit im Gefängnis war und nicht krank.
    »Nein, mir tut es leid«, erwiderte Meg treuherzig. »Es ist doch nicht etwa, weil ich vorbeigekommen bin, oder?« Sie klemmte die Beine unter den Stuhl und wirkte zum ersten Mal ein bisschen durcheinander.
    »Nein, nein«, beruhigte Skylar sie schnell, obwohl Tante Nora ganz offensichtlich wegen Meg ausgeflippt war. »Sie ist einfach nur sonderbar. Mach dir deswegen keine Gedanken. Glaub mir, das

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