Im Herzen der Zorn (German Edition)

matschige Pfützen hinterlassen.
    Als es am Donnerstag zum Schulschluss klingelte, lief Skylar gleich zum Parkplatz, um Meg zu treffen. Die wartete in ihrem weinroten Lincoln, zusammen mit zwei anderen Mädchen, die sie vergnügt als ihre Cousinen Ty und Ali vorstellte. Alle drei trugen Sommerkleider und Sonnenbrillen, als hätten sie vor, einen Tag am Strand zu verbringen.
    Skylar zog die Augenbrauen hoch und kicherte, während sie ihnen zuwinkte. »Hallo, meine Damen, es ist zwar sonnig, aber der Sommer ist offiziell noch nicht ausgebrochen.«
    »Wir laufen eben schnell heiß in unserer Familie«, erwiderte Ali. »Komm schon!«
    Skylar hüpfte auf den Rücksitz zu Ali, der Wasserstoffblonden, deren stechend blaue Augen und volle Lippen sie an Scarlett Johansson erinnerten.
    »Das wird ein Riesenspaß«, freute sich Meg und rollte mit heruntergekurbelten Scheiben vom Schulparkplatz. »Ich liebe Shoppingtouren! Wir suchen dir etwas Tolles aus. Und vielleicht kaufe ich mir auch etwas Neues.«
    »Wohin fahren wir denn?«, erkundigte Skylar sich schüchtern und schob die Ärmel ihres T-Shirts hoch. Ali hatte recht. Es war wirklich warm in dem Auto. Sie hoffte, die Antwort würde H&M lauten oder die drei würden einen anderen Billigladen nennen. Sie hatte nicht viel Geld, auch nicht nach der Sache mit dem Pfandhaus.
    »Da gibt es wirklich nur einen sicheren Tipp in der Mall«, verkündete Ty entschieden. »Wenn du wirklich was Besonderes suchst, meine ich. Wir müssen zur Euphoria Boutique.«
    Skylar zuckte ängstlich zusammen. Der Laden lag weit außerhalb ihrer finanziellen Möglichkeiten. Wusste Meg das denn nicht? Sie war bis jetzt davon ausgegangen, dass Meg auch nicht viel Geld hatte. Schließlich arbeitete sie in einer Eisdiele. Aber Meg lächelte bloß über Tys Vorschlag.
    »Oh, also …«, Skylar zermarterte sich den Kopf auf der Suche nach einer Ausrede. »Ich dachte eher an so was wie H&M, vielleicht? Weil, ich hab schon ’ne Menge Geld für die Getränke und so auf den Kopf gehauen, wisst ihr.«
    »Nun ja, du musst nur noch ein kleines bisschen mehr investieren«, erwiderte Ty und sah über die Schulter Richtung Rücksitz, während sie sich eine Strähne feuerroten Haares von der Schläfe schnippte. Skylar war beeindruckt, wie weiß ihre Zähne waren. »Du hast etwas Schönes für morgen Abend verdient.«
    In der Mall zogen sie sie sofort zu Euphoria, einem teuren Geschäft voll wunderschöner, stylisher Edelklamotten. Die Sorte, die Gabby trug. Die Sorte, die Lucy gefallen hätte.
    Meg sah Skylars skeptischen Blick. »Such dir einfach aus, was du magst«, ermunterte sie sie mit dem vertrauten Augenzwinkern. »Es kann ja nicht schaden, mal etwas anzuprobieren.«
    »Ist doch ein Riesenspaß, sich so richtig aufzubrezeln!«, fügte Ali hinzu und hüpfte schon zu einem Ständer mit kurzen Lederröcken. »Was meint ihr, soll ich den heute Abend anziehen?«, rief sie quer durch den Laden und hielt einen roten Wildlederrock in die Höhe. Ty und Meg lachten und johlten.
    Skylar versuchte, etwas lockerer zu werden. Sie schnappte sich eine hellgrüne Tunika, hielt sie sich vor den Oberkörper und setzte einen Wildlederhut auf den Kopf. Die anderen Mädchen stolzierten in einem kurzen Blazer, einem Jeanskleid und einer engen schwarzen Hose mit Reißverschlüssen an den Knöcheln umher und übten den Modelschmollmund. Plötzlich entdeckte Skylar ganz hinten im Laden ein wunderschönes Strickkleid – navyblau, kurz, mit hübschen Verzierungen am Ausschnitt. Es war aus Kaschmir und unglaublich weich. Hinten im Nacken hatte es einen kleinen Perlenknopf. Und es passte wie angegossen.
    »Ooooooh, seht euch das an!« Meg kam angelaufen. »Das ist einfach perfekt für dich!«
    Skylar wurde rot, ging jedoch trotzdem zum Spiegel. Meg hatte recht. Es sah großartig aus – genau der richtige Schnitt für ihre zierliche Statur, und ihre Oberweite wirkte sogar ein bisschen größer darin. Es hatte eine auffällige Ähnlichkeit mit einem Kleid, das sie Gabby letzte Woche hatte tragen sehen. Nur dass dieses noch ein bisschen besser aussah.
    Ty und Ali drängten sich um sie.
    »Das ist wie gemacht für dich!«, rief Ty und gab ihr ein Zeichen, sich zu drehen.
    »Stell dir das mit Strumpfhose und Stiefeln vor. Perfekt für eine Party am Lagerfeuer«, klinkte Ali sich ein. Ja. Skylar sah sich schon in dem Kleid mit Pierce am Feuer flirten. Es war so warm, dass sie wahrscheinlich nicht mal eine Jacke brauchen würde. Wirklich