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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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spräche sie mit einer Zigarette im Mund.
    Skylar konnte sich ihre Mom am anderen Ende der Leitung bildlich vorstellen, wie sie die Lippen zu einem künstlichen Schmollmund zog, wenn sie die Zigarette herausnahm, um den Qualm herauszupusten.
    Skylar spürte den Geschmack von Galle hinten im Hals. Sie schluckte ihn herunter.
    »Nein, Mom, ich wollte …« Sie stockte. Hatte sie wirklich vorgehabt, ihre Mom heute anzurufen?
    Tante Nora hatte ihr vorgeschlagen, ihrer Mutter ein Päckchen oder wenigstens eine Karte ins Gefängnis zu schicken. Sie hatte abgelehnt. Nicht, weil sie nicht gewollt hätte. Sie machte sich wirklich Sorgen, wie es ihrer Mom wohl ging. Sie hätte ihr eigentlich gern gezeigt, dass es sie interessierte. Aber die Vorstellung, wie ihre Mom reagieren würde, war schrecklich. Nämlich viel zu überschwänglich. »Seht nur, was meine Tochter mir geschickt hat«, hörte sie sie schon vor ihren Mitgefangenen prahlen. »Wir haben uns ja so lieb.« Es wäre die totale Farce.
    »Lucy hätte daran gedacht«, unterbrach ihre Mom Skylars Gedanken und sorgte dafür, dass sich ihr der Magen umdrehte. »Arme Lucy.«
    Nora drückte sich in der Küchentür herum und tat so, als würde sie nicht zuhören. Skylar atmete tief durch und zwang sich, nicht zu weinen.
    »Ja, Mom«, antwortete sie. »Es tut mir leid. Alles. Ich hab … aber heute an dich gedacht.«
    »Das will ich hoffen«, erwiderte Valerie mit einem bellenden Lachen. »Nach allem, was ich für dich getan hab.«
    »Ich weiß, Mom«, sagte Skylar kleinlaut. Und dann versuchte sie, mit vorgetäuschter Heiterkeit das Thema zu wechseln. »Also, hier läuft alles prima. Ich bin Mitglied in einem Ballvorbereitungskomitee. Und im Unterricht hole ich auch langsam auf.« Nicht etwa, dass ihre Mom danach gefragt hätte.
    »Hm-hmm«, murmelte Valerie. Dann herrschte Stille am anderen Ende, wahrscheinlich, weil sie einen weiteren Zug an ihrer Camel Light nahm. Skylar warf einen Blick auf die Uhr.
    Meg würde jede Sekunde da sein. Sie hatten sich schon seit Tagen nicht mehr gesehen, denn jeder einzelne ihrer Lehrer hatte diese Woche beschlossen, auf die Hausaufgaben noch eins draufzusetzen. Sie wollte unbedingt Megs Meinung dazu hören, was auf Gabbys Party vorgefallen war. Nach außen hin schien inzwischen wieder alles in Ordnung zu sein. Skylar war noch bis zum Ende auf der Pyjamaparty geblieben, aber früh schlafen gegangen, nachdem sie Magenschmerzen vorgetäuscht hatte. Am Sonntag hatte sie Gabbys Anrufe ignoriert. Am Montag hatte sie dann ihr Mir-gehört-die-Welt-Gesicht aufgesetzt. Und das war gut so gewesen, denn Gabby war in der Schule gleich auf sie zugerannt.
    »Hey, Skylar«, hatte sie mit glänzenden blauen Augen, die von ihrem zartrosa Pulli noch betont wurden, gesagt. »Rat mal, was passiert ist!«
    »Was denn?«
    »Die Dusters haben zugesagt!«, hatte Gabby gequiekt und Skylar auf die Schulter geklopft. »Und das haben wir dir zu verdanken!«
    Seitdem hatte Skylar ganze Arbeit darin geleistet, so zu tun, als wäre alles ganz normal. Die Tatsache, dass Gabby überall herumerzählte, die Dusters wären Skylars Idee gewesen, erwies sich dabei als überaus hilfreich. Ja, es stimmte. Skylar hatte wirklich ganz andere Dinge im Kopf gehabt als den Geburtstag ihrer Mom.
    »Skylar, wir müssen reden«, sagte Valerie da, woraufhin Skylars Haut zu jucken begann. Das waren gefürchtete Worte.
    »Mom, ich hab jetzt wirklich keine Zeit für … für eine lange Unterhaltung«, erwiderte sie und benutzte dabei den sogenannten neutralen Tonfall, über den sie in Onlineforen über Alkoholismus gelesen hatte. »Ich hoffe, du hast einen schönen Geburtstag und …«
    »Wirst du mich wohl nicht bevormunden, Pummelchen«, schimpfte ihre Mutter. »Vergiss nicht, mit wem du sprichst.« Sie hustete und plötzlich war ihre Stimme zuckersüß. »Wie auch immer. Ich will darüber reden, wie es sein wird, wenn ich hier rauskomme. Was wir dann tun werden.«
    Was sie dann tun würden? Die Worte klebten auf Skylars Zunge wie saure Milch. Sie würden gar nichts zusammen tun. Skylar war allein. Ein Ein-Personen-Team. Und gerade, als sie überlegte, wie sie das ihrer Mom beibringen konnte, ohne deren Gefühle mehr als unbedingt nötig zu verletzen, klingelte es an der Haustür.
    Mist.
    »Mom, ich muss jetzt wirklich weg«, sagte sie ins Telefon.
    Genauso schnell, wie sie gekommen war, schmolz die Liebenswürdigkeit ihrer Mom wieder dahin. Der barsche Tonfall war wieder da. »Willst

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