Im Herzen der Zorn (German Edition)
noch zu fertig wegen Sasha.«
Em nickte heftig, auch wenn Crow sie nicht sehen konnte. Natürlich. Drea und Sasha hatten sich ganz schön nahegestanden und Sashas Tod beschäftigte Drea immer noch sehr. Das ging sogar so weit, dass sie ab und zu die Bowlders besuchte, um ihnen dabei zu helfen, mit der Sache abzuschließen. »Nein, tu ich nicht«, versprach sie. »Danke, Crow. Vielen, vielen Dank.«
Mehr als alles andere wünschte sie sich jetzt, sie hätte Drea am Vorabend nicht so angeschrien. Was zum Teufel war bloß in sie gefahren? Sicher, es hatte wehgetan, mit anzusehen, wie JD seine Zeit mit jemand anderem verbrachte – mit einem anderen Mädchen, genauer gesagt. Aber Drea hatte recht. Es stand Em nicht zu, sich aufzuregen, nicht wegen Drea und nicht so maßlos. Sie hatten zusammen gelernt! Wie es Leute gewöhnlich tun, wenn sie auf die Highschool gehen! Und selbst wenn sie Grund gehabt hätte, sauer zu sein, ihre Reaktion war völlig übertrieben gewesen.
Bevor sie irgendetwas anderes tat, würde sie sich mit Drea versöhnen. Und sie würde ihr von Skylar erzählen, die ganz offensichtlich auch in Gefahr war. Sollten sie sie warnen? Gab es etwas, das sie tun konnten? Sie blickte sich um, versuchte Skylar im Halbdunkel zwischen den Partygästen auszumachen.
In dem Augenblick hörte sie das Schreien.
Kapitel 12
Der Schrei durchschnitt die dünne Winterluft. Auf den ersten folgte ein zweiter, diesmal schriller und durchdringender, gefolgt von einem Tumult beim Bierfass.
Skylar steuerte darauf zu, blieb mit dem Fuß an einem Zweig hängen und kickte ihn mit einem Ruck zur Seite. Schon als sie noch mehrere Meter entfernt war, rief sie. »Was ist denn los, Leute?« Sie hoffte, dass nichts passiert war. Mehr noch als das hoffte sie, dass nichts passiert war, was ihre Party verderben würde. Sie hatte sogar ein gutes Gespräch mit Pierce gehabt. Sie hatten sich über Geometrie unterhalten, dann über die Dusters und dann waren sie auf Realityshows gekommen. Total nett!
In der Nähe des Bierfasses drängte sich eine kleine Gruppe von Leuten um zwei Mädchen, die jetzt ängstlich kicherten. Skylar hatte die beiden schon einmal gesehen – vermutlich Elftklässlerinnen –, kannte jedoch ihre Namen nicht. Nervöse Anspannung lag in der Luft.
»Ich schwöre, ich hab da drüben etwas gesehen«, sagte eins von ihnen.
»Ich auch«, bestätigte das andere. »Direkt da hinter den Bäumen. Irgendwas Glitzerndes.«
Verwundert über die Furcht, die in ihrer Magengrube aufzuckte, überflog Skylar den Wald in der Richtung, in die sie zeigten. Sie erblickte nichts als einen Vorhang aus Kiefernzweigen, die von der dahinterliegenden Dunkelheit verschlungen wurden. Dazwischen helle Flecken Mondlichts. Keine Bewegung. Nichts Glitzerndes. Sie wandte sich wieder der Gruppe zu. Sie wollte auf keinen Fall beunruhigt klingen.
»Entwarnung, würde ich sagen, oder?« Während sie sprach, goss sie sich noch einen Becher Cider ein und hoffte, das würde sie ruhig und gefasst erscheinen lassen. Sie wollte die Wogen so schnell wie möglich wieder glätten. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht, einer Party in einem Wald zuzustimmen, in dem es angeblich spukte?
Inzwischen lachten alle und gaben Geisterlaute von sich: Huuuuuh, huuuuh .
»Wen wollt ihr denn herbeirufen?«, rief einer der Jungen.
»Ich bin von Beruf Geisterjäger«, kam es von einem anderen. »Soll ich mich mal auf die Suche machen?«
»Haltet doch die Klappe, Jungs«, jammerte das erste Mädchen. »Ich dachte wirklich, ich hätte was gesehen!«
Erleichtert, dass dieses Intermezzo scheinbar von kurzer Dauer war, versuchte Skylar, mit den anderen zu lachen, aber es fühlte sich irgendwie gezwungen an. Sie war immer noch ganz durcheinander wegen des Wortwechsels mit Em. Sie rieb sich die Arme, versuchte, das Gefühl wegzuwischen, das Ems Fingernägel hinterlassen hatten, als sie sich in ihre Schultern gruben, das Gefühl, das ihr bohrender Blick hinterlassen hatte, als sie sie ansah. Und am energischsten: Ems Worte, die ihr noch immer in den Ohren klangen: Das heißt, dass sie etwas über dich wissen .
Es schien, als würde Em Skylars Geheimnisse kennen. Das war unheimlich. Und es war jetzt amtlich: Em und Skylar würden niemals Freundinnen werden, nicht wirklich. Skylar fiel es ohnehin schwer zu verstehen, warum irgendwer mit Em befreundet war. Klar, sie war hübsch. Und schlau. Aber sie war verrückt! Sie eignete sich kein bisschen als Miss Perfect, nicht mal als
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