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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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auch etwas völlig anderes gewesen. Wenn man unscheinbar war, dann waren es die Katastrophen, durch die man sich von der Masse abhob. Und obwohl Lucy ihr sagte, sie solle sich keine Gedanken darüber machen, wie die Leute sie nannten – denn den Spitznamen hatte sie danach natürlich weg –, ermutigte sie Skylar doch, eine Diät anzufangen, und wies sie auf die Speckrolle hin, die sich über den Rand ihrer Jeans wölbte.
    »Aber wenn du vielleicht …«, fing Gabby an. Da kam er, der »freundschaftliche Rat« mit der klaren Botschaft: Wenn du nur mehr wie ich wärst, dann würde dir so was nicht passieren .
    » Hör auf , hab ich gesagt.« Skylar versuchte, sich an Gabby vorbeizudrängen. Sie konnte das nicht länger ertragen. Es war ihr egal, wie laut sie war, es war ihr egal, dass wahrscheinlich alle sie anstarrten. Es kümmerte sie nicht, dass sie sich wie ihre eigene Mutter benahm, aggressiv und unvernünftig. Gabby streckte die Hand aus, um Skylar aufzuhalten, bekam sie am Arm zu fassen und brachte sie aus dem Gleichgewicht.
    Das Ganze lief wie in Zeitlupe ab. Skylar merkte, dass sie sich zur Seite lehnte, verlor ihren Halt, realisierte, dass sie es nicht mehr schaffte, sich aufzurichten. Während die Sekunden verstrichen, fragte sie sich, wie ihr Gesicht wohl beim Fallen aussah. Überrascht? Erschrocken? Wütend? Sie landete quer über einem Baumstamm, das Kleid nach oben gerutscht und die Sicht auf ihr komplettes Hinterteil frei.
    Man konnte garantiert ihre Unterwäsche durch die Strumpfhose sehen. Die Luft an ihrem Po fühlte sich kalt an. Sie war sich sicher, gemeines Gelächter hinter ihrem Rücken zu hören. Blitzschnell rappelte sie sich auf, drehte sich auf dem Absatz um und brüllte: »Die Show ist vorbei, ihr Arschlöcher!«
    »Skylar, hör auf, keiner …«, versuchte Gabby sie zu beruhigen.
    Da hörte Skylar jemanden rufen: »Was ist denn mit den Tupfen passiert?«
    Und ein anderer johlte: »Ist das etwa ein Stringtanga? Dürfen wir dich jetzt Tanga-Arsch nennen?«
    Es war vorbei. Ihr Abend war vorbei. Die Party war vorbei. Die ganzen Fortschritte, die sie gemacht hatte – alles vorbei.
    »Das hast du mit Absicht gemacht«, zischte Skylar Gabby an. Sie wusste nicht, ob das stimmte, aber möglich war es.
    »Das war ein Versehen! Ich wollte nicht, dass du hinfällst!«, protestierte Gabby.
    Doch Skylar, nun wieder mit tränenverschleiertem Blick, achtete gar nicht auf sie. Sie hörte erst wieder auf zu laufen, als sie aus dem Wald herauskam.

Kapitel 13
    Alle anderen hatten die Sache mit dem »Geist« schon wieder vergessen, doch Em stand immer noch in höchster Alarmbereitschaft am Rande der Lichtung und spähte in den Wald. Die Schreie, so kurz sie auch gewesen waren, hatten ihr das Blut in den Adern gefrieren lassen. Sie konnte nichts Ungewöhnliches erkennen. Doch sie spürte, dass etwas nicht stimmte. Sie wünschte, sie hätte es einfach auf sich beruhen lassen können – sich wieder der Party anschließen, mit Gabby quatschen oder vielleicht ein oder zwei aufdringliche Footballspieler vertreiben.
    Aber nein. Die neue Em war auf Geister fixiert. War immer auf der Suche nach ihnen. Dachte permanent an sie. Wie eine Besessene.
    Sie hörte, wie die Musik hinter ihr stoppte, dann lautes Gelächter. Als sie sich umdrehte, um nachzusehen, was so unheimlich witzig war, hörte sie Skylar »Die Show ist vorbei, ihr Arschlöcher!« rufen und sah, wie sie sich von der Party entfernte.
    Verdammt! Sie hatten ihre Unterhaltung noch nicht beendet. Em musste irgendwie an Skylar herankommen, musste sie wissen lassen, was auf dem Spiel stand. Sie folgte ihr in Richtung des dunklen Waldes, wo die Party sich langsam auflöste. Vielleicht würden sie da ein ruhiges Plätzchen zum Reden finden …
    Doch in der Zeit, die sie benötigte, um sich einen Weg über die Lichtung zu bahnen, hatte sie Skylar verloren. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie gegangen war. Da war nichts als knorrige Bäume und schwarze Nacht, als Em den kleinen Weg Richtung Shopping-Monster hinunterblickte, wo die meisten der Schüler geparkt hatten.
    Sie machte kehrt und begann, über die matschigen Blätter zurück zum Mittelpunkt der Party zu trotten.
    Da sah sie auf der gegenüberliegenden Seite des Lagerfeuers einen Schimmer blonden Haares im Dunkeln. Diesen Messingfarbton würde Em überall erkennen. Sie blinzelte. Die Flammen zuckten vor ihren Augen wie Vorhänge, die rasch auf- und zugezogen wurden, und sie wünschte, sie hätte die

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