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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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ihrem bauchfreien Oberteil passte, welches das komplette Nichtvorhandensein ihrer Brust nur noch mehr betonte, aufriss und die Sicht auf ihre Unterwäsche freigab. Lila und getupft. Sie sah das Gesicht ihrer Mutter vor Scham erstarren und anschließend einen Ausdruck distanzierter Betroffenheit annehmen, beinahe, als wäre Skylar das Kind einer anderen. Die Kamera zoomte näher heran, zeigte in Großaufnahme, wie die junge Skylar sich aufrappelte und versuchte, sich zu bedecken. Ohne Erfolg. Die Tupfen waren praktisch alles, was zu sehen war, was dazu führte, dass ihre Mitstreiterinnen, allesamt perfekte Mini-Diven und froh darüber, dass Skylars Wettkampf damit gelaufen war, anfingen, lauthals »Tupfenarsch!« zu rufen. Das verfolgte sie, während sie von der Bühne rannte, und weiter, bis der Veranstalter die anderen aufforderte (freundlich und sein eigenes Grinsen kaum verbergend), damit aufzuhören.
    Jetzt zitterte Skylar. Sie erinnerte sich natürlich an den Vorfall, als wäre er ihr ins Hirn gebrannt. Aber sie hatte nicht gewusst, dass ein Videofilm davon existierte. Woher kam der überhaupt? Sie hatte das Gefühl, als würde alles, wofür sie so hart gearbeitet hatte, jeden Moment im Nichts verschwinden.
    Sean Wagner war derjenige, der das Handy inmitten der kichernden Gruppe in der Hand hielt. Sie packte ihn am Kragen und zog ihn hoch.
    »Holla, holla – Tupfenarsch ist wütend!« Sean hatte die Augen weit aufgerissen. Er wirkte ehrlich erschrocken über die Heftigkeit ihrer Reaktion.
    »Woherhastdudas?« Ihre Lippen bebten, als die Worte aus ihrem Mund stürzten. »Hast du mich gehört? Wo hast du das her?«
    »Dann warst du es also wirklich!« Sean lachte noch schallender. »So ein Mädchen hat es mir gezeigt«, antwortete er zwischen zwei Lachern. »So ein Mädchen in der Bibliothek. Tupfenarsch, stimmt’s?« Er streckte die Hand aus, als wollte er sich vorstellen.
    Tupfenarsch, Tupfenarsch . Plötzlich schien das Wort überall zu sein, gemurmelt, geflüstert, herausgeschrien, und sich auf der ganzen Party zu verbreiten. Sie hörte Gabby fragen, was denn so lustig sei. Pierce war nicht zu sehen, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis auch er es erfuhr. Tupfenarsch. Tupfenarsch . Laurens und Fionas verschwommene Gesichter glitten vorbei. Selbst die Bäume schienen es zu flüstern. Demütigung und Bestürzung brachen wieder neu über sie herein, waren genauso präsent wie in jener Nacht. Und ständig hatte sie das Gesicht ihrer Mutter vor Augen, versteinert vor Scham. Sie musste hier weg.
    »Skylar, warte!«, rief Gabby ihr nach, als sie von der Party floh. Inzwischen liefen ihr die Tränen übers Gesicht und sie konnte kaum etwas sehen, als sie sich umdrehte.
    »Was willst du?«, schluchzte sie, während sie am Rande der Lichtung stand und sich nicht darum scherte, ob die ganze Schule sie sah.
    »Sky, es tut mir so leid«, sagte Gabby, näherte sich ihr mit mitleidigem Blick und schnitt ihr den Fluchtweg ab. »Geht’s dir gut?«
    »Nein, geht es nicht«, fauchte Skylar und torkelte ein wenig. Sie zog an ihrem Kleid, das ihr nun zu kurz vorkam.
    Gabby nickte. »Natürlich nicht … Aber das geht vorbei.«
    Nur jemand wie Gabby konnte so etwas denken: dass es vorbeigehen würde. Skylar wusste es besser. Sie hatte ein Lügengebilde aufgebaut und das war erst der Anfang, der erste Lufthauch des Sturmes, der alles zum Einsturz bringen würde.
    »Weißt du, voriges Jahr hab ich als stellvertretende Vorsitzende für den Kulturausschuss kandidiert«, sagte Gabby leise. »Und ich war mir so sicher, dass ich es werden würde. Ich hatte schon geplant, was ich alles machen wollte. Und sogar diese Facebookseite angelegt, auf der die Leute mir ihre Vorschläge für Bälle und so was mitteilen konnten. Es war ja so demütigend. Da war diese Gruppe älterer Mädchen …«
    Skylar schnitt ihr das Wort ab. »Hör einfach auf.« Es war total herablassend von Gabby, das Tupfenarschdrama mit einer dermaßen unbedeutenden gesellschaftlichen Verlegenheit zu vergleichen, die ihrer Popularität offensichtlich keinerlei Abbruch getan hatte.
    Sie dachte an Lucys tröstende Arme, als sie an jenem Abend von der Bühne gerannt war. Wie sie sie festgehalten hatte, sie gestreichelt, ihr versichert hatte, dass alles wieder gut werden würde und dass die Leute es früher oder später vergessen würden. War ja klar, dass sie so dachte. Wäre Lucys Hose gerissen oder hätte Gabby getupfte Unterwäsche angehabt, wäre das allerdings

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