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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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Rücken sah das Partyvolk aus, als würde es auf und ab hüpfen, wie die Figuren in einem Daumenkino oder Tänzer unter einer Discokugel. Der Rauch war dicht und roch nach Kiefernnadeln. Em sah, wie sich Skylar auf der gegenüberliegenden Seite der Feuerstelle mit einem glänzenden Edelstahlfässchen abmühte. Hatte sie das etwa alles ganz alleine vorbereitet?
    »Brauchst du Hilfe?« Andy Barton und eine Gruppe anderer Sportler rauschten an ihr vorbei und steuerten auf Skylar zu. Em bemerkte, dass auch Pierce dazugehörte. Er versuchte, Gabby zu begrüßen, aber die war durch Fiona und Jenna abgelenkt, die genau in dem Augenblick mit einer tragbaren iPod-Dockingstation ankamen.
    »Musik!«
    »Habt ihr gehört, dass Lauren allen Ernstes mit Nick kommt?« Jenna, Gabby und Em steckten die Köpfe zusammen. »Ich wette, sie fangen wieder was miteinander an.«
    Gabby kreischte und Em lächelte. Die unendliche Geschichte von Lauren und Nick erreichte langsam legendäre Ausmaße.
    »Kommt, wir holen uns was zu trinken«, schlug Gabby vor. »Es gibt Cider und Bier. Und Glühwein wollte Skylar, glaube ich, auch noch besorgen.«
    »Bring mir irgendwas mit, ja? Ich halte in der Zeit nach Lauren Ausschau«, sagte Em, die noch nicht wirklich Lust hatte, sich unters Volk zu mischen. Von einer Gruppe Mädchen aus der Zehnten und Jungs aus der Elften, die beim Bierfass standen, ertönte lautes Gelächter.
    »Erinnerst du dich noch an unser erstes Jahr auf der Highschool? Die Party im Verwunschenen Wald? Als Zach und Chase Bierwetttrinken gemacht haben?« Gabby lachte und Em fiel plötzlich auf, dass sie beide so gut wie nie Zachs Namen ausgesprochen hatten seit … dem Vorfall. Sie streckte die Hand aus und drückte Gabbys.
    »Ich erinnere mich. Das war lustig.« Seltsamerweise vermisste sie Chase – seine Partyscherze, seine schamlose Flirterei und seine plumpe Art, den Kavalier zu spielen. Wie oft hatte er wohl ihr Glas nachgefüllt?
    »Also dann, bin gleich wieder da!«
    Während Gabby Richtung Getränkeausschank hüpfte, trat Em einen Schritt zurück und beobachtete die Szene. Sie versuchte, sich das Ganze als Schauplatz für ein Feuer vorzustellen, das drei mutmaßliche Hexen tötete. Und sie in Geister verwandelte … oder Furien? In diesem Wald mit seinen düster-majestätischen Kiefern und seinem unheimlichen Missklang aus Knacken und Rascheln erschien das Übernatürliche näher denn je.
    Doch an diesem Abend gab es bisher keinerlei Anzeichen von Geistern, nur eine Menge betrunkener Schüler. Eine Gruppe Zwölftklässler hatte ein paar Baumstämme direkt am Feuer in Beschlag genommen. Sie saßen zusammen da, rösteten Marshmallows und reichten eine Flasche Whiskey herum. Einer von ihnen, ein langhaariger Musiker, von dem Em glaubte, dass Crow mit ihm befreundet gewesen war, bevor er von der Schule abging, hatte eine Gitarre dabei. Einige Mädchen aus der Zehnten standen in der Nähe beisammen und sangen ein Lied, das er für sie spielen sollte.
    Keine Spur bisher von JD. War er vielleicht mit Drea unterwegs? Sie versuchte, den Gedanken schnell wieder auszublenden. Langsam wurde sie paranoid.
    Sie beobachtete, wie Skylar becherweise frisch gezapften Cider austeilte. Sie hatte ein hübsches Kleid an und einen silberglänzenden Schal um den Hals geschlungen. Dank kniehoher Absatzstiefel wirkte sie heute größer als sonst. Ihre Haare fielen lockig. Eine Miniaturausgabe von Gabby , dachte Em, als Skylar auf Pierce zuging und versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erlangen, indem sie ihm ihre Brüste praktisch direkt ins Gesicht streckte. Sollte das Mädchen wirklich Gabbys neues Projekt sein, dann musste sie ihr unbedingt noch ein bisschen mehr Feingefühl beibringen.
    Em wollte sich gerade abwenden und den Blick noch einmal über die versammelten Gäste schweifen lassen, um JD zu suchen, als ihr etwas ins Auge stach. Ein leuchtend rotes Aufblitzen, da, an Skylars blauem Strickkleid. Sie blinzelte und sah näher hin. Ihr stockte der Atem und ein plötzliches Schwindelgefühl überkam sie. An Skylars Kleid steckte eine rote Orchidee. Die Party um sie herum schien zu verschwinden, sie sah nur noch die Blüte.
    »Platz da. Entschuldigung. Tut mir leid«. Em drängte sich bis zu der Stelle hinüber, wo Skylar und Pierce standen. Sie platzte direkt in ihre Unterhaltung hinein.
    »Woher hast du das?«, fragte sie und sah auf Skylars Brust. Hinter sich hörte sie Pierce irgendetwas von »mehr Bier holen« murmeln.
    Skylar wirkte nervös.

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