Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
Vom Netzwerk:
»Aus der Mall … Es war ganz schön teuer, aber ich hab ein gutes Geschäft gemacht … Gutschein – meine Tante hat mir einen Gutschein …«
    Em fiel ihr ins Wort und stieß mit dem Finger an die Blume. »Woher hast du das hier?«, fragte sie. »Woher hast du die Blüte?« Ihre Stimme war schrill vor Panik.
    »Gefällt sie dir etwa nicht?«, fragte Skylar kläglich und wankte kaum merklich. Em fragte sich, wie viel sie wohl schon getrunken hatte, während sie sich für die Party fertig machte. »Ich war mir nicht sicher, ob sie zu meinem Kleid passt, aber ich hab trotzdem beschlossen, sie anzustecken. Wenn du allerdings meinst, es wäre zu viel …« Skylar nahm die Orchidee ab.
    Instinktiv, gesteuert von dem Hass, den sie in ihr entfachte, riss Em Skylar die Blüte aus der Hand und warf sie ins Feuer.
    Skylar sah sie hineinfallen und rief: »Hey! Das war ein Geschenk!«
    »Ich frage dich noch einmal: Woher. Hast. Du. Die?« Em sprach ruhig, aber bestimmt.
     »Ehrlich gesagt, hat sie mir eine Freundin geschenkt«, antwortete Skylar und hob ein wenig das Kinn. Em sah Verletzlichkeit in ihrem Gesicht – Verzweiflung. Dieses Mädchen wollte in der Tat einfach nur gemocht werden. Wahrgenommen. Aber trotzdem, diese Blüte. Sie bedeutete nur eins.
    »Ist deine … Freundin – ist sie hier?« Ems Herz pochte. Die Bilder von Chase kamen ihr wieder in den Sinn: seine große Sehnsucht nach Anerkennung. Sein Gefühl, ein Außenseiter zu sein. Wie die Furien diese Schwäche ausgenutzt hatten …
    Skylar schüttelte, abgelenkt von Beifallsgeschrei aus Richtung des Bierfasses, den Kopf. »Sie musste zu irgendeiner Familienangelegenheit«, erklärte sie vage. »Vielleicht kommt sie später noch vorbei.«
    Erinnerungen an den Neujahrsabend begannen, Ems Verstand zu trüben: wie sie Ali im Zug nach Boston getroffen hatte, wie sie in der U-Bahn-Tür eingeklemmt worden war, wie sie gesehen hatte, dass die Orchidee auf den Bahnschienen zerquetscht wurde und sie sie anschließend von Ali überreicht bekam, nur Minuten später, völlig unversehrt. Was hatte Skylar getan, um eine Orchidee zu verdienen? Hatten es die Furien jetzt etwa willkürlich auf beliebige Einwohner von Ascension abgesehen?
    Skylar steckte eindeutig in Schwierigkeiten. Aber sie hatte keine Ahnung und Em war womöglich der einzige Mensch, der ihr helfen konnte.
    Em hustete, spürte plötzlich den beißenden Qualm in Nase und Rachen.
    »Wir sollten uns woanders hinstellen«, bemerkte Skylar und kippte noch etwas von ihrem Getränk hinunter. »Der Qualm zieht genau in unsere Richtung.«
    Em nahm jedoch kaum wahr, was sie sagte. Sie packte Skylars Handgelenk und drückte es fest. »Hör mir zu«, sagte sie mit der gleichen eindringlichen Ruhe wie zuvor. »Du musst vorsichtig sein. Was weißt du über deine Freundin? Hat sie … hat sie vielleicht zwei Cousinen?«
    Bei dieser Frage erhellte sich Skylars Gesicht. »Du kennst sie«, hickste sie. Sie rückte näher an Em heran, wobei ein wenig Cider über den Rand ihres Bechers schwappte. »Sind sie nicht wunderschön? Genau wie du!« Skylar redete Unsinn, aber Em drehte sich der Magen um.
    »Nein, hör zu, Skylar«, sagte sie und packte das Mädchen an den Schultern, um ihr einen sicheren Stand zu geben und ihr in die Augen zu schauen. Vielleicht war es zwecklos, diese Unterhaltung gerade jetzt zu führen. Skylar war offensichtlich schon beschwipst und wäre selbst ohne den Alkohol durch ihre Gastgeberpflichten abgelenkt gewesen. Aber Em musste es versuchen. »Und ob ich sie kenne. Sie … sie fügen den Menschen Leid zu, Skylar. Du musst vorsichtig sein. Sie halten es für Gerechtigkeit, aber das ist es nicht. Es ist Rache. Hast du jemals den Spruch ›Auge um Auge – und die ganze Welt wird blind‹ gehört?« Sie wartete Skylars Antwort nicht ab. »Na ja, genau das tun sie. Sie machen die ganze Welt blind.«
    Em hörte sich hastig und voller Zorn sprechen und hielt Skylar dabei an den Armen, als würde sie sonst umfallen. »Sie wissen Dinge über uns«, fuhr sie fort. »Dinge, für die wir uns schämen. Dinge, die wir irgendwann einmal getan haben und die unter Umständen … nicht richtig waren. Und diese Blüte da«, erklärte sie und zeigte in Richtung Feuer, »die ist ein Zeichen dafür, dass du in Gefahr bist. Das heißt, dass sie etwas über dich wissen.«
    Schrecken verdrängte die Verwirrung in Skylars Gesicht. Gut. Das bedeutete, dass sie zuhörte. Die Flammen erleuchteten eine ihrer Wangen, tauchten

Weitere Kostenlose Bücher