Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
Vom Netzwerk:
gekauft und sie ist total lebenswichtig für mich. Hast du die schon mal ausprobiert? Ich kann dir gerne was von meiner abgeben. Das nächste Mal, wenn wir bei mir sind, musst du unbedingt etwas auftragen. Die bringt dich auf der Stelle zum Strahlen.«
    Skylar wusste, wovon Gabby sprach. Sie hatte in der InStyle über La Mer gelesen. Sie wusste auch, dass die Creme unheimlich teuer war – die Sorte, die Promis benutzten –, und erneut flammte Eifersucht in ihr auf. Doch in dem Augenblick schnipste Gabby ein wenig Olivenöl in ihre Richtung und sie musste einfach kichern. Sie verrührten die Gesichtsmasken mit den Fingern und lachten über die klebrige Mischung, die sich in den Schüsseln bildete.
    »Das wird lustig«, sagte Skylar, die langsam Feuer gefangen hatte und der es gefiel, wie sich das Öl mit seinem süßen, erdigen Duft auf ihre Fingerspitzen legte.
    »Das Öl wird deiner Haut guttun«, sagte Gabby und blickte Skylar aufmerksam an. »Es ist super feuchtigkeitsspendend.«
    Wollte Gabby damit etwa sagen, ihre Haut sei zu trocken? Verbarg sich hinter diesem »gut gemeinten Rat« vielleicht eine Beleidigung? Sie sah Gabby im Spiegel an und suchte den typischen Lucy-Blick.
    Doch Gabby blickte einfach nur freundlich von der Glasfläche zurück. Aus irgendeinem Grund machte das Skylar traurig. Sie war so sehr daran gewöhnt, von Lucy gequält und gedemütigt oder von ihrer Mom angeschrien zu werden, dass es ihr fast schwerer fiel zu wissen, wie man sich verhielt, wenn jemand nett zu einem war. Skylar wünschte sich so sehr, es einfach genießen zu können, eine gute Freundin zu haben. Jemanden, dem etwas an ihr lag. Aber sie konnte sich nicht entspannen. Konnte einfach nicht aufhören, sich zu sorgen.
    Vielleicht sind manche Mädchen einfach nicht dafür bestimmt, glücklich zu sein .
    Dieser Gedanke beschäftigte Skylar, als sie Gabbys Gesicht im Spiegel betrachtete, auf dem der Wasserdampf sich nach und nach ausbreitete und weiße Schlieren hinterließ.
    »Sieht das nicht hübsch aus? Irgendwie … unwirklich?« Skylar berührte den beschlagenen Teil des Spiegels mit dem Finger und malte einen Streifen.
    Da änderte sich plötzlich Gabbys Gesichtsausdruck. Sie schlug sich mit der Handfläche gegen die Stirn. »Das ist es!« Sie stand auf und zeigte auf den Spiegel. »Unser Motto!«
    »Und das wäre?«, fragte Skylar, mit einem Schlag aus ihrer traurigen Stimmung erwacht.
    »Smoke and Mirrors!« Gabby drehte sich mit einem breiten Lächeln zu Skylar herum, nahm ihr Glas in die Hand, stieß mit ihrer Freundin an und schlürfte die letzten Tropfen heraus. »Smoke and Mirrors«, wiederholte sie zufrieden. Und Skylar musste zugeben, dass das ein wunderbares Motto war. Rauch und Spiegel – wie bei Illusionskünstlern.
    War nicht Beliebtheit auch nichts weiter als eine riesige Illusion?
    Und so begann langsam ein Plan in Skylars Kopf zu reifen.
    »Puh … ich hab vielleicht ’nen Kater«, begrüßte Gabby Skylar, als sie sich am Montagnachmittag kurz vor dem Treffen des Ballkomitees über den Weg liefen. Am Abend vorher hatte Gabby nach ihrem vierten Rum mit Saft ihre Eltern angerufen und ihnen erzählt, sie und Skylar würden zusammen pauken (sie hatte jedes Wort sehr sorgfältig artikuliert, um nicht so betrunken zu klingen, wie sie war) und sie bliebe über Nacht. Am Morgen hatte Skylar dann widerwillig ihren Schrank für Gabby geöffnet. Skylar schämte sich für ihre begrenzte Auswahl an Kleidern, von denen viele sogar ihr selbst mittlerweile zu groß waren.
    »Die ist perfekt.« Gabby hatte eine von Skylars neuesten Errungenschaften – eine zartlila Seidentunika – vom Bügel genommen. »Leggings hab ich in meinem Spind an der Turnhalle – wusstest du, dass ich da praktisch eine komplette Notfallgarderobe aufbewahre? –, außerdem einen Gürtel und meine alten schwarzen Stiefel. Damit bin ich prima ausgestattet.«
    Skylar wunderte sich, dass Gabby trotz der anhaltenden Schwellungen unter den Augen und der Tatsache, dass sie ihre Haare zurückgesteckt hatte, was so gut wie niemals vorkam, immer noch gut aussah, sogar im grellen Neonlicht des Schulflurs.
    »Tut mir leid, Süße«, bedauerte sie ihre Freundin und zog eine Packung Schmerztabletten aus ihrer Tasche. »Möchtest du eine?«
    »Du bist meine Rettung!« Gabby nahm eine Tablette und warf sie in den Mund, gefolgt von einem kräftigen Schluck aus ihrer Wasserflasche.
    Währenddessen ließ Skylar einen heftigen Seufzer los. »Apropos Rettung …

Weitere Kostenlose Bücher