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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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sie wieder vergessen … und alles andere auch, bald schon«, sagte Gabby und stellte sich hinter Skylar, um in den Topf zu schauen. »Lecker. Soll ich was davon auf Teller schöpfen?«
    »Ich hab keinen Hunger mehr«, erwiderte Skylar. Aus Gewohnheit strich sie sich mit der Hand über den Arm, um an ihrer silbernen Uhr herumzuspielen. Aber sie hatte sie nicht an, also stand sie nur da, hielt sich hilflos das Handgelenk und sah Gabby erwartungsvoll an.
    »Na ja, was hältst du stattdessen von einem kleinen Drink?«, fragte Gabby, begab sich wieder zum Tisch und kramte in der Einkaufstasche, um eine Flasche Rum und eine Packung Ananas-Orangensaft herauszubefördern. »Deine Tante ist doch nicht zu Hause, oder? Komm, wir genehmigen uns einen Cocktail und entspannen ein bisschen. War schließlich ein verrücktes Wochenende. Einverstanden? Ich hab das hier mal mitgebracht, bloß für alle Fälle.«
    Skylar warf einen Blick auf die Uhr. Nora würde frühestens in zwei Stunden wieder zu Hause sein. Sie kochte bei Mrs   Davis und brauchte gewöhnlich ziemlich lange, um verschiedene Gerichte in Einzelportionen aufzuteilen und sie für die alte Dame zu beschriften, die schon seit über siebzig Jahren weiter unten in der Straße wohnte.
    »Nein, aber ich hab ’ne Menge Hausaufgaben …«
    Gabby schnitt ihr das Wort ab. »Ich auch«, sagte sie und verzog das Gesicht. »Aber die können wir später machen. Ich dachte, jetzt könnten wir vielleicht ein paar Ideen für den Ball sammeln. Die kreativen Hirnströme aktivieren. Ich hab dieses alte Erinnerungsalbum von früheren Bällen mitgebracht. Damit du mal sehen kannst, was wir schon alles so gemacht haben.«
    Gabbys Vorschlag hatte etwas so Aufrichtiges, unbestreitbar Liebes an sich, dass Skylar einfach nicht Nein sagen konnte. »Also gut. Aber nicht lange.« Sie wusste, wie wichtig es war, Gabby auf ihrer Seite zu haben. Und wenn Gabby über ihre peinliche Vergangenheit hinwegsehen konnte, dann konnte es der Rest der Schule auch. Hoffte sie jedenfalls.
    »Juhu! Gute Entscheidung«, freute sich Gabby und öffnete den Schrank neben der Spüle, um Gläser zu suchen. Skylar sah zu, wie sie sie füllte, und fragte sich, was an diesem Abend anders an Gabby war. Sie wirkte irgendwie kleiner als sonst, und das nicht nur, weil sie ein Paar ihrer neuen Sneakers statt ihrer Keilabsatzschuhe anhatte.
    Sie trugen die Getränke – klebrig-süß wie der Sommer, sagte Gabby mehrfach – ins Wohnzimmer, machten es sich auf dem Sofa gemütlich, stellten die großen Gläser auf dem Tisch vor sich ab und platzierten das Album auf ihren Knien. Gabby nahm Skylar mit auf eine chronologische Reise vom letztjährigen Homecoming- zum Frühlings- und zum Valentinstagsball, außerdem zu einigen außerschulischen Feiern und Strandpartys, die in den Ferien stattgefunden hatten. Skylar fiel auf, dass sie nach fast jeder Seite an ihrem Getränk nippte.
    »Ach ja, ich erinnere mich noch genau, wie Fiona dieses Kleid trug – es hatte einen absolut scharfen Rückenausschnitt.« Schlürf . »Guck mal, hier steht die Band mitten in der Turnhalle.« Schlürf. »Oh mein Gott, ich kann nicht glauben, dass ich dieses Foto aufgehoben habe, darauf sehe ich ja aus wie ein Wal!« Schlürf . »Ich glaube, der letzte Frühlingsball war bis jetzt der beste. Die vorläufige Krönung all meiner Anstrengungen.« Schlürf . Bis ihr Cocktail ausgetrunken war.
    Und dann, aus heiterem Himmel und ein kleines bisschen zu laut: »Ich bin ja so gestresst in letzter Zeit.«
    Skylar wusste nicht, was sie antworten sollte. »Wirklich?« Was du nicht sagst.
    »Ich meine, wenn ich mir die Fotos so anschaue, dann muss ich daran denken, wie viel Arbeit darin steckt …« Gabby verstummte.
    »Du zu sein?«, ergänzte Skylar und versuchte, sich den Spott nicht anhören zu lassen.
    »Ich glaube schon – obwohl ich weiß, dass es sich albern anhört. Ich meine, ich weiß, dass ich wirklich Glück habe. Verstehst du? Aber subjektiv hab ich das Gefühl, als wäre ich … ich bin einfach müde.« Gabby starrte in ihr Glas und sah zu, wie die Eiswürfel schmolzen. Als sie weitersprach, klangen ihre Worte irgendwie abgehackt. »Ein bisschen glaube ich, es war einfacher, als ich noch mit Zach zusammen war. Eine Sorge weniger vielleicht? Jetzt ist da einfach so viel. Ich meine, die Collegeaufnahmeprüfung, der Ball und, na ja, das Singledasein … Auf was soll ich mich da überhaupt konzentrieren? Muss ich denn in allem perfekt sein? Wie meine

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