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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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ein leises, sprödes Klirren von sich. Sauls Blick ging zum Lastenträger der Maschine, wo eine grausige Fracht festgeschnallt war: die Leichen, die sie während der letzten achtundvierzig Stunden gefunden hatten.
    Eine gehörte einer Frau, die in einem Schutzanzug steckte und in den krampfhaften Körperverrenkungen ihres Todeskampfes erfroren war. Ihr Rücken war qualvoll durchgedrückt, und die vorquellenden Augen und die geschwollene Zunge entstellten sie fast bis zur Unkenntlichkeit, aber die Zentrale hatte sie als eine Technikerin der Energieversorgung identifiziert, die seit drei Tagen abgängig war.
    Der andere Leichnam war nur mit einem Overall bekleidet. Er und Lani hatten ihn in der Umarmung einer Lebensform gefunden, die Virginia Höhlenanemone getauft hatte. Stücke von Haut und Fleisch waren abgerissen, als sie versucht hatten, den Toten wegzuziehen. Um alle Überreste des armen Teufels zu bergen und in einen Plastiksack zu stecken, hatten sie den Mikrowellenstrahler justieren und das Kolonielebewesen vernichten müssen.
    Wer konnte sagen, warum einer hier draußen gestorben war, so weit von der Zentrale und ganz allein? Bis sie eine Gewebeanalyse vornehmen konnten, würde es nicht einmal möglich sein, festzustellen, wer der unkenntliche Leichnam gewesen war.
    Es war eine beunruhigende neue Entwicklung. Auch andere Arbeitsgruppen hatten in entlegenen Stollen tote Männer und Frauen gefunden. Es hatte eher den Anschein, als ob sie allein während ihrer dienstfreien Stunden gestorben wären, statt Opfer des Kampfes um die Säuberung der Stollen zu sein.
    Anfangs hatte Saul vermutet, daß diese Leute, als sie den Tod nahen fühlten, sich von den anderen zurückzogen und einen stillen Winkel suchten, wo sie sterben könnten, wie man es bei alten und verletzten Tieren beobachtet hatte. Oder daß sie vielleicht, krank und fiebrig, wie sie waren, einfach fortgekrochen waren, um allein zu sein.
    Aber das schien nicht zuzutreffen.
    Er zog sein Messer und kratzte mit der Klinge an einem moosähnlichen Bewuchs neben der Kodebezeichnung der Kreuzung. Hinter dem Bewuchs verbarg sich etwas anderes.
    Grüne Fetzen und Fasern, von der Klinge abgekratzt, trieben in der Luft davon, und da war es: ein Kreis, dem oben rechts ein Pfeil entragte, das Symbol der Männlichkeit, mit einer stilisierten Blume im Kreis.
    Es war der dritte Typ von Wandschmiererei, den sie bisher gefunden hatten. In diesem Quadranten war sonst der Sonnenkreis das häufigste Symbol gewesen, das Zeichen radikaler Orthos aus den Ländern des Äquatorgürtels. Aber man hatte auch schon andere gefunden, darunter das P mit der liegenden Acht, dem Unendlichkeitszeichen, das als Siegel der Abkömmlinge Simon Percells galt.
    »Mit diesem Stollen bin ich fertig«, meldete Lani. »Gut, daß wir überprüft haben. Das Druckausgleichsventil war hängengeblieben. Hätte Probleme schaffen können.«
    »Was halten Sie von dem da?« fragte er Lani und zeigte auf das aufgedeckte Symbol.
    Sie schwieg eine Weile. Ihr Gesicht schien blaß unter der spiegelnden Visierscheibe des Helms.
    »Zu dieser Mission haben sich alle möglichen Außenseiter, Querulanten und verschrobene Typen gemeldet. Selbst unter uns Astronauten gibt es nicht wenige davon, glaube ich. Wie jemand mal sagte: Kein klardenkender Mensch würde sich an einem Unternehmen beteiligen, von dem er erst nach fünfundsiebzig Jahren zurückkehren kann. Das ist das Zeichen des Kämpferischen Weges.«
    Saul nickte. Sein Argwohn festigte sich.
    »Stammeszeichen. Die Leute haben tatsächlich angefangen, hier draußen zu leben. Zuerst konnte ich es nicht glauben.«
    »Es hat um sich gegriffen, seit die Leute nicht mehr soviel Angst vor den purpurnen Würmern haben«, erläuterte Lani. »Sie erinnern sich an die Farbigen, die wir unten auf Ebene K trafen, Leute aus Madagaskar und den Fidschi-Inseln… die verrichten ihre Arbeiten im Zentralkomplex, fürchten aber jeden Percell wie der Teufel das Weihwasser. Weigern sich, im selben Raum mit ihnen zu schlafen.«
    Saul war erstaunt, daß moderne Menschen sich so verhalten konnten. Es hatte ihn sein Leben lang immer wieder überrascht.
    Es war nicht die Schuld der Percelle, daß sie gegen die einheimischen Krankheitserreger widerstandsfähiger schienen als die genetisch unveränderten Menschen – oder daß sie zumindest weniger äußere Zeichen von Erkrankung zeigten. Aber das konnte die Bildung irrationaler Legenden nicht verhindern.
    Schon im Mittelalter hatte man

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