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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Formen den Besuchern, und indem sie sie töteten, brachten sie Vergeltung über sich. Saul hätte sich schuldig fühlen können, daß er Waffen für solch einen Krieg erfunden hatte. Aber Schuldgefühle würden an der Sache vorbeigehen. Nichts, was er und seinesgleichen hier taten, würde das heimische Leben im Kometenkern zurücksetzen. Sie waren wie der Sommer. Und auch sie würden vorübergehen.
    Der Lautsprecher über Sauls rechtem Ohr knisterte.
    »Lintz, hier Osborn. Sind Sie wach?«
    »Ja. Was gibt es?«
    »Es sind neue Entwicklungen eingetreten. Können Sie zu Schacht 4, Ebene K kommen? Vielleicht brauchen wir Ihre Hilfe.«
    »So? Was ist geschehen?«
    Eine Weile blieb es still.
    »Ich möchte unter vier Augen mit Ihnen reden, wenn möglich.«
    »Warum das?« fragte Saul. »Ist es etwas, was Sie auf einem verschlüsselten Kanal nicht aussprechen können?«
    Wieder gab es eine Pause.
    »Nein, das nicht. Aber… Nun, ich glaube zu wissen, wo die vermißte Transportsonde ist. Und was mit der Newburn geschehen ist.«
    Nun war Saul derjenige, der nichts zu sagen wußte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er sich gefaßt hatte. »Wir sind unterwegs. Ende.«

 
4

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VIRGINIA
     
     
    »Johnvon«, sagte sie nachdenklich, »ich kann fühlen, was du tust.«
    - Äußerst unwahrscheinlich.
    »Nein, wirklich. Da ist so ein Prickeln, ein Kitzeln.«
    - Der elektromagnetische Abtastprozeß findet bei so geringer Spannung statt, daß er genausowenig bemerkt wird wie die Gehirnströme selbst. Außerdem bewegt er nichts. Er kommt nicht einmal mit der Haut in Berührung.
    »Ich fühle es aber.«
    - Im Inneren des Schädels gibt es nur sehr wenige sensorische Rezeptoren.
    »Also, etwas bewegt sich. Wie Finger, die auf meiner Kopfhaut trommeln, nur… tiefer.« Die Wahrnehmung war entnervend, wie Fühler, die ihr durch den Kopf tasteten. Sie regte sich unbehaglich auf ihrer Liege. Von den ringsrum aufgestellten Geräten ging nur ein dünnes Summen aus.
    - Vielleicht das Magnetfeld. »Kann man Magnetfelder fühlen?«
    - Ein starkes Magnetfeld schon. Auf das Untersuchungsgebiet setze ich 7,6 Kilogauss an. Abweichungen von der Uniformität betragen weniger als Einhundertstel von einem Prozent.
    Geradeso wie das pedantische Programm, das sie selbst entworfen hatte – um ein unbedeutendes Beispiel anzuführen.
    Aber vielleicht war es nicht unbedeutend. Die Ströme unendlich vieler rotierender Elektronen in ihrem Schädel verlangten eine Feinabstimmung von einer selbst in der Forschung ungewöhnlichen Genauigkeit. Sie unterdrückte die Versuchung, den Blick seitwärts zu den Polen des großen supraleitenden Magneten gehen zu lassen. Selbst diese geringfügige Bewegung drohte in ihrem Kopf unerwünschte Vibrationen auszulösen.
    - Ich überprüfe die letzten Datengrundlagen über magnetische Resonanz im menschlichen Hirn. Mögliche unerwartete Wirkungen werden erforscht.
    »Tu das! Es juckt in meinem Kopf.«
    - Untersuchung und Integration finden statt.
    »Hat Saul irgendwelche Wirkungen erwähnt?«
    - Er übergab sicherheitshalber Medikamente, als er dieses neue MR-Gerät von der biologisch-medizinischen Abteilung brachte, erklärte aber, daß die Anwendung ungefährlich sei, solange sie sich innerhalb des angegebenen Operationsbereichs halte.
    »Hm. Vielleicht hätte ich ein Beruhigungsmittel nehmen sollen.«
    - Nein. Ich hätte diese Aufgabe nicht allein übernehmen können.
    Genau wie ich, dachte sie. Angst liebt Gesellschaft.
    - Das ist richtig.
    Es bestand jetzt praktisch kein Unterschied zwischen Johnvons Erfassung ihrer Oberflächengedanken und ihrer Sprache, da er beide unmittelbar durch die neurale Verbindung ablesen konnte. Für sie aber war es eine andersartige Erfahrung. Ihr Verstand verarbeitete die Worte in einer nicht zu erklärenden Weise anders als sonst. Das Sprachzentrum ihres Gehirns schien sich verselbständigt zu haben, verlieh den Sätzen seine eigene Dynamik und gab sie in der unbewußten rhythmischen Struktur aus, die ihre Redeweise kennzeichnete. Wenn sie ohne die Absicht zu sprechen nachdachte, fand sie oft überhaupt keine Worte. Statt ihrer ging ihr eine schnelle, beinahe holographisch bildhafte Vorstellung der Idee durch den Kopf. Sie fragte, ob Johnvon den Unterschied feststellen könne.
    - Selbstverständlich.
    »Ich verstehe«, sagte sie kläglich.
    - Das erwähnte Prickeln kann ich nicht feststellen, doch ist Reaktion darauf in dem allgemeinen neuralen Strukturmuster feststellbar.
    Johnvons

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