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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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erfolgversprechenden Ideen verfallen: Johnvon ihre Kenntnisse und Fähigkeiten lesen zu lassen. Auch ihre Reflexe waren stochastisch und holographisch. Vielleicht würde das zu einem besseren Verständnis führen.
    Die technologischen Voraussetzungen waren gegeben, wenn man wußte, wo man zu suchen hatte. Das Gehirn speicherte Erinnerungen durch die Orientierung von Elektronen im Innern der Zellen und Synapsen. Im Prinzip konnte man die Richtungen dieser Elektronen lesen. Der gesamte Schwarm speicherte Information – die komplizierte Dreh- und Zugbewegungen, die nötig waren, ein Handgelenk zu drehen, die Faust zu ballen. Virginia hatte bereits gute Programme, welche die menschlichen Bewegungen in solche der Arbeitsmaschinen umsetzten. Wenn Johnvon ihre motorischen Geschicklichkeiten speichern konnte, so würde er zu einem guten Teil die Fernsteuerung der Maschinen übernehmen können. Das wäre eine große Hilfe. Carl und andere, die mit der Wartung und Instandhaltung beschäftigt waren, hatten sie immer wieder gedrängt, sich mehr mit den Maschinen und ihrer Steuerung zu beschäftigen, und sie wurde allmählich nervös.
    Dies war vielleicht ein Ausweg.
    Sie würde diese Technologie früher oder später ohnehin entwickeln müssen. Selbst mit Sauls Mikrowellentechnik war es nicht gelungen, die Gefahr völlig zu bannen, und die Lage blieb gespannt. Oakes und Lopez gaben der verbesserten Einsatzfähigkeit der Maschinen höchste Priorität.
    Wenn sie weiterhin Leute verloren, würden die Maschinen im Laufe der siebzig Jahre währenden Reise sehr viel unabhängiger sein müssen, als die Expeditionsleitung ursprünglich geplant hatte. Und Virginia hoffte, daß auch sie über kurz oder lang in den Kälteschlaf versetzt würde, um spätere Zeiten doch noch miterleben zu können, und somit war ein Grund mehr gegeben, daß sie sich unverzüglich mit dem Problem eines verbesserten Programmierungssystems beschäftigte.
    - Ablesung nähert sich der Vollendung.
    Sie antwortete mit einem Ausdruck erleichterter und erwartungsvoller Spannung: golden-brünierte Blitze zuckten über einen samtschwarzen Himmel.
    - Der Schauplatz des Geschehens ist aufgezeichnet. Ich könnte zur freiwilligen Rückbesinnung den Vorfall aus der Kindheit zurückspielen. Zur Unterhaltung.
    »Ich war kein Kind, du Eimer voll Schrauben.«
    - Die Assoziationen -
    »Und es war auch nicht ›unterhaltend‹. Dieser große Kerl…« Mit oder ohne Johnvons Beihilfe wurde ihr plötzlich die erschreckende Erinnerung an eine rauhe, keuchende Männerstimme zugeführt, die »Eli a hohonu keia lua« hervorstieß. Das harte, maschinenhafte Stoßen hatte ihr die Worte ins Gedächtnis gehämmert: Ich grabe dieses Loch tief. Sie schauderte.
    - Ablesung beendet.
    »Danke.«
    - Nicht der beste denkbare Anfang.
    Sie begriff, daß Johnvon nicht die Ablesung meinte. »Nein, war es nicht. Nun, er war kein schlechter Kerl, nehme ich an. Vorher war ich mehrmals mit ihm ausgegangen, also muß ich ihn gemocht haben. Aber hinterher nie mehr.«
    - Und seitdem?
    »Ich habe meinen Teil gehabt. Einen Ingenieur an der Technischen Universität… aber was heißt, meinen Teil? Nicht viele. Im Gegenteil.«
    - Eine Angemessenheit ist schwierig festzustellen.
    »Es ist keine mathematische Kongruenz, weißt du. Die Leute suchen nicht eigentlich nach jemandem, der ihnen selbst gleicht. Eher das Entgegengesetzte.«
    - Die Jugend sucht das Alter?
    Sauls verwittertes Gesicht kam ihr in den Sinn, lächelnd in seiner zerstreuten Art, und einen Augenblick lang wußte sie nicht, ob sie es erinnert hatte oder… ja. »Johnvon, du hast ihn mir in den Kopf gesetzt.«
    - Es schien notwendig.
    »Darüber urteile ich. Laß mich wenigstens meine eigenen Phantasien auf die Bühne bringen!«
    - Gewiß.
    Aber dieses schiefe Lächeln unter den dunklen, selten fröhlichen Augen wollte ihr nicht mehr aus dem Sinn. Es schien eine Ewigkeit her, seit sie ihn gesehen und Zuflucht in seinen kräftigen, umschließenden Armen gesucht, seinen berauschenden Moschusgeruch in die Nase bekommen, mit ihm gesprochen hatte…
    »Johnvon, ruf ihn für mich!«
    - Er ist einer Verabredung mit Carl Osborn gefolgt. Eine der von mir gesteuerten Maschinen sah ihn vor 1,34 Minuten vorbeigehen.
    »Verflixt! Ich vermisse ihn.« Sie zog das Schaumstoffpolster aus dem Nacken und betrachtete unfroh die imponierende Reihe der Geräte, die sie umstanden: elektronische Resonanzmeßgeräte, pfannenkuchenartige Magnetpole, die holographische

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