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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Zaum halten. »Das Israel, das Sie kannten, ausgelöscht, keine Familie mehr, die Karriere erledigt – Sie standen vor dem Nichts.«
    »Und?«
    »Also bewerben Sie sich um die Teilnahme an der Expedition. Warum nicht diese Reise unternehmen? Wenn sie zurückkehren, wird Ihre Vergangenheit vergessen sein, nicht?«
    Saul sagte mit überraschender Ruhe: »Ich dachte nicht, daß ich zurückkehren würde, und glaube es auch heute noch nicht.«
    Carl überging diese Unterbrechung des Angriffsschwungs. »Aber da zeigt sich fremdes Leben, die grünen Schleimalgen, die Würmer – eine wissenschaftliche Goldgrube! Sie sind berühmt; freilich durch Zufall. Jeder hätte dieses Eis untersuchen und Mikroben finden können. Aber es zu verstehen – darauf kommt es an. Da zeigt Saul Lintz, daß er nicht bloß Glück gehabt hat. Nein, er ist ein erstklassiger Wissenschaftler. Und er kann ganz allein an all dem neuen Zeug arbeiten. Kann es gründlich untersuchen und der Erde Informationsbrocken zukommen lassen, wann es ihm gefällt. Jeder Biologe zu Hause wartet begierig auf Information über das erste fremde Leben, und der einzige, von dem er sie bekommen kann, ist Saul Lintz!«
    Carl endete schnaufend, und sein Atem machte eine dicke wattige Wolke in der kalten Luft. Saul sah ihn schweigend an. Das phosphoreszierende Licht ließ seine gefurchten Züge alt erscheinen. Ein langes Stillschweigen schloß sich an. Carl beruhigte sich, begann zu bedauern… Aber es war zu spät.
    Saul kratzte an der Wand, wo hartgewordenes Dichtungsmittel eine unebene Stelle in der Innenverkleidung machte. »Das war nicht der Grund, daß Sie mich hierher riefen. Sie fragten mich, ob ich mich an der Rettung der Newburn beteiligen will. Gut, ich beteilige mich. Aber ich brauche diese Chazerei nicht zu schlucken.«
    Er stieß sich unbeholfen ab und nahm Kurs zur Zentrale. Er trieb dahin, den Blick noch zu Carl zurückgewandt, und durch die kalte Stille drangen seine Worte: »In Wahrheit ist es nur wegen Virginia, nicht wahr?«
    Und Carl mußte sich eingestehen, daß es so war.
     
    Verdrießlich und müde kam er in den Gesellschaftsraum. Das ungewohnte Gewicht zog ihn nieder. Zu den letzten größeren Teilen, die von der Edmund Halley in den Zentralkomplex überführt und dort installiert worden waren, gehörte das Gravitationsrad. Es war immer deprimierend, aus annähernd vollkommener Schwerelosigkeit in ein zentrifugales Schwerefeld zu kommen, und das aus verschiedenen Gründen. Selbst in einem großen Rad entstanden Corioliskräfte, welche die Reflexe störten und ein leichtes Schwindelgefühl erzeugten. Nach einem Tag in annähernder Schwerelosigkeit, wo der leichteste Krafteinsatz bedeutungsvoll war, konnte man nicht gehen, ohne die Wirkung der gegensätzlichen Kräfte zu spüren. Die Rotation des Kometenkerns drängte einen immer ein wenig nach links.
    Aber für einen Mann wie Carl war das Schlimmste daran das Einfachste: man war ein Adler gewesen und war nun ein Nilpferd.
    So ergab es sich, daß Carl nicht in menschenfreundlicher Stimmung war, als er den Ortho traf. Auf dem Namensschild am Overall stand der Name Linbarger zu lesen.
    »Setzen Sie sich anderswohin!« sagte er, als Carl sich in einen Sessel niedergelassen hatte.
    »Eh? Warum?«
    »Ich erwarte einen Freund.«
    »Es ist genug Platz da.«
    »Nicht für alle.«
    Carl stellte sein Glas auf den Tisch. »Sie kommen gerade aus dem Kühlfach, also werde ich das als ein Zeichen dafür nehmen, daß die Drogenwirkung noch nicht nachgelassen hat.«
    Linbarger zeigte alle Symptome eines Wiedererweckten. Er war ein hagerer Mensch, nur Haut und Knochen und Sehnen. Im Kühlfach wurde das Körperfett allmählich abgebaut, weil der Organismus in Betrieb blieb, nur auf einer stark reduzierten Ebene. Aber Linbarger mußte schon immer mager gewesen sein. Sein Kopf war lang und schmal und saß auf einem dünnen Hals mit knotigem Adamsapfel. Nase und Backenknochen bestimmten sein Gesicht. Die wäßrigen grauen Augen saßen tief in den Höhlen, das Kinn war lang und hart.
    »Mein Freund ist auch erst vor kurzem aus dem Kühlfach gekommen. Und mir ist lieber, wenn keiner von uns neben einem Percell sitzen muß.«
    »Ach, wirklich?« sagte Carl mit gespielter Betroffenheit.
    »Also verschwinden Sie!«
    Linbarger war für das Rendezvousmanöver nicht geweckt worden, also hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, sich der Ideen zu entwöhnen, die er zu Hause mit sich herumgetragen hatte. Carl war gewillt, ihm das

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