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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Marguerite von Zoon, die ihr in respektvollem Abstand folgten und deren Blicke ihn baten, sich nicht einzumischen. Sie versuchte in Würde abzutreten, und jeder sah, welch übermenschliche Anstrengung es sie kostete. Auch Linbarger verstand es und unterdrückte seine rechtschaffene Empörung.
    Saul bemerkte, daß Matsudo gleichfalls ziemlich schlecht aussah. Seine Augen wirkten glasig, das Gesicht hatte einen schweißigen Glanz. Wenn er ausfiel, blieben nur Saul und Marguerite von Zoon zur Betreuung der Krankenstation. In diesem Fall wäre an eine Teilnahme an der Bergungsaktion nicht zu denken.
    Bethany Oakes’ abwesender Blick ging über Saul hin, und sie schien ihn zu erkennen. »Saul Lintz…« Eine Art Lächeln verformte ihren offen hängenden Mund. »Halten Sie durch! Ich… ich kann nicht mehr.«
    Langsam bewegte sie sich weiter in den kalten inneren Raum, wo die Techniker warteten.
    Saul war sich – und nicht erst seit Linbargers Worten – mit Unbehagen bewußt, daß es für Oakes vielleicht niemals ein Erwachen aus dem Tiefschlaf geben würde. Setzte die Krankheit ihr Zerstörungswerk während der Jahre des Tiefschlafs fort, wenn auch in ähnlicher Weise verlangsamt wie die Lebensfunktionen, so konnte es sein, daß Bethany Oakes hier vor ihren Augen in ihr Grab stieg. Die Begleiter bewegten offenbar ähnliche Gedanken, denn der Wunsch der Kranken, sich ohne Hilfe selbst niederzulegen, wurde mit ehrfürchtigem Schweigen respektiert.
    Ihre zittrige Hand deutete ein Abschiedswinken an, dann sank sie zurück in das rosafarbene Netzgewebe und überließ sich den geschickten Händen der Techniker. Es mußte eine Erlösung für sie sein, sich mit dem Versprechen späterer Hilfe und Rettung in der nebelverhüllten Umarmung von glänzendem Stahl und Glas dem Vergessen hinzugeben.
    Ould-Harrad bewegte die Lippen in stummem Gebet. Es war nicht schwierig zu erraten, daß es nicht allein Bethany Oakes’ fernerem Schicksal galt, sondern auch der künftigen Arbeit des neuen, unfreiwilligen Expeditionsleiters Suleiman Ould-Harrad.

 
7

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VIRGINIA
     
     
    »Verdammt! Ich würde ihm zutrauen, daß er es absichtlich getan hat!« Virginia schritt in ihrem engen Laboratorium auf und ab. Das zu tun, war bei weniger als einem Tausendstel der Erdschwere nicht einfach, aber sie brachte es fertig, indem sie sich unterwegs an Konsolen und Geräten festhielt. Jedesmal, wenn sie kehrtmachte, quietschte das Kunststoffprofil ihrer Schuhsohlen. Sie warf den Kopf zurück und murmelte zornig: »Carl hat das geplant. Ich weiß es!«
    Im holographischen Projektionsrahmen erschien ein Gesicht, doch war der Mann kein Mitglied der Halley-Expedition… er war überhaupt kein Mann. Das Gesicht war lang und schmal mit rötlichen herabhängenden Locken und einem aufgezwirbelten, grau durchschossenen Schnurrbart.
    »Fürwahr ein Bubenstreich wie jener, der die arme Königin Maeve ihres Geliebten beraubte«, pflichtete er ihr bei.
    Virginia schnupfte. »Ach, hör auf damit, Ossian! Ich brauche kein Mitgefühl von literarischen Nachahmungen, ich brauche Saul! Und ich will nicht, daß er sich einem ausgeschlachteten, überalterten Schiff anvertraut, das fünfzig Jahre Überholung nötig hat, bevor es wieder fliegen dürfte!«
    Die Darstellung flackerte einen Augenblick, und ein neues Gesicht bildete sich – eine grauhaarige Eminenz in scharlachroten Gewändern. Sie machte eine segnende Gebärde. »Es ist eine Mission der Barmherzigkeit, mein liebes Kind. Vierzig unsterbliche Seelen stehen auf dem Spiel…«
    »Das weiß ich selbst!« Sie schlug auf die Tischplatte, und prompt hoben sich ihre Füße vom Boden. »Weg mit dem Kardinal! Ich brauche weder Logik noch einen Appell an meine bessere Natur. Ich brauche einen Grund, warum…«
    Ein letztes Bild erschien, heraufgerufen aus dem tiefsten Inneren, eine frühe Simulation, die wegen des Schmerzes, den sie mit sich brachte, selten abgerufen wurde. Ein lächelnder Mann mit einem kleinen grauen Bart und Augen, die aus einer Umrahmung tiefer Runzeln warm auf sie herablächelten.
    »Anuenue, kleiner Regenbogen. Gründe helfen nicht in einer Zeit wie dieser, Tochter. Gefühle haben ihre eigene Logik.«
    Virginia schlug die Hände vors Gesicht. Sie trieb gegen einen Ablageschrank und sank langsam zum Boden zurück.
    »Ich war glücklich, Papa. Wirklich glücklich, inmitten dieser Hölle. Ich war glücklich!«
    Eine schmale, transparente Hand streckte sich zu ihr aus, wie um sie zu berühren.
    »Ich

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