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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Südpol verschanzt hat. Ich meine, noch weiter draußen als Ould-Harrads Bande im Höllenpfuhl.«
    »Ich lese die Berichte. Johnvon hat einzelne Maschinen mit Kameras eingesetzt, die zuweilen da und dort einen Verrückten erfassen. Auf einem der Videos sah ich Quiverian. Seine Leute arbeiten angestrengt an etwas, was unten beim Südpol vergraben ist.«
    »Sie meinen, er versuche die Arbeit an der Bahnveränderung zu verlangsamen?«
    »Es leuchtet ein. Die radikalen Arcisten möchten jede Möglichkeit vermeiden, daß Kometenmaterial in die Nähe der Erde gelangt. Keine Umlaufbahnen, die nahe genug heranführen, um ein gutes Rendezvous zu ermöglichen, nichts. Für sie ist die Erhaltung der irdischen Biosphäre alles. Was aus uns wird, ist ihnen gleich, oder zumindest von zweitrangiger Bedeutung.«
    »Aber es gibt dennoch Möglichkeiten, die für die Erde nicht mit einer Bedrohung verbunden sind. Angenommen, wir bringen den Kometen in eine verkürzte Umlaufbahn, stecken alle in Kühlfächer…«
    »Und hoffen, daß die entscheidenden Leute daheim zehn oder zwanzig Jahre später wesentlich nüchterner urteilen werden?«
    Andy Carrolls Gesicht war so offen, daß es Carl beinahe schmerzte, darin zu lesen. »Es ist… wir brauchen eine Hoffnung, nicht wahr?«
    »Gewiß«, sagte Carl und versuchte etwas herzhaften Optimismus in seinen Tonfall zu legen. »Gewiß.«
    Carroll schürzte die Lippen, beschäftigt mit seinen Wachträumen. Vielleicht ist es kein einfältiger Optimismus, dachte Carl. Vielleicht werden wir eine Chance bekommen. Ich bin bloß des Wünschens müde geworden.
    Er dachte daran, Carroll das Gedicht zu zeigen, ließ es aber sein. Der Junge mochte die Mischung von Galle und Galgenhumor beunruhigend finden. Besser, man ließ ihn vorher noch ein Jahr oder so marinieren.
    Und wer weiß? überlegte er. Vielleicht wird ein Archäologe einmal dieses Gedicht finden und es als das große Werk unserer traurigen, glücklosen Expedition verbreiten. Vielleicht werden sie es auf einer Bronzetafel neben der äußeren Hauptschleuse anbringen, zur Einstimmung von Besuchern des Eisbergmuseums, das seine Bahn durch ihren Himmel zieht und eine große, gescheiterte Idee kennzeichnet. Mit uns, die für allezeit in unseren schleimigen Kühlfachflüssigkeiten schwimmen, als den interessantesten Ausstellungsstücken.
    Es war keine absurde Vorstellung.

 
6

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VIRGINIA
     
     
Gestohlene Geschenke,
Versteckt in der Zeiten Schrein.
Wartende Geschenke,
Tief drinnen in meinem Reim.
     
    »Wie? Haben Sie was gesagt, Virginia?« Jeffers’ Stimme knisterte aus ihrem Funksprechgerät, als sie sich darauf konzentrierte, ihre beiden störrischen Maschinen gleichzeitig über einen Eisbuckel zu dirigieren. Es war immer eine schwierige Übung, denn die großen Maschinen hatten genug Kraft, um sich ganz von der schuttbestreuten Oberfläche abzustoßen und in eine Art Umlaufbahn zu begeben. Diese Reparaturmaschinen hatten keine eigenen Antriebseinheiten, die sie im Falle einer Fehlberechnung hätten zurückbringen können.
    »Ach, kümmern Sie sich nicht darum, Jeff. Es ist bloß Johnvon, der sich wieder aufspielt. Sobald wir mit diesem Vorhaben fertig sind, werde ich ihm eine gründliche Gedächtnisläuterung verpassen.«
    »Anscheinend hat er eine Menge von Ihnen gelernt. Wenn er so weitermacht, werden Sie bald starke Konkurrenz haben.«
    Jeffers’ Stimme klang erheitert, und Virginia lachte. Aber in ihrem Sinn begann sie sich zu sorgen. Etwas stimmte nicht mit ihrem bioorganischen Gegenstück. In manchen Fähigkeiten schien Johnvon jetzt sehr viel subtiler und fähiger als zur Zeit ihrer Einschläferung vor drei Jahrzehnten; vielleicht ein natürliches Ergebnis der Programmierung zu langsamer, stetiger Selbstverbesserung. In anderer Weise aber verhielt sich die selbstprogrammierende Maschine jetzt sprunghaft und schwer berechenbar, indem sie spontan diese Erfindungen von sich gab, deren Beweggründe schwer erkennbar waren.
    Mit Unrat und Schutt übersäte Schneefelder erstreckten sich bis zur Reihe der Gewächshäuser um den Eingang zum Schacht 1. Nahebei blickten riesige Spiegel von spinnenhaften Gittermasten und konzentrierten den Schein der entfernten Sonne auf die Gewächshäuser.
    Unter den gewölbten Glasdächern wiegten sich Nahrungspflanzen aller Art in grünen Massen unter den künstlichen Brisen. Da und dort bewegten sich Arbeiter zwischen den Pflanzenreihen und pflegten dieses wichtigste Unterpfand für den Fortbestand der

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