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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Kolonie. Seit ihrer Wiederbelebung aus dem Tiefschlaf hatte Virginia wenig Zeit gehabt, sich über die landwirtschaftlichen Anbaumethoden zu informieren, die im Laufe der Jahrzehnte entwickelt und vervollkommnet worden waren. Aber sie glaubte schon zu sehen, daß die Arbeitsvorgänge wesentlich automatisiert werden könnten.
    Ihre Maschinen trafen ein, wo Jeffers neben einem umgestürzten Bauwerk aus Eis auf sie wartete. Zerbrochene Scherben des glasigen Materials lagen weithin verstreut.
    Virginia erschrak. »Das ist schrecklich«, rief sie aus. »Wer hat Jim Vidors Plastik zerstört?«
    Die Statue war Kapitän Cruz und dem Traum gewidmet gewesen, den so viele Expeditionsmitglieder geteilt hatten. Sie hatte eine Gestalt im Schutzanzug dargestellt, gebeugt und müde, aber beharrlich und siegreich, als sie mit ausgestreckter Hand, in der Geschenke funkelten, auf die blaue Erdkugel zutrat.
    Virginia erinnerte sich, wie stolz Jim Vidor auf sein Werk gewesen war, kurz bevor er ins Kühlfach gekommen war. Von einigen als kitschige Zuckerbäckerei abgelehnt, war es gleichwohl eine schöne Arbeit gewesen, geformt aus heimischem Kristall und Eis in sechs Farbtönen. Jetzt lag der Astronaut geborsten auf der Seite, und der blaue Planet war zerschlagen.
    Tief unter der Oberfläche richtete sich Virginia in ihrem Sessel auf, als sie den Vandalismus durch die Optik der Maschine überblickte. »Wer…?«
    »Keine Ahnung«, sagte Jeffers. »Ich würde sagen, daß es welche von Sergejows Leuten waren.«
    »Aber warum?«
    »Cruz war ein Ortho.«
    Das schien ihm zur Erklärung zu reichen. Virginia errötete. Als Percell fühlte sie sich getroffen.
    »Hat Jim Vidor den Schaden gesehen?«
    »Schwerlich. Matsudo hat ihn um 2073 wiederbelebt, und Lintzs Cyanuten brachten seine erste Krankheit in Ordnung. Aber ein Jahr später mußten sie ihn wieder ins Fach stecken, weil er sich eine schlimme Blutinfektion zugezogen hatte. In gewisser Weise ist es gut so. Er wird nie erleben, wie schlimm alles seither geworden ist. Jim war ein Ortho, aber ich mochte ihn.«
    »Ja«, sagte sie, unfähig, geeignetere Worte zu finden. Sie steuerte ihre Maschinen um das geborstene Monument zu Jeffers. »Kommen Sie! Sehen wir, ob wir ein Wunder wirken können.«
    »Richtig.« Jeffers streckte die Hand aus und zog mehrere schmale Umschläge von einem Gestell, das eine der Maschinen trug. »Hier geht es zum Elefantenfriedhof.«
    Sie umrundeten eine felsige Anhöhe und Virginia seufzte.
    Keine tote Statistik hätte sie auf den Anblick vorbereiten können, der sich ihrem Auge bot. Lange Reihen abgestellter Maschinen erstreckten sich sauber ausgerichtet zum gekrümmten Horizont, alle gefroren, bewegungslos, erstarrt in Unbrauchbarkeit und Verfall.
    Sie war bestürzt. »Lieber Gott, wo fangen wir an?«
    Jeffers schlug die behandschuhten Hände zusammen und hob in seiner nervösen Aufregung ein paar Meter vom Eis ab.
    »Ganz gleich! Seit drei Jahren habe ich an den Reparaturmaschinen gewerkelt, von den Werkzeugautomaten Teile anfertigen lassen und andere aus Prototypen ausgebaut und wiederverwendet. Aber mit den Programmen kam ich nicht zurecht. Immer wieder gab es Blockierungen, Steuerungsfehler und Funktionsstörungen, die ich einfach nicht beheben konnte! Alles, was ich versuchte, war vergebens.«
    Er landete vor ihrer Maschine.
    »Aber nun haben Sie in bloß zwei Wochen behoben, was mich zur Verzweiflung trieb.«
    Die Maschine hob einen metallenen Greifarm in genauer Nachahmung von Virginias Geste unten in ihrem abgedunkelten Arbeitsraum. »Warten Sie ab, Jeff. Ich sagte, es sei nur ein erster Versuch. Versprechungen kann ich keine machen.«
    Aber Jeffers war schon unterwegs zu einem spinnenbeinigen Reparaturroboter, einer hochentwickelten androidähnlichen Maschine zur Wartung und Instandhaltung anderer Maschinen und Anlagen, nun aber selbst in desolater Nutzlosigkeit.
    »Fangen wir mit dem hier an. Ich habe ihn bereits gereinigt und geschmiert.«
    Virginia sah unruhig zu, wie Jeffers die Umschläge sortierte, einen auswählte, aufriß und ein glänzendes Plättchen herauszog. Er öffnete einen Verkleidungsteil und steckte die Programmeinheit in die Maschine.
    »Erhebe dich!« befahl er und trat mit theatralischer Gebärde zurück.
    Virginia hielt den Atem an. Einen Augenblick schien es, als ob der Mechanismus von der mörderischen Kälte zur Unbeweglichkeit gezwungen würde, eine Statue, die niemals zum Leben erwachen könnte.
    Aber dann brach der Frost,

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