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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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schlagenden Flügel dicht über den Boden flattert.
    »Was sonst?« erwiderte Jeffers.
    »Ich dachte, ich hätte von Schwierigkeiten gehört…«
    Sie hakte sich aus und steuerte in ihre Richtung, wobei sie sich geschickt umdrehte, ihren Schwerpunkt verlagerte und so vermied, von den Düsen den Manövriergeräts in Drehung versetzt zu werden. Sie macht ihre Sache gut, dachte Carl. Lanis zarter kleiner Gestalt war nicht anzumerken, daß sie muskulös und ausdauernd war. Aber warum kam sie wegen einer Kleinigkeit herüber?
    »Nicht der Rede wert«, sagte Carl.
    »Nun, ich war fertig, gerade auf dem Weg hinein.« Sie landete mit katzenhafter Geschmeidigkeit zehn Schritte vor ihnen und wirbelte eine Staubwolke auf. »Wie wär’s mit einer Pause?«
    »Kann nicht«, sagte Jeffers. »Wir müssen die Röhre untersuchen, sehen, ob sie richtig sitzt und unbeschädigt ist.«
    Lani blickte zu Carl. »Das ist Routine. Dazu sind keine zwei nötig.«
    Carl sagte: »Cruz sitzt uns wegen der Sicherheit im Nacken.«
    Sie beobachtete ihn durch die staubige Sichtscheibe. »Wollen Sie wirklich nicht? Ihre Schicht ist sowieso um.«
    »He, meine Dame, ich arbeite nicht allein«, sagte Jeffers gutmütig aber entschieden.
    Sie zuckte die Achseln. »Meinetwegen. Wollte nur ein bißchen Unterhaltung. Bin meinem Fahrplan etwas voraus.«
    »Dann bis heute abend«, sagte Jeffers mit einem spekulativen Blick, den sie jedoch nicht zu bemerken schien.
    »Gut«, sagte sie, zu Carl gewandt. »Heute abend.«
    Sie hob anmutig ab und steuerte zum Hauptschacht.
    »Hätte gar nichts dagegen«, sagte Jeffers träumerisch auf dem Kanal für kurze Distanz. Carl ging nicht darauf ein.
    »Wir werden bald daran denken müssen, Paare zu bilden.«
    »In einem Monat bist du ein Eiszapfen.«
    »Man muß vorausplanen.«
    »Meinst du, du kannst sie dazu bringen, eine Schicht mit dir zu teilen?«
    »Schon möglich. Später wird es kalt und einsam sein.«
    Carl lachte. »Deine Idee von Vorspiel sind sechs Bier und eine Partie Billard. Sie ist nicht dein Typ.«
    »Die Not macht seltsame Bettgenossen, sagte Shakespeare, nicht wahr?«
    »Bleib bei der Arbeit, das ist deine Stärke.« Und er gab Jeffers einen freundlichen Rippenstoß zum Schachteingang.
    »Ein Versuch kann nicht schaden.«
    »Nun los, dir hängt schon die Zunge raus!«
    Sie holten ihre Maschinen zusammen und trieben sie vor sich her durch die Höhlung des orangefarbenen Zylinders. Die Wandung der Röhre preßte alle zwei Minuten ein hundert Meter langes Segment aus sich heraus, druckversiegelte automatisch die Enden und begann ein weiteres Stück auszustoßen – jedes wie bei einem Teleskop ein wenig enger als das vorausgegangene. Die Röhre glich einer grellfarbigen Made, die sich durch Regeneration ins Innere eines Apfels vorarbeitete.
    Seitenstollen erforderten mehr Sorgfalt. Die Maschinen schnitten Löcher für die Einmündungen, versiegelten sie und setzten die kleineren Preßröhren an. Carl und Jeffers mußten die genaue Einpassung übernehmen, Anschlüsse und Versiegelungen prüfen und sich vergewissern, daß nichts an einem Felsvorsprung oder Eiszacken hängenblieb. In den Stollen lösten sich immer wieder Brocken vereister Agglomerate aus den Wandungen – die Maschinen waren manchmal unbeholfen – und trieben frei durch die dunklen Räume, was diesen in den tastenden Lichtkegeln der Helmlampen einen unheimlichen Eindruck scheinbarer Belebtheit verlieh. Selbst unter den Bedingungen annähernder Schwerelosigkeit war es anstrengende und wegen der erforderlichen Sorgfalt ermüdende Arbeit.
    Die Essenspause fand in einem Stollenabschnitt statt, der kurz zuvor mit Luft gefüllt worden war. Sie öffneten ihre Helme und hängten sich an einer Wand ein, genossen die Freiheit, obwohl die kalte, unnatürlich scharf riechende Luft in Nasen und Bronchien biß.
    »Meinst du, man kann sich daran gewöhnen?« fragte Jeffers, während er auf einem selbstwärmenden Riegel Nahrungskonzentrat kaute. »Hier drinnen zu leben?«
    »Klar. Das Übungsrad und elektrische Stimulatoren werden die fehlende Schwere ausgleichen, behaupten die Ärzte.«
    »Du vertraust ihnen, für siebzig Jahre?« Jeffers’ hageres Gesicht schien für eine skeptische Miene wie geschaffen; die Mundwinkel zogen sich herab zum spitzen Kinn, die Augen blickten schmal und kritisch.
    »Wir haben keine andere Wahl. Die Spritzen und die verdammten Übungen sind mir auch nicht angenehm, aber was soll’s? Ich habe drei Jahre so gelebt und weiß, was

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