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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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gefördert.
    »Ich weiß nicht, wo du deine Augen hast«, sagte Jeffers. »Willst nichts hören und sehen, wie? Aber auch du mußt dich schon gefragt haben, warum sie Leuten wie uns die gefährliche Arbeit geben?«
    »Weil viele von uns Astronauten geworden sind und für Schwerelosigkeit ausgebildet. Wir hatten die Stipendien, die uns dafür qualifizierten.«
    »Warum haben sie dann keinen Percell zum Leiter aller Außenarbeiten gemacht?«
    »Na, weil… weil wir noch nicht alt genug sind. Kein Percell ist so erfahren wie Cruz oder Ould-Harrad oder…«
    Jeffers schenkte ihm einen mitleidigen Blick. »Das glaubst du selbst nicht. Dahinter steckt der politische Wille, uns von den Schalthebeln fernzuhalten. Wir sollen in der Drecksarbeit die Köpfe hinhalten, aber bestimmen dürfen wir nicht. Warum sind so wenige von uns in Wissenschaft und Politik?«
    »Was weiß ich?«
    »Weil man uns mit scheinbar günstigen Lockvogelangeboten in ein paar Bereiche bugsiert, wo wir nicht viel Unheil anrichten können! Astronautik, Luftfahrt, Kommunikationstechnik…«
    »Meinst du?«
    »Natürlich. Wo es um Macht, Einfluß und das große Geld geht, wollen die unter sich bleiben.«
    Carl versuchte zu lachen. »Komm schon, das ist…«
    »Sieh nur, wie es in der Abteilung Chemie und Geologie aussieht. Sollten wir hier etwas finden, was nur halb so wertvoll wie Enkon ist, kannst du dir leicht ausrechnen, wer davon profitieren wird. Kein Wunder, daß sie dort alle Orthos sind, ausgenommen Peters.«
    »Jeder von uns hat eine patentrechtliche Teilungserklärung unterschrieben. Werden auf unserer Expedition neue Techniken entwickelt, bekommen wir alle einen Anteil, nach Abzug der Unkosten.«
    Jeffers’ Miene verzog sich in grämlicher Ironie. »Richtig, weil damit nicht viel zu holen ist. Was sollen wir hier draußen schon entwickeln? Aber ich sprach nicht von Techniken, sondern von seltenen Mineralen und Bodenschätzen. Da geht es um mehr, und die Orthos achten darauf, daß Sie unter sich bleiben.«
    Carls eigene Überzeugung geriet ins Wanken. Wie, wenn er recht haben sollte? Dann aber verdrängte er den Gedanken. »Hör endlich auf damit! Wir können diese dummen Streitigkeiten von der Erde hier draußen nicht fortsetzen.«
    »Wir tun es auch nicht – sie sind es.«
    Verdrießlich steckte Carl die Reste seiner Mahlzeit in den Tragbeutel. »Laß uns gehen – ich arbeite lieber, statt zu streiten!«
     
    Gleichwohl plagten ihn an diesem Abend beunruhigende Gedanken, als er den Gesellschaftsraum betrat und nach Virginia Ausschau hielt. Sie war eine vernünftige Percell und mochte verstehen, was er sich am Nachmittag nur widerwillig eingestanden hatte – daß er mit einigen von Jeffers’ Anschuldigungen und Folgerungen halbwegs übereinstimmte. Vielleicht hätte er ganz und gar mit ihm übereingestimmt, wenn der Ton des Mannes und seine Gewohnheit, alles schwarzweiß darzustellen, nicht einen Widerstand in ihm erzeugten.
    Zuerst ging er an die Bar, ließ sich ein Getränk geben, wandte sich zum Durchgang und sah das Schild DUCKEN ODER MECKERN gerade noch rechtzeitig. Er zog den Kopf ein und ging in den Gesellschaftsraum. In der ersten Woche an Bord hatten er und andere Percelle sich Dutzende von Malen die Köpfe gestoßen; die Erbauer der Edmund Halley hatten offenbar geglaubt, daß nur Orthos Geselligkeit pflegten.
    Kaum hatte er den Durchstieg hinter sich, da fing Lani Nguyen ihn schon ab. »Ah, da sind Sie ja endlich.«
    Sie vermittelte einen Eindruck geschmeidiger Kraft und Beweglichkeit. Ihre bloßen hellbraunen Arme waren wohlgeformt und doch muskulös, aber der Rest von ihr steckte in einem weiten, tiefblauen Anzug, der ihren Bewegungen in der geringen Schwerkraft mit einer anmutigen, bescheidenen Unabhängigkeit folgte. Carl fand den Effekt, den ihre zierlichen und präzisen Bewegungen dadurch erhielten, ungewöhnlich reizvoll.
    »Ach ja, wir hatten Schwierigkeiten mit den Stollenanschlüssen.« Er lächelte ihr freundlich zu und versuchte gleichzeitig den Gesellschaftsraum zu überblicken, ohne daß sie es merkte.
    Dr. Akio Matsudo sprach ernst und eindringlich auf Korvettenkapitän Ould-Harrad ein, den Leiter der Außenarbeiten. Durch die Bullaugen sah man den Kern des Halleyschen Kometen schimmernd im schwarzen Himmel schwimmen, bis das Schwerkraftrad sich weiterdrehte. Kapitän Cruz beherrschte den Raum mit seiner hohen Gestalt, umringt von der üblichen Schar mesmerisierter Damen.
    Wo war Virginia?
    »Ach ja?« fragte Lani

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