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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Roten Planeten entgegentragen.
    Virginia zog sich weiter zurück und gab der Simulation Raum. Überall auf Erden würde man dieses Schauspiel verfolgen; das Stationspersonal auf Phobos würde nicht allein das gewagte Manöver verfolgen.
    Halleys wolkige Gashülle schien den Planeten zu berühren. Virginia zwinkerte.
    Etwas war schiefgegangen. Wie konnte die Simulation…
    Die Gashülle um den Kern verformte sich, komprimiert von sonischen Schockwellen, als der Komet die dünne Atmosphäre des Planeten streifte. Ionisiertes Gas strömte auswärts, fort vom schwachen Magnetfeld des Mars.
    Der funkelnde Punkt des Kometenkerns, eine Trillion Tonnen Eis und Gestein, löste sich aus der zurückbleibenden Gashülle, eilte ihr voraus und begann noch stärker aufzuglühen.
    Nein…
    Gasausbrüche gingen in expandierenden Schockwellen vom Kometenkern aus. Johnvon schien zu verstehen, daß sie das Geschehen genau verfolgen wollte, und verlangsamte den Ablauf der Simulation. Die vom aufgeheizten Kometenkern verstärkt abgehenden Gasausbrüche verstreuten die winzigen Rettungskapseln wie ein Windstoß, der Pollenkörner davonträgt, während der Kern selbst dem Punkt größter Annäherung entgegeneilte.
    Der Kern brach auseinander! Dann noch einmal. Vier Brocken flogen, aus der Bahn gerissen, einwärts und zogen weißglühende Striche durch die Marsatmosphäre. Dann schlugen sie auf die Oberfläche.
    Ein Bruchstück schien abzuprallen, wie ein Hammerschlag glühende Funken davonstieben läßt. Staubwolken brodelten, wo der kilometergroße Brocken die Oberfläche berührt hatte.
    Ein großes Bruchstück ging im Umkreis von Nix Olympia nieder und riß in einer ungeheuren, blendenden Explosion die Flanke des Riesenvulkans auf.
    Simulation oder nicht, der Lichtblitz war so grell, daß Virginia rote Kreise vor den Augen tanzten. Als sie wieder hinsehen konnte, hatte sich die Serie der Aufschlagexplosionen in orangefarbene brodelnde Wolkengebirge verwandelt. Die dünne Atmosphäre wurde von den Staubwirbeln enormer Druckwellen durchzogen wie ein seichtes Wasser, in das Steine geworfen wurden.
    Beben erschütterten die alte Kruste. Der Dauerfrostboden brach auf und schmolz. Virginia bildete sich ein, sie könne durch den Staub die feurigen Bahnen von Magmaergüssen erkennen.
    Sie war zu verblüfft, um etwas anderes zu tun als mit großen Augen das Geschehen zu verfolgen. Die winzigen Stäubchen der Rettungsboote waren im Strudel der Elemente verschwunden.
    Der Plan sah einen Vorbeiflug im Schwerefeld vor! Von dieser Katastrophe hatte die Bodenkontrolle nichts gesagt!
    Auch Carl hatte nichts davon erwähnt.
    Unbewußt wandte sie ihr simuliertes Selbst vom Licht ab, fort vom brennenden, sonnenbeschienenen Antlitz des kosmischen Schmelztiegels.
    Der Mars blieb zurück, während sie an seinem Schatten entlang auswärts floh. Von der dunklen Seite gesehen, bot der Planet den Anblick einer dünnen Sichel aus feuerdurchschossenen Wolken. Auf einer Seite der Sichel glomm ein blutigroter Scheiterhaufen: der Kriegsgott beantwortete die Gewalt des Himmels mit wiedererwachten Vulkanen.
    Ungewollt und unwillkommen, kam ihr ein Vers von Shelley in den Sinn:
     
Seht auf meine Werke,
oh, ihr Mächtigen…
     
    Mit zitternden Händen zog sie den Stecker ihres neuralen Anschlusses, aber in ihrer Vorstellung dauerte das schaurige Geschehen fort. Die Phantasie übernahm die Simulation und ließ sie vollenden, was in achtunddreißig Jahren geschehen würde, wenn die Sonne am Morgen nach der Katastrophe aufgehen und einen von Staub und Dampf erfüllten wolkigen Tag auf dem Mars bescheinen würde.
    Und später würde es für eine Weile Regen geben.

 
4

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SAUL
     
     
»Als das Leben angefangen,
Mikroben durch den Urschlamm drangen,
Wurde schon zu spät’rer Plage,
Nach Warum und Wie die Frage,
Aufgegeben den Gelehrten.«
     
    Es war ein altes Trinklied, das sich unter den Biologie- und Medizinstudenten des zwanzigsten Jahrhunderts einiger Beliebtheit erfreut hatte. Saul hatte es in England gelernt, während eines regnerischen Winters in Cambridge. Daß es ihm jetzt wieder in den Sinn kam, hatte mit der Steingutflasche zu tun, die in seinem Schoß rollte und gluckerte. Er saß im trübe erhellten Korridor vor seinem Laboratorium und probierte ein polynesisches Heilmittel gegen das, was ihn schmerzte.
    Keoki hatte ihm die Flasche selbstgemachten Fusels mit den feierlichen Worten »Sie haben einen Rausch nötig, Dr. Lintz« gegeben. Und der Mann hatte

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