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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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verschiedenen Gruppen, daß man ihn in Ruhe ließ. Wer also…?
    Er zwinkerte wieder. Fühlte sich von einem ernüchternden Schauer überlaufen.
    Ausgestoßene…
    Sie kamen näher… menschenähnliche Gestalten, aber über und über bedeckt mit einheimischen Gewächsen, so daß sie an algenbewachsene Meerestiere gemahnten. Die Zusammensetzung der Lebensformen, die jeder trug, war verschieden. In einem Fall war vom ursprünglichen Menschen außer den Augen nichts mehr zu sehen. In den anderen waren durch das symbiotische Gestrüpp noch Gesichter erkennbar.
    Dies hieß die Synergie weitertreiben als selbst Saul ertragen konnte.
    Seit jenem Tag, als er zum Mystiker geworden war, hatte Suleiman Ould-Harrad mehrmals die oberen Ebenen verlassen, um diese Menschen aufzusuchen, und auf dem Wege hatte er kleine Notizzettel mit der einen oder der anderen Bitte an Sauls Tür geheftet. Saul hatte jedes dieser Ersuchen erfüllt und das benötigte Material – meist Arzneimitteln oder Ampullen mit seinem Serum – in den Gang vor die Tür gestellt. War er dann am Morgen hinausgegangen, hatte jemand die Sachen geholt. An ihrer Stelle lagen dann Proben der einen oder der anderen fremdartigen Lebensform da, die Saul bis dahin unbekannt gewesen war.
    Es war ein Tauschgeschäft von Arzneimitteln gegen weitere Stücke des Puzzlespiels, das Halley war. Saul war es recht, denn er hatte ohnedies nach Wegen gesucht, die unheimlichen Sonderlinge zu behandeln. Seit Ould-Harrad sich zu ihnen gesellt hatte, schien sich bei ihnen etwas wie Organisation abzuzeichnen, und sie waren weniger argwöhnisch und gewalttätig, wenn ihnen jemand aus einem ›normalen‹ Stamm in die Quere kam.
    Dennoch war er überrascht, als die beiden Gestalten sich tief verneigten.
    »Wir k-kommen und b-bitten um Ihre Hilfe.«
    Die stotternde Stimme überraschte Saul noch mehr.
    »Ich… ich wußte nicht, daß Sie noch sprechen…«
    Der mit dem Gesicht schüttelte bedächtig den Kopf. »Einige k-können es nicht mehr. Aber d-das heißt nicht, daß wir nicht mehr d-denken können.«
    »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Saul hastig. »Es ist nur, daß… nun, Sie lassen sich nie blicken. Die anderen fürchten Sie.«
    »Wie wir sie fürchten. Sie aber sind der Arzt. Wir k-kommen zu Ihnen mit einer V-Verletzung.«
    Saul war im Begriff, sie ins Labor zu bitten, als der Anführer der Gruppe eine Lücke in seinem Bewuchs auftat und ein kleines braunes Bündel zum Vorschein brachte. Es ließ wimmernde Geräusche hören.
    »K-Können Sie richten?«
    Der junge Otter hatte ein gebrochenes Bein. Er wand sich und biß in den Arm, der ihn hielt, aber ohne erkennbare Wirkung.
    »Selbstverständlich«, sagte Saul, stand auf und öffnete die Tür. »Bringen Sie ihn herein! Das sollte nicht allzu schwierig sein.«
    Bis auf Lani und gelegentlich eine Maschine kam sonst niemand als er selbst über diese Schwelle. Und sicherlich würde sie niemals von einer seltsameren Gestalt überschritten als jetzt.
    Aber andererseits war er in Voraussagen nie sehr gut gewesen.
    Eine Stunde nachdem die Ausgestoßenen gegangen waren, hatte er seinen Entschluß gefaßt. Es gab vernünftige wissenschaftliche Gründe für die Durchführung des Experiments. Die Kolonie brauchte es, sagte er sich. Die Menschheit brauchte es.
    Und er brauchte es. Und vielleicht konnte er Virginia etwas schenken, was sie sich mehr als alles andere wünschte.
    Er schaltete die Sprechverbindung seines Datenanschlusses ein. »Johnvon.«
    - Ja, bitte Eingabe.
    Er nickte. »Johnvon, ich möchte eine nur durch Kode zugängliche Datei einrichten.«

 
5

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CARL
     
     
    Wenn er gegen die Sonne blinzelte, lag die Eislandschaft wie ein Traumland vor ihm. Trupps von Männern und Maschinen zogen über die fleckige, zernarbte Oberfläche. Sie schleppten lange Zylinder aus poliertem Stahl und weißlichem Aluminium, elektrische Ausrüstungen und Transformatoren, die, um im kalten Vakuum des Weltraums arbeitsfähig zu sein, mit Isoliermaterial umwickelt waren, das ihre Form bis zur Unkenntlichkeit veränderte und Assoziationen mit verkrusteten Gehirnkorallen hervorrief.
    Im Zielgebiet der Arbeitstrupps zeigte das Eis tiefe trogartige Aushöhlungen. In regelmäßigen Abständen hatte Jim Vidor durch Abschmelzen zugeschnittener Blöcke Träger, Rampen und Stützen aus Eis hergestellt. Zarte Stränge verbanden orangefarbene facettierte Säulen. Eis hatte wenig Widerstandsfähigkeit gegen seitlich wirkende Scherkräfte und erfüllte

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