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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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begünstigte. Kinder verdienten eine Zukunft. Gegenwärtig glaubten wenige, daß es eine geben würde.
    Saul durchschwebte eine schimmernde Grenzzone und landete trotz seines vorgerückten Alters gewandt auf der rollenden Wiese. Als er das Gleichgewicht gefunden und sich der Rotationsbewegung angeglichen hatte, entstand hinter ihm ein holographisches Bild und schnitt die Aussicht auf den Rest der Halle ab. Plötzlich war es, als ob er in einem Park auf Erden lustwandelte. In einer Richtung überragten die Türme einer Stadt eine bewaldete Anhöhe. Auf der anderen Seite sah man durch eine Baumkulisse Sonnenschein auf einer Wasseroberfläche funkeln.
    Damit wir nicht vergessen, dachte er.
    Noch zweimal waren im Laufe der langen Jahrzehnte Sendungen technischen Datenmaterials eingetroffen, gesendet von namenlosen Wohltätern im inneren Sonnensystem. Projektionen wie diese – entfernte Abkömmlinge der einstigen Projektionswände – hatten zu den verblüffendsten Geschenken gehört… Und dieses Gedenken bewies, daß nicht alle, die unter der Sonne wohnten, Verwandschaft und Erbarmen vergessen hatten.
    Zum Teil geschah es ihretwegen, daß Saul an den Überwinterungs-Organellen arbeitete. Solche Menschen verdienten die Teilhabe auch an seinen Erkenntnissen.
    Er schlenderte unter den Ästen der Zwergbäume, vorbei an alten Bekannten, die ihm freundlich zunickten, und anderen, die er noch immer kaum kannte, weil sie immer dann Dienst getan hatten, wenn er im Kühlfach geschlafen hatte.
    Es hatte wirklich manches von einem Parkspaziergang daheim auf Erden. Natürlich konnte es niemanden täuschen. Alle Illusionsmechanismen hatten ihre Grenzen. Und wo hätte man auf Erden eine Person mit blaugefärbter Haut sehen können, die mit einer menschlich geformten Gestalt, die von einem dichten Pelz grüner Algen und gelblichgrauer, symbiotischer Flechten überwachsen war, Schach spielte?
    Durch Vielfalt und Experimente hatten sie zu leben gelernt.
    Er passierte die Statue von Samuel Clemens, nach dem der Park benannt war, und kam zum Wasservorhang eines Springbrunnens… oder vielmehr einer nahezu perfekten holographischen Projektion von Myriaden herabstürzender Wassertropfen, in denen sich der Sonnenschein in Regenbogenfarben brach, bevor sie in ein breites Auffangbecken rauschten. Die Illusion ließ ihn durch, ohne ihn zu befeuchten, und er betrat eine abgelegene kleine Parklichtung.
     
    Unter dem Dach einer Trauerweide lag ein winziges japanisches Teehaus, umgeben von Rhododendren. Saul setzte sich mit gekreuzten Beinen ans Ufer eines klaren Teiches und sah den Karpfen zu, die träge darin umherschwammen und Algen abweideten.
    Es war friedlich hier. Das Rumpeln der Lager, auf denen das riesige Rad lief, das gedämpfte Brausen der Ventilation… dies waren Geräusche, die er kannte und von denen er wußte, daß sie irgendwo existieren mußten. Aber sie waren längst in Gewöhnung untergegangen wie das Klopfen seines Herzens, bildeten einen Hintergrund, den er kaum noch wahrnahm.
    »Hallo, Saul.«
    Er blickte auf, als sie aus dem Teehaus kam, einen lockeren Kimono um die gebräunten Beine, mit Sandalen, die auf dem sandigen Pfad knirschten. Sie trocknete sich das schwarze Haar mit einem Handtuch.
    Diese Begegnungen mit ihrer Projektion verfehlten nie ihre Wirkung auf ihn. Ihr Körper war längst in das Ökosystem eingegangen. Sie aber hatte ihre Schönheit bewahrt.
    »Selbst Hallo«, sagte er. »Wie ist das Wasser?«
    Sie lächelte und ließ sich keine drei Schritte entfernt ins Gras nieder. »Herrlich. Ein wenig windig, aber die Brandungswelle war einsfünfzig hoch, gut zum Surfen.«
    Ihre Blicke begegneten einander. Stummes Lachen. Was ist Illusion? dachte Saul. Was ist Realität?
    Der Unterschied war nur in einer Weise klar. Sie war ihm so nahe, daß die ausgestreckte Hand sie erreichen mußte. Aber er konnte sie nicht berühren, und würde es niemals wieder können.
    »Gut siehst du aus«, sagte sie.
    Er zuckte die Achseln. »Alt und grau, wolltest du sagen.«
    »Selbst mit dem vollkommenen symbiotischen System«, neckte sie ihn.
    »Ja, selbst mit dem vollkommenen symbiotischen System. Natürlich muß man sich fragen, ob es wichtig ist. Oder ob Zeit und Alter Dinge sind, über die man sich sorgen sollte.« Er beobachtete sie aufmerksam, denn obgleich sie Bilder fast perfekt steuern konnte, vermochte ihr Gesicht nicht mehr als früher vor ihm zu verbergen. Sie war geheimnisvoll. Und für ihn ein offenes Buch.
    »Es könnte

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