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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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gegeben, und ein kluger Arzt konnte die Eltern warnen, wenn ihr Kind es hatte, aber das eigentliche Problem – die Erbanlage – war nicht zu überwinden, bis es uns gelang. Das heißt, bis es Simon Percell gelang.«
    »Sie brauchen Ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen.«
    Er lachte. »In den letzten Jahrzehnten hing meine Karriere davon ab, daß ich mir das nicht als Verdienst anrechnete.«
    »Na, hier bei uns ist es anders.«
    Er lächelte müde – und ein wenig mißtrauisch, wie ihr schien. »Sie, Virginia, sind ein Beispiel dafür, wie verschieden eine Landkarte vom Territorium ist.«
    Sie blickte hilflos.
    »Tut mir leid, ich bin wieder unklar. Gewohnheit von mir. Wir hatten die DNS-Nukleotiden schon vor langer Zeit bestimmt und kartiert. Wußten, wo alles war – ein großartiger Plan. Nur wußten wir nicht, was er bedeutete.«
    »Meine Gene sind frei von der Erbanlage, die den Lupus überträgt; Sie wußten genug, um das zu tun. Und die üblichen Percell-Verstärkungen sind wirksam.«
    »Wie man sieht«, sagte er lächelnd.
    Sie fühlte, wie sie errötete, suchte nach Worten. »Wir haben die verschiedensten Vorteile…«
    »Richtig…« Er versank wieder in Nachdenken, hing Erinnerungen an Zeiten nach, die sie nicht gekannt hatte. Dennoch würden jene Tage nicht in Vergessenheit geraten, solange es Percelle gab. Und dieses Vermächtnis lebte hier an Bord fort.
    Endlich sagte er mit einem Seufzer: »Aber mit alledem standen wir erst am Anfang. Wir konnten die erblichen Blutkrankheiten ausmerzen, die Huntingtonsche Chorea, alle die leichten Ziele. Da genügte es, ein paar Moleküle abzutrennen. Es war wie das Beschneiden von Obstbäumen. Man änderte ein paar Zeichen der Formel und fertig.«
    »Ich habe gelesen, daß es mehr als zwei Millionen Menschen geben soll, die Ihnen das verdanken.«
    »Das müssen Sie in den verbotenen Percell- Untergrundzeitschriften gelesen haben«, sagte er mit gespieltem Tadel. »Ja, richtig, Sie sind aus Hawaii. Dort ist man noch ziemlich pro-Percell, wie? Wer hat Ihre Sicherheitsüberprüfung vorgenommen?«
    »Ich bin so gut, daß man mich mitkommen lassen mußte«, sagte sie mit selbstgefälligem Lächeln.
    »Bravo. Und es ist wirklich so, Sie sind gut – ich habe selbst einen Blick in Ihre Akte geworfen, als Cruz mich in den Einstellungsausschuß berief.«
    »Tatsächlich?« Das ernüchterte sie. »Was – was steht drinnen? Hat man…?«
    Er winkte ab. »Nichts über Ihre subversiven Ideen. Nicht ein Jota.«
    Sie machte große Augen, ihr Mund bildete ein erschrockenes O – dann sah sie, daß er scherzte. »Ah…«
    »Es ist den vorgesetzten Stellen gleich, ob Sie glauben, daß Percelle genausogut wie Orthos sind, wissen Sie«, sagte er mit ironischem Lächeln. Er beugte sich vor, die Ellbogen auf die Knie gestützt, die Hände ineinander verschränkt, und fügte mit gedämpfter Stimme hinzu: »Weil alle davon überzeugt sind, daß sie es nicht sind.«
    Auf einmal erkannte sie, daß sie recht gehabt hatte: seine Haltung vor anderen war eine Maske. »Das ist die allgemeine Einstellung, nicht wahr?«
    »Ich fürchte es. Jedenfalls bei den meisten.«
    »Trotzdem ließen sie einige von uns an dieser Expedition teilnehmen.«
    »Lassen Sie mich… «, fing er an, dann brach er kopfschüttelnd ab. »Sie hatten ihre Gründe. Es ist alles sehr komplex.« Er lehnte sich wieder zurück und ließ die Spannung verebben.
    »Aber…«
    »Ist Ihnen nie der Gedanke gekommen, daß es eine sehr anziehende Idee sein könnte, eine Menge intelligenter, fleißiger, unruhestiftender Percelle loszuwerden?«
    »Selbstverständlich.«
    »Und Sie… sind Sie nicht in einer Weise froh, all die Schwierigkeiten und Anfeindungen zu Hause los zu sein?«
    Sie mußte zugeben, daß es so war. Als die Edmund Halley die Erdumlaufbahn verlassen hatte, war ihr leichter ums Herz gewesen als seit Jahren. »Nun… in mancher Hinsicht.«
    »Und zwar?« Er schien wirklich interessiert, sein Blick war aufmerksam, die glänzende Stirn unter dem kahlen Scheitel in Falten gelegt. Trotz alledem wirkte er nicht alt auf sie, nur weise und freundlich und in einer unaufdringlichen Weise männlich.
    »Ach… wissen Sie, mein Vater hielt mich für etwas Besonderes. Er meinte, unsere Familie sei außergewöhnlich, so etwas wie ein historisches Experiment.«
    »Ich verstehe. Eine verbreitete Einstellung.«
    »Ich… mir war sie zuwider.«
    »Sie wollten nicht besonders sein?«
    »Ich wollte nicht anders sein.«
    »Das sind

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