Im Herzen Des Lichts
Schimmelfohlenflusses; Mähne, Schweif und Füße waren schwarz. Sein Zaumzeug war offenbar aus Sumpfgras geflochten; ein modriger Geruch ging davon aus. Das Tier scharrte über den Boden und senkte den Kopf. Erst da richtete Zip seine Aufmerksamkeit auf den Reiter, der nun absaß.
Zip erinnerte sich nicht, wie er auf die Füße gekommen war, nur an die elegante Bewegung des Mannes, als er sich aus dem Sattel schwang und sagte: »Was haben wir denn hier?«
»Uh, ich versuche bloß, das wieder zusammenzusetzen.« Zip deutete vage hinter sich auf die wirren Altarsteine und bemühte sich, den zerlegten Schrein mit seinem Körper zu schützen.
Der Helm des Reiters drehte sich langsam. Sein Visier war geschlossen. Seine Rüstung war aus Bronze oder gehärtetem Leder. Jedenfalls war er wie ein Söldner gerüstet, der gut bezahlt wurde: die Arme waren unbedeckt, von einem Schutz um die Handgelenke abgesehen. Er trug einen Harnisch, Lendenschutz und Wadenschutz, und alles sah maßgefertigt aus. Von seinem Waffengürtel hing ein Reiterschwert über die Hüfte, und hinter ihm sah Zip zwei Schilde am Sattel sowie Bogen und Köcher, doch in der Hand hielt der Reiter nur einen Speer.
Als er ohne ein weiteres Wort auf ihn zukam, benutzte der Mann den Speer als Stab. Und dann, als diese gesichtslose Erscheinung ihn fast erreicht hatte und Zip sich bereits fragte, ob sich hinter dem erschreckenden Visier überhaupt Augen befanden, sprach der Mann wieder: »Ich sehe, wo Euer Problem liegt.«
Er marschierte einfach an Zip vorbei zu dem wirren Steinhaufen.
»Nein, nicht! Bitte nicht! Niemand soll diese Steine berühren.« Ohne zu überlegen, sprang Zip auf den Gerüsteten zu, da schnaubte das Pferd hinter ihm, bäumte sich auf und schlug mit den Hufen um sich.
Zip riß die Arme in die Höhe und warf sich auf den Boden, als das Pferd hoch aufgerichtet auf ihn zukam.
Gleichzeitig drehte der Gerüstete sich langsam aus der Taille um und hob den Speer. Das Pferd stellte die Vorderbeine wieder auf den Boden und senkte schnaubend den Kopf.
Zip plagte sich auf die Füße. »Hört, wie ich schon sagte, niemand soll diese Steine berühren.«
Der Gerüstete drehte ihm den Kopf zu, und die Stimme hinter dem Visier sagte: »Der Stein zuerst.« Sein Speer deutete auf einen bestimmten Stein, dann tippte er mit dem Speer gebieterisch darauf, als Zip nur dastand und starrte. »Diesen! Jetzt!«
Plötzlich hatte Zip die Hände um den Stein, dann um einen anderen, auf den der Speer als nächstes wies. Zip arbeitete unter der Anweisung dieses Speeres, bis der Himmel rot und golden war und Zip schließlich schwer atmend den letzten Stein in beiden Händen hielt.
Er hob ihn vorsichtig über die anderen und hatte Angst, daß wieder alles einstürzen würde, wenn er diesen letzten Stein daraufsetzte. »Seid Ihr sicher?« keuchte er atemlos.
Der behelmte Kopf nickte knapp, und der Speer deutete gebieterisch.
Zip setzte den Stein auf alle anderen, und ein Funke schien aus ihnen zu sprühen. Er biß ihn in die Hand und kroch sein Handgelenk hinauf. Es brannte wie Feuer.
Er taumelte rückwärts und blinzelte auf die Steine, die plötzlich blendeten. Er beschirmte die Augen vor dem grellen Schein. Ein Trick des Lichts, sagte er sich, als er die Lider wieder öffnete und das Steingebilde noch da war, aber ohne eine Spur von Feuer.
Eine Art Bienenstock aus Steinen, so festgefügt wie die Tempelmauer, in deren Schatten er stand. Noch ehe er sich besann, kniete er vor der niedrigen Öffnung, spähte hinein, um zu sehen, ob der Flußgott da war.
Und er sah etwas, rot und glühend, ruhelos in seiner gewollten Dunkelheit. Er streckte eine Hand aus, um die Steine zu berühren. Sie fühlten sich kühl an.
Er schob an einem Stein. Ohne Erfolg. Er stemmte sich gegen zwei andere. Sie gaben nicht nach. Er lächelte, dann grinste er. Er drückte die Wange an den kühlen Stein, wußte jetzt, daß der Funke nur irgendein Leuchtkäfer, und daß alles andere Illusion gewesen war, ein Augenblick eines Wachtraums.
Denn der Gott war nicht erzürnt über ihn - er war gekommen, um in dem Tempel zu wohnen, den er gebaut hatte.
Zip stieß einen lautlosen Jubelruf aus, da erinnerte er sich an den Reiter. Er erhob sich vom Altar, die Hand bereits ausgestreckt, um dem Fremden zu danken, doch da war niemand! Kein Mann in Rüstung. Kein Pferd im Pantherfell.
»Muß gehen, aber ich komm’ zurück, Gott«, murmelte Zip und strich mit der Hand über den Schrein, ehe er
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