Im Herzen Des Lichts
verstehen, was Ihr sagen.«
Ach! Melilots Neugier erwachte. Was könnte die Muttersprache dieses Fremden sein? Der Akzent war ihm fremd, genau wie die eigenartige Formulierung. Vielleicht war Klikitachs Sprache ausgerechnet eine, welche auf der Liste fehlte, die an die Tür zu seinem Skriptorium geheftet war, obwohl diese Liste um drei, möglicherweise sogar vier Sprachen länger war als jene, die seine ernsthaftesten Konkurrenten zu bieten hatten. Und wenn nur, um zu lernen, eine Sprache zu erkennen, die ihm nie zuvor untergekommen war, würde es sich lohnen, der Sache auf den Grund zu gehen.
Doch ehe Melilot einen Vorschlag zu formulieren vermochte, sprach der andere bereits weiter.
»Und in ander, größer Teils, weil nicht sein gut, machen Spaß über Fluch. Sprechen als bedauernswert Opfer, kennen gut Schmerzen von Ungerechtigkeit, Grausamkeit, von machen Fluch gegen unschuldig Mann, mich, mein Person.«
Diese nachdrückliche Anfügung ist in Yenized üblich, doch nie am Satzende... Oh, ich bin hier wirklich auf etwas gestoßen! Aufgeregt winkte Melilot das kleine Mädchen aus der Ecke zurück, damit sie wieder nachschenke.
Aber Klikitach lehnte ab, er legte die breite Hand auf den Becher. »Müde. Ich schlafen. Müssen gehen, wir.«
Als halte er Jarveenas Einverständnis für selbstverständlich, griff er nach seinem Schwertgürtel, den er über die Lehne seines Stuhles gehängt hatte, stand auf und streckte die Hand aus, um ihr aufzuhelfen.
Sie ignorierte sie.
Ein noch tieferes Rot überzog Klikitachs Wangen. Er sagte: »Du nicht.«
»Ich habe noch geschäftliche Dinge mit Melilot zu besprechen«, unterbrach sie ihn. »Eines der Mädchen wird dir dein Gemach zeigen. Ich komme später nach.«
Aus Angst, Klikitach könne einen Streit heraufbeschwören, plagte Melilot hastig seine gewaltige Leibesfülle vom Stuhl.
»So ist es, mein Herr«, bestätigte er. »Aber ich versichere Euch, wir werden uns so kurz wie möglich fassen.« Er zögerte und versuchte, den Grund für Klikitachs üble Laune herauszufinden. »Falls Ihr vielleicht befürchtet, ich könnte ein Recht auf Intimität übertreten, das die Dame gegenwärtig Euch zugesprochen hat, so ersuche ich Euch, doch die. sichtbaren Zeichen meiner. Unzulänglichkeit in dieser Hinsicht zu bedenken.«
Klikitachs Gesicht blieb unbewegt. Da wurde Melilot bewußt, wie nervös er selbst war und daß er sich deshalb aus Gewohnheit förmlicher, hochgestochener Ausdrücke bedient hatte, die dieser Fremde nicht verstand. So überlegte er es sich rasch anders.
»Es ist, wie Jarveena gesagt hat. Meine Gästegemächer stehen Euch zur Verfügung. Ich freue mich darauf, mich während Eures Aufenthalts in Freistatt über Euer Heimatland und seine Sprache und Schrift zu unterhalten; es wäre für mich sehr interessant, ja ein wahres Vergnügen, von Euch davon Näheres zu erfahren. Anstatt Euch zuzumuten, Euch Unterkunft in einem verlausten Gasthof wie dem Wilden Einhorn suchen zu müssen, lade ich Euch deshalb ein, in meinem Haus zu wohnen, bis Ihr die Geschäfte, die Euch hierherbrachten, erledigt habt. Ihr könnt kommen und gehen, wie es Euch beliebt.«
Seine Worte verloren sich. Klikitachs Miene wurde nur noch finsterer. Melilot hätte nach dem Schwert gegriffen, hätten Jarveenas Finger, schlanker, aber fast so stark, sich nicht um seine gelegt. Mit einem säuerlichen Lächeln sagte sie: »Du hast den armen Kerl erschreckt. Kein Wunder. Ich nehme ihn mit und beruhige ihn, dann komme ich wieder.«
Das >Beruhigen< dauerte so lange, daß Melilot, schon schläfrig vom Wein, nahe daran war, die Besprechung mit Jarveena auf den nächsten Tag zu verschieben. Auf der Straße war es inzwischen so ruhig geworden, daß fast jegliches lautere Geräusch seine Gänse zum Schnattern veranlassen würde. Da kehrte Jarveena endlich, lautlos wie ein Schatten, zurück. Sie war völlig nackt und ließ sich müde in einen Sessel fallen. Wie er sah, stimmte seine Vermutung über das Keloid an ihrer Brust.
»Puh!« stieß sie hervor, redete dann jedoch leise. »Wenn ich gewußt hätte, was ich mir da mit Klikitach aufhalse, hätte ich nie versprochen, ihm zu helfen. Man kann allerdings gar nicht anders, als den armen Teufel zu bedauern.«
»Also ich kann durchaus anders!« erwiderte Melilot. »Womit hat er dich so betört, die du meines Wissens noch nie Mitleid für irgend jemanden empfunden hast, außer für dich selbst - und vielleicht Enas Yorl?«
Sie tat, als wolle sie den
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