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Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Zeit wie Illyra ihr Töchterchen einen Sohn begraben, dessen Lebensfaden ebenfalls viel zu früh durchschnitten worden war. Auch hatte Gilla Illyra während der schlimmen Wochen ihrer gemeinsamen Trauer gepflegt. (4) Vanda wußte gewiß, was ihre Mutter wußte, und Vanda kannte Kinder.
    »Ich habe ein Kind«, begann Illyra tief aus ihrem Herzen.
    Erstaunen und Argwohn huschten über Vandas Gesicht. »Oh.« Sie seufzte, während sich eine beruhigende Maske über ihr Gesicht schob. »Welch ein Glück für Euch!« Es war eine Stimme, mit der man zu geistig Verwirrten sprach.
    Illyra entging die Distanz nicht, die Vanda rasch zwischen ihnen schuf. Aber nachdem sie einmal zu reden begonnen hatte, konnte sie nicht mehr aufhören. Sie beschrieb, wie ihr Trevya aufgehalst worden war und daß das Kind ihr keine Ruhe ließ. Sie sprach von Trevyas verkrüppelten Beinchen und von den Visionen, die zur Anfertigung der Stütze aus Fischbein und Leder geführt hatten.
    Dann erläuterte Illyra sich selbst und Vanda, wie Dubro sich seit Trevyas Ankunft verändert hatte. Als wären Kinder austauschbar und als müsse eine Frau jedes Baby lieben, das in ihren Armen zappelte.
    Während dessen saß Vanda unbewegt und aufmerksam da und wurde bei jedem Wort der S’danzo zurückhaltender. Bis Cha-bos, der es schon zu Beginn von Illyras Wortschwall langweilig geworden war, dafür sorgte, daß ihr wieder Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
    Das Kind hatte eine ihrer Ti-cosa hervorgeholt, eine kleinere Version des beysibischen Hofkostüms, die so reich bestickt und gepolstert war, daß sie fast von allein stehen konnte.
    »Richtet sie!« verlangte Cha-bos und begann durch die Stube zu laufen.
    Bänder hingen von den Säumen und Nähten als Symbole der Vipern der Beynit, welche die erwachsenen weiblichen Angehörigen der Familie der Beysa bei sich trugen.
    »Cha-bos-tu!« rief Vanda den vollen Namen des Kindes, als die Katastrophe sich abzuzeichnen begann.
    Smaragdgrüne und rubinrote Seidenbänder schlangen sich um die Beine des Kindes. Cha-bos schrie auf, als sie vorwärts stolperte und als wirres Häufchen Kind und Kleidung auf dem Boden landete. Einen Augenblick glaubten Illyra und Vanda, daß sie sich nicht weh getan hatte, doch dann gellte ein Schrei herzzreißender Angst aus dem Durcheinander.
    Vanda erreichte sie als erste und brüllte ihre tröstenden Worte fast, während sie Cha-bos von der Cosa befreite. Ein Splitter, so lang wie ein Kinderfinger ragte aus dem Unterarm der Kleinen. (Die Fußböden in diesen oberen Palasträumen bestanden aus Dielen, die schon bessere Tage gesehen hatten.) Chabostu, zweite Tochter Shupanseas und Zeugin all dessen, was ihre Mutter ins Exil nach Freistatt getrieben hatte, war wie gelähmt beim Anblick ihres eigenen Blutes. Ihr ganzer Körper war auf die beysibische Art erstarrt, ihre einzige Bewegung das krampfhafte Atmen zwischen den Schreien.
    Vanda vermochte die Starre des Unterarms nicht zu lösen, und als sie den Splitter herauszog, spritzte hellrotes Blut aus der Wunde.
    »Liebe Shipri steh mir bei!« murmelte Vanda, als in Cha-bos aufgerissenen Augen plötzlich nur noch das Weiße zu sehen war. »Haltet sie!«
    Vanda schob das Kind in Illyras widerstrebende Arme, brüllte nach den Palastwachen und eilte zu den Kleidungsstücken, um einen Streifen als Verband abzureißen.
    Illyra schwankte und wurde fast so starr wie Cha-bos, als warmes Blut über ihre Finger hinabsickerte.
    Das war kein gewöhnliches Kind - kein gewöhnliches Blut. Was sich da in der Mulde zwischen ihrem Daumen und Zeigefinger sammelte, war gräßliches, starkes Gift. Illyra schluckte, schauderte und fiel fast in Ohnmacht, als die Flüssigkeit über ihr Handgelenk rann und unter ihrem Ärmelaufschlag verschwand. Nichts hätte sie jetzt lieber getan, als das kleine Mädchen von sich zu stoßen und das Weite zu suchen. Aber Vanda war zurück und riß Stoffstreifen mit den Zähnen ab, und auf dem Korridor hallten die schweren Schritte herbeieilender Wachen.
    Illyra blieb nichts übrig, als ihren Ekel zu unterdrücken, während Vanda die Wunde behandelte und Cha-bos in ihren Armen zuckte. Eine absurde Panik erfüllte die Kinderstube. Welche Infektion könnte sich überhaupt in einem Kind ausbreiten, dessen Blut Gift war? Da kamen die Visionen.
    Sie befand sich im Beysibischen Reich und blickte mit Kinderaugen auf einen Alptraum. Riesen stürmten mit bluttriefendem Stahl in den Händen aus zuckenden Schatten. Kalte, unnachgiebige Hände

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