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Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Kind des Avatars einer Gottheit von der Mutter eines anderen Avatars auf den Boden geworfen wurde. Ausnahmsweise einmal erwies sich Freistatt als Ort, wo Recht und Ordnung ihren vorgeschriebenen Lauf nahmen. Nicht einmal die gemeinsamen Proteste des Prinzen und der Beysa konnten verhindern, daß die S’danzo zum Wachkommandanten abgeführt wurde.
    »Macht Euch keine Sorgen«, beruhigte der Prinz Illyra, als er sich der waffenstarrenden Eskorte anschloß, die sie aus der Kinderstube brachten. »Es ist nur eine Formalität. Ihr braucht bloß Euren Namen unter ein paar Protokolle zu setzen.«
    Das war kein großer Trost für die Seherin, die wie die meisten in Freistatt nur ein X an Stelle ihres Namens kritzeln konnte.
    Es wäre vielleicht anders gekommen, wenn Dubro seine Gattin begleitet hätte - denn er war dazu bestimmt gewesen, Schreiber zu werden, nicht Schmied, und er hatte nicht vergessen, was er einmal gelernt hatte. Dummerweise war Dubro nicht einmal in der Schmiede, als ein Lakai aus dem Palast kam, und Suyan brachte vor Ehrfurcht kein Wort heraus.
    Nicht, daß Dubro ihr gesagt hatte, wohin er ging, als er das Feuer dämpfte und das lederne Vordach herunterließ, das den Eingang zu seinem Arbeitsplatz von Illyras trennte. Er konnte ja schlecht zugeben, daß er zur hinteren Mauer ging, wo die anderen S’danzoseherinnen wohnten, um sie um ihren Rat zu bitten.
    Er dachte an Mondblume und war nicht der einzige in Freistatt an diesem und anderen Tagen, der ihren gewaltsamen Tod bedauerte. (5) Sie war kaum größer gewesen als Illyra, aber mehr von Dubros Gewicht, und er hatte sich in ihrer Gegenwart wohl gefühlt.
    Er überlegte sich seinen Plan noch einmal, als er das S’danzoviertel betrat, in dem es stark nach Räucherwerk roch. Er hatte sich bereits entschieden, wieder umzudrehen und in seine eigene, vertraute Welt zurückzukehren, als er sich des abschätzenden Blickes der Frau bewußt wurde, die Mondblumes Platz als die beste Seherin eingenommen hatte.
    »Grüß Euch, Schmied«, rief die große, hagere Frau. »Was führt Euch hierher?«
    Die Xanthippe ließ man nicht einfach stehen. Sie war die lebende Verkörperung jeglichen Gemunkels, das man sich verstohlen über die S’danzo zuraunte. Kein vernünftiger Mensch bezweifelte, daß sie jeden, der sich bei ihr unbeliebt machte, verfluchen konnte und es auch tat.
    Dubro zerknüllte den Saum seines Kittels in der Faust und machte ein paar Schritte auf sie zu. »Ich habe eine Frage - über die Karten.«
    Sie musterte ihn von oben bis unten, wozu sie sich Zeit ließ, und zog schließlich den Vorhang zu ihrem Wahrsageraum zur Seite. »Dann habt keine Scheu, kommt herein und fragt.«
    Die Xanthippe lebte allein. Niemand wagte es, zu fragen, ob sie je eine Familie gehabt hatte. Für die anderen S’danzo und das übrige Freistatt war sie immer genau so gewesen, wie sie war. Eine Aura der Zeitlosigkeit lag über ihren nüchternen Räumlichkeiten. Ihr Holztisch war von der langen Benutzung dunkel und glänzend geworden.
    Ihre Karten waren zerfleddert, die Bilder sowohl verblaßt wie auch fleckig. Sie war eine Seherin, die nicht gestattete, daß irgend jemand außer ihr ihre Amashkiki, die Karten, die Wegweiser zu Visionen, berührte. Sie flogen von einer knochigen, knotigen Hand zur anderen, als sie sich auf ihrem Hocker niederließ.
    »Sagt mir, wo ich anhalten soll. Wählt zuerst, was Euch am wichtigsten ist.«
    Dubro schob die ausgestreckten Hände mit den Handflächen voraus zwischen sich und die rasch wechselnden Karten. »N-nein!« stammelte er. »Ich wähle keine Karten! Illyra hat bereits gewählt.«
    Die Xanthippe hielt abrupt inne. »Wenn sie gewählt hat, was ist dann Eure Frage?« Aber gewiß wußte sie es bereits.
    »Sie kann für niemanden lesen, den sie liebt. Sie wollte die Karten auch gar nicht auflegen - aber einige fielen ihr aus der Hand. Ich glaube zwar, daß sie für uns nicht lesen kann - aber ich glaube nicht, daß sie nicht wählen kann.«
    »Für einen Mann von Eurer beträchtlichen Statur habt Ihr einen erstaunlichen Durchblick«, erklärte die Xanthippe selbstzufrieden kichernd. Dubro verschränkte die Hände und schwieg. »Nun gut, beschreibt die Karten, die Ihr gesehen habt.«
    »Es waren fünf. Sie nennt sie Gestirn, Quecksilber, Eichel, Meer und Leere.«
    Seit mehr als zehn Jahren arbeitete Dubro vor Illyras Wahrsageraum und hatte ihren Beruf ignoriert. Doch trotz seines Hämmerns hatte sich ihm einiges davon eingeprägt. Seine

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